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Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman

Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman

Titel: Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Maaser
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Augen verdächtig feucht glänzten. Also machte sich Pontus ernsthaft Sorgen um ihn. Es wäre jetzt so einfach gewesen, sich ihm anzuvertrauen und sich alles von der Seele zu reden.
    „Natürlich verstehst du das nicht. Du warst bei den Verhandlungen in Pannonien ja nicht dabei, und wozu ...“
    „Hör auf!“, brüllte Pontus, „erzähl mir nicht, dass ich für alles außerhalb dieses Guts zu blöd bin! Seit du zurück bist, stänkerst du herum, bist unleidlich, und keiner versteht dich mehr. Du benimmst dich, als würde dich nichts mehr von allem hier interessieren und wir dich auch nicht.“
    Genauso war es irgendwie und doch wieder nicht. Nur konnte Wittiges dies nicht eingestehen und hätte auch nicht gewusst, wo er anfangen sollte.
    „Findest du nicht, dass du zu dick aufträgst? Ich hab bei den Awaren meinen Hals riskiert, während du hier ...“
    Unvermittelt packte ihn Pontus an beiden Oberarmen und sah ihm mit brennendem Blick ins Gesicht. „Gib endlich zu, dass dich etwas bedrückt, mit dem du allein nicht fertig wirst. Freunde stehen sich in der Not bei. Bist du wirklich so ehrgeizig, dass dir dein Scheitern bei den Verhandlungen derartig nachgeht? Kannst du dich nicht mit dem zufrieden geben, was du bereits hast?“
    Pontus folgte einer völlig falschen Fährte. Abwehrend schüttelte Wittiges den Kopf.
    „Warum bist du nur so verstockt!“, schimpfte Pontus und streifte ihn mit einem letzten, beleidigten Blick, bevor er den Raum verließ. Benommen folgte ihm Wittiges in den Stallhof, brachte es aber nicht fertig, ihm nachzurufen, damit er stehenblieb, um ihn anzuhören. 
    Im Stallhof umringte eine Gruppe von Knechten und Mägden mehrere Fremde, aber Wittiges wusste sofort, wen sein Knecht gemeint hatte. Es war Samur, der die beiden blauen Pferde brachte, das verfluchte Geschenk des Kaghans. Da wusste Wittiges, dass er noch immer in schwerer Schuld stand und Gott weit davon entfernt war, ihm zu vergeben. Der lange dunkle Schatten seiner Taten in der Fremde hatte ihn eingeholt.
    Er blieb stehen. Dafür drängte sich Pontus durch das Gesinde und trat auf Samur zu, der die Pferde am Zügel hielt und leise auf sie einredete. Beide tänzelten auf der Stelle und verdrehten die Augen, sicheres Zeichen dafür, wie stark die fremde Umgebung sie beunruhigte. Der Hof, um den sich Scheunen und Ställe gruppierten, war erfüllt vom Abendlärm. Ein Heuwagen stand in der Mitte, hoch beladen mit trockenem Heu. Zwei Hähne kämpften miteinander, ein kleines Schwein rannte quiekend über den Hof, verfolgt von einem Hausknecht, der für die Küche arbeitete. Ein Hütejunge trieb eine kleine Ziegenherde vor sich her zum Stall. Tief stand die goldene Abendsonne über den Dächern, eine warme Brise wehte und trug von den Wiesen und Feldern Sommerdüfte heran. Einen Moment verlor sich Wittiges in den Anblick dieses friedvollen Lebens, dann traf sein Blick den des Awaren, und es wurde ihm schlagartig kalt.
    „Ich bring dir deine Pferde“, sagte Samur mit seinem schweren kehligen Akzent.
    Wittiges nickte beklommen und rührte sich nicht vom Fleck.
    „Bevor ich aufbrach, habe ich etwas erfahren. Betrifft einen Jungen mit Namen Felix, der mit eurer Königin nach Chalon ist.“
    Das Flüstern und Geraune der Leute erstarb. Niemand regte sich mehr, der Koch ließ das Schweinchen laufen. Überlaut war das erregte Schnauben der blauen Pferde zu hören.
    „Mein Sohn heißt Felix“, erklärte Wittiges wie unter Zwang.
    Samur hielt seinen Blick fest. „Ich denke, ist dein Sohn, um den es geht. Heißt, er ist verschwunden.“
    Eine junge Magd löste sich aus der Gruppe und stob mit gerafftem Rock davon.
    „Was heißt verschwunden?“, polterte Pontus.
    Samur lächelte ohne jede Freundlichkeit. „Frag dux Gogo. Er hat mit Boten aus Chalon gesprochen.“
    „Ich glaube nicht“, mischte sich Wittiges endlich ein, „dass wir das hier im Hof besprechen sollten.“ Einigermaßen beherrscht gab er Anweisungen, die fremden Knechte und ihre Pferde unterzubringen. Unschlüssig war er sich noch, was mit den blauen Pferden geschehen sollte, als Pontus bereits einen seiner Männer anwies, die Tiere zu den Falben auf die Weide zu bringen. Wahrscheinlich die beste Lösung, denn diese Pferde waren Ställe nicht gewöhnt.
    „Ich kann das nicht glauben“, sagte Pontus unsicher, als sie mit Samur zur Villa hinübergingen. Wittiges dagegen wusste genau, dass das Schicksal unerbittlich zugeschlagen hatte. Sie nahmen den Weg durch den großen

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