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Der Hüter des Schwertes

Der Hüter des Schwertes

Titel: Der Hüter des Schwertes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Duncan Lay
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Wenn Martil mehrere Regimenter Panzerreiter und gut ausgebildeter Fußsoldaten anführte, würde er es auch mit einem Haufen Bauern und Stadtbewohnern aufnehmen können. Aber er sagte kein Wort.
    Wie es schien, war er nun durch Magie verpflichtet.
    »Dann sollten wir uns besser auf den Weg machen«, seufzte er.
    An seinem zweiten Tag in Norstalos-Stadt wurde Pater Nott überraschend zu einer Audienz zum Erzbischof gebeten. Er hatte auch von seiner Reise in einer komfortablen Kutsche nicht viel mitbekommen, weil er mit seinen Gedanken stets bei Karia und Martil gewesen war. Sein Gespräch mit dem Krieger ließ ihn einfach nicht los. Hatte er genug gesagt? Hatte er zu viel gesagt? In seinem Innersten wusste er, dass er Martil nicht alles hatte erzählen dürfen. Dadurch hätte er das Gegenteil dessen bewirkt, was er erreichen wollte. Der Mann war noch nicht bereit gewesen zu erfahren, dass er abermals ein Land retten musste. Hätte er ihm diese Last zu schnell aufgebürdet, wäre Martil davongelaufen. Es war für ihn besser, wenn er es Stück für Stück erfuhr. Nott bezeichnete das gerne als die Brotschnittentaktik. Ein Mann konnte keinen ganzen Laib Brot auf einmal schlucken, aber wenn man ihm eine Schnitte nach der anderen reichte …
    Er fragte sich, warum der Erzbischof ihn rufen ließ. Vermutlich war es aber so Brauch, und alle pensionierten Priester wurden vom Oberhaupt der Kirche empfangen. Er hoffte, dass es keine große, offizielle Sache war. Solche Dinge hasste er.
    Er war überrascht, dass er in das Büro des Erzbischofs gebeten wurde, in einen überwältigenden Saal, der – abgesehen von den religiösen Wandmalereien und der Tatsache, dass ein Altar und kein Thron im Mittelpunkt des Raumes stand – bemerkenswerte Ähnlichkeit mit dem Thronsaal eines Königs hatte. Es überraschte ihn noch mehr, dass der Erzbischof persönlich ihn auf einem von zwei schön vergoldeten Stühlen erwartete, zwischen denen ein kleiner Tisch mit Erfrischungen stand.
    »Pater Nott! Willkommen! Ich danke dir für deinen ausgezeichneten Dienst an deiner Gemeinde und deiner Kirche! Bitte, nimm Platz und leiste mir Gesellschaft. Eine Tasse Tee gefällig?«
    »Danke, Eure Eminenz«, war alles, was Nott über die Lippen brachte.
    Der Erzbischof rückte ihm den Stuhl zurecht, goss ihm Tee ein und stellte die Tasse auf den Tisch.
    Nott war sprachlos. Er hatte den Erzbischof erst ein paarmal gesehen und war ihm noch nie so nahe gewesen. Erzbischof Declan war ein gut aussehender, würdevoller Mann mit silbernem Haar. Er war verantwortlich für Hunderte Priester, mehrere Dutzend Bischöfe sowie einen enormen Schatz an Besitzungen und Reichtümern. In der Politik hatte er so viel zu sagen wie der wichtigste Adlige – wenn er denn wollte. Er war ein großer, offensichtlich gesunder Mann in guter Form, hatte breite Schultern und einen starken Charakter. Nott war ein wenig überwältigt von ihm.
    »Das ist sehr freundlich, Eure Eminenz«, sagte er langsam und nippte an seinem Tee.
    »Ach was. Denkst du, ich lade jeden pensionierten Priester auf eine Tasse Tee ein? Mein lieber Bruder, dazu habe ich keine Zeit!« Der Erzbischof nahm einen Schluck Tee und setzte die Tasse bedächtig wieder ab. »Erzähl mir von Martil und Karia.«
    Nott hätte fast den Tee verschüttet.
    »Was wollt Ihr wissen?«
    Der Erzbischof seufzte. »Ich weiß, wie sehr du dem Mädchen verbunden bist. Aber ich muss wissen, ob der Mann dieser Aufgabe gewachsen ist. Wird er tun, was getan werden muss?«
    Nott sah den Erzbischof an und war ebenso entsetzt wie beängstigt, dass er seine Maske von Erhabenheit hatte fallen lassen. Jetzt brannte sein Blick sich in Notts Augen, und sein Gesicht legte Zeugnis ab von der enormen Belastung, unter der er stand.
    »Ich … ich weiß es nicht mit Sicherheit, Eure Eminenz. Er wandert auf einem schmalen Grat. Sagt ihm etwas, und er wird wahrscheinlich genau das Gegenteil tun. Ich habe ihm einen kleinen Anstoß in die richtige Richtung gegeben, aber nur die Zeit wird zeigen …« Nott verstummte, als der Erzbischof das Gesicht in einer Mischung aus Angst und Ärger verzog. »Eure Eminenz, wenn Ihr gestattet, was habt Ihr gesehen?«
    Der Erzbischof seufzte. »Ich habe nichts von Martils und Karias Zukunft gesehen. Meine Angst gilt der Kirche. Wir nähern uns einem entscheidenden Moment. Die Kirche – im Grunde genommen die ganze Welt – könnte sich für immer verändern. Und nicht zum Guten. Angstpriester suchen den Kontinent heim; in

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