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Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman

Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman

Titel: Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Maaser
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leicht, alles in Ordnung zu halten“, stammelte er.
    Wittiges musste ihm recht geben. Otho war noch keine zwanzig gewesen, als er die Nachfolge seines Vaters Karl angetreten hatte, der der Anführer der Dorfgemeinschaft gewesen war. Zur Schmiede gehörte verhältnismäßig viel Land; es war der größte Hof im Dorf, ein Erbe, das verpflichtete. Scheune, Werkstatt und zwei Grubenhäuser umgaben das große Haus mit seinem weit vorkragenden Strohdach, und alles befand sich in ausgezeichnetem Zustand. Mitten im Hof stand der Brunnen, der von einem mächtigen Kastanienbaum beschattet wurde. Ein schmuckes Anwesen, nur lag anscheinend kein Segen mehr darauf. Noch als Wittiges überlegte, ob er umgehend kehrtmachen sollte, trat Othos Frau heraus, ein kleines Kind auf dem Arm, die Tochter, die weder laufen noch sprechen konnte. Scheu sah die Frau zu Wittiges herüber und eilte dann auf ihren Sohn Ulf zu.
    „Kümmere dich nicht um ihn, er kommt allein zurecht“, herrschte Otho seine Frau an. „Geh zurück ins Haus!“
    Wittiges erinnerte sich daran, dass sie früher ein hübsches junges Mädchen mit runden weichen Wangen und schlichter Sinnlichkeit gewesen war. In den wenigen Jahren ihrer zweiten Ehe hatte sie sich in eine verhärmte Frau verwandelt, die dennoch eine gewisse Würde ausstrahlte. Ihr brauner Leinenkittel war makellos sauber, ihr Haar war mit einigen Nadeln kunstvoll aufgesteckt, und sie hielt sich sehr aufrecht. Schrecklich dagegen war das greinende Wesen mit dem leblosen Ausdruck eines Totenkopfs. Merkwürdig, dass diese Tochter nicht längst gestorben war. Ohne ein Wort drehte sich die Frau um und ging zurück ins Haus.
    Wittiges zögerte, aber dann schwang er sich vom Pferd und ging langsam auf Ulf zu.
    „Was willst du, Herr?“, fragte Otho laut.
    „Nachsehen, ob du deinen Bruder erschlagen hast“, gab Wittiges kalt zurück.
    Inzwischen regte sich der Junge. Er kroch auf dem Boden umher und begann die Kohlestücke zusammenzuklauben. Als Wittiges vor ihm stand, hob er den Kopf. Da, wo ihn die Ohrfeige getroffen hatte, schwoll die Wange bereits an und aus seiner Nase tropfte Blut.
    „Steh auf!“, sagte Wittiges ruhig. Ulf gehorchte zögernd. „Und nun geh zu deiner Mutter und bitte sie, dass sie deine Wange kühlt, bevor sie noch dicker wird.“
    Otho hatte mit verschränkten Armen gelauscht. Die Augen zusammengekniffen, die mächtigen Arme vor der Brust verschränkt, sah er Ulf nach, bis dieser im Haus verschwunden war. Wittiges wusste genau, dass er kein Recht hatte, sich in die häuslichen Angelegenheiten des Schmieds einzumischen. „Ich nehme an, das wolltest du auch gerade zu deinem Bruder sagen“, bemerkte er leichthin, ließ aber dennoch Verachtung durchklingen. Grausamkeit gegenüber Kindern verstieß gegen alle überkommenen Sitten und Gebräuche und nicht nur gegen die Christenpflicht der Nächstenliebe.
    Der junge Schmied trug ein auffälliges Holzkreuz an einem Lederriemen um den Hals, das Wittiges noch nie an ihm gesehen hatte. Es musste neu sein. Nun krallte Otho eine Hand darum, während er offensichtlich mit sich rang. „Ich verstoße das Weib, es taugt nichts.“
    Einen guten Schmied zu haben, war ein Glücksfall. Wittiges konnte es sich nicht leisten, Otho zu verlieren, dass wusste dieser nur zu genau. Er schien überhaupt mehr zu wissen, als ihm guttat. Keineswegs unterwürfig, sondern eher angriffslustig musterte er seinen Grundherrn und war sich seiner Stellung als einziger Schmied in weitem Umkreis nur allzu bewusst.
    „Wie du willst, dann rechne fürs nächste Jahr aber mit höheren Abgaben“, erklärte Wittiges gelassen und ging zurück zu seinem Pferd.
    „Das kannst du nicht machen!“, schrie Otho aufgebracht. „Diese Frau ist von Gott verflucht, sieh dir doch die Kreatur an, die sie geboren hat. Das ist kein Mensch.“
    Viel zu viele Kinder überlebten die Geburt nicht, andere erlitten einen Schaden. Ein gesundes Kind war deshalb ein Geschenk, für das die Eltern nicht dankbar genug sein konnten. Daher war die Fürsorge für Kinder etwas ebenso Selbstverständliches wie Notwendiges. Umso unbegreiflicher die rohe Gewalt dieses Mannes gegen seinen jungen Halbbruder Ulf.
    „Ich kann die Abgaben erhöhen, wann ich will“, entgegnete Wittiges ungerührt. „Ich bin hier das Gesetz.“
    Es war sicher Zufall, dass Pontus abends auf Otho zu sprechen kam. Er beklagte sich über die Übellaunigkeit des Schmieds. „Aber daran ist nur der Heilige schuld, verstehst du?“,

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