Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman

Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman

Titel: Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Maaser
Vom Netzwerk:
Toten.
    „Er war alles andere als zuverlässig. Stammte aus dem Süden, aus der Gegend von Albi, dem Ketzernest.“
    Mit dieser Mitteilung konnte Chilperich etwas anfangen. „Arianer?“  
    Die Westgoten waren Arianer, und Albi lag nicht weit entfernt von der Grenze zu ihrer einzigen Provinz nördlich der Pyrenäen. Der Arianismus war in diesem Grenzland noch weit verbreitet. Und vor allem war das westgotische Königshaus, dem Brunichild entstammte, stock-arianisch. Zwar war die westfränkische Königin bald nach ihrer Hochzeit zum römischen Glauben übergetreten, doch wie ernst es ihr damit war, wusste niemand.
    „Möglich - nein, wahrscheinlich“, sagte Aegidius knapp und nickte nachdrücklich, als ziehe er gewisse Schlüsse erst jetzt. „Als hätte ich nicht schon genug am Hals. Ich hab ihn in der Nähe von Verdun auf einen Posten gesetzt, wo er keinen Schaden anrichten konnte, aber von dort hat er sich eigenmächtig davongemacht.“ Ein wenig war dem Bischof die Sache unangenehm.
    Und Chilperich hatte keine Mühe, seine Gedanken zu erraten.
    Dieses Verdun lag eine halbe Tagesreise von Metz, und damit von Brunichilds bevorzugter Residenz entfernt. Mehr brauchte er nicht zu wissen. Nun waren sie doch beide schlauer. Selbst wenn Aegidius an dem Attentat nicht beteiligt war, und es vielleicht nicht mal guthieß, so ließ sich doch feststellen, dass er eine Königin hatte, die Meuchelmörder ausschickte, und er, Chilperich, hatte eine, die sie in Stücke hauen ließ.
    Fredegund hatte am Mittagsmahl nicht teilgenommen und hielt sich in den der Familie vorbehaltenen Gemächern auf. Der Streit mit Chilperich ging ihr noch nach. Warum hatte er so wenig Verständnis für die innere Not aufgebracht, aus der heraus sie hatte handeln müssen? Um aus ihrer gedrückten Stimmung herauszufinden, zog sie sich für einige Stunden in die Bäder zurück. Nach einem ausgedehnten Bad ließ sie sich von ihren Sklavinnen erst gründlich enthaaren -  überall bis auf den Kopf selbstverständlich -,  massieren und zum Schluss mit kostbaren Essenzen einölen, bis ihre Haut so rosig und frisch wie die eines Kindes wirkte. Danach fühlte sie sich besser und langsam kehrte ihre Lebensfreude zurück. Sorgfältig wählte sie die Garderobe für den Abend aus und machte sich dann auf die Suche nach Merowech.
    Sie platzte mitten in einen Streit hinein, den er mit seinem Vater austrug. Leise war sie eingetreten, ohne dass es die beiden bemerkten. Es war ein privates Speisezimmer und einer der schönsten Räume im Palast, mit marmornen Halbsäulen an einer der Stirnseiten, einem kleinen, in die Wand eingelassenen Wasserbecken, das von einem Muster aus blauen und goldenen Mosaiksteinen umgeben war, Meereswellen darstellend, in denen ein Delfin schwamm. Mehrere Ruhebetten, wie sie bei den Römern beliebt gewesen waren, bildeten neben niedrigen Tischen die Einrichtung. Chilperich hatte es sich auf einer der Liegen bequem gemacht und ließ sich von einem Sklaven Wein in einen kostbaren Glasbecher einschenken. Still setzte sich Fredegund zu ihm und hörte erst einmal zu.
    „Was soll ich in Poitiers?“, rief Merowech zornig.
    „Was du dort sollst?“, schnauzte Chilperich. „Übernimm den Oberbefehl über die Truppen, die ich dort stehen habe. Ich will, dass der Ärger aufhört. Schluss mit dem Aufruhr, hörst du?“
    „Richtig, Schluss damit!“, entgegnete Merowech heftig. „Den Aufruhr kannst du dir überhaupt nicht leisten. Denk an deinen Bruder Guntram und daran, was er dazu sagt, wenn du noch länger Provinzen besetzt hältst, auf die du keinen Anspruch hast. Schließlich gehört Poitiers jetzt Sigiberts Sohn. Poitiers ebenso wie Tours.“
    Fredegund verschlug es den Atem. Erst im letzten Jahr hatte Merowech auf Befehl seines Vaters Poitiers belagern sollen, war aber nach Tours abgeschwenkt und hatte mit seinen Truppen ohne Skrupel die Umgebung verwüstet. Das war schon schlimm genug gewesen. Und dann hatte er seine Krieger einfach verlassen und war zu seinem Paten nach Rouen gegangen. Ein völlig unberechenbares Verhalten. Und jetzt? Es war noch nicht lange her, dass er nach seiner Rückkehr aus Rouen in Paris zu Kreuze gekrochen war und sein Vater ihm verziehen hatte. Warum also lehnte er sich schon wieder gegen ihn auf? Wieso ergriff er Partei für – für wen eigentlich? Den kleinen Childebert, genannt Bertho?
    Chilperich hielt den Kopf nachdenklich gesenkt und bohrte mit einem Finger im Ohr, ein deutliches Zeichen von

Weitere Kostenlose Bücher