Der Hüter des Schwertes
nichts mehr im Weg. Rabbag saß auf Tomon, den Martil führte. Karia ritt mit Barrett, Conal lief. Sein schäbiger kleiner Esel hätte in diesem Stadtteil zu viel Aufsehen und Misstrauen erregt. Das Tier wäre höchstens als Lasttier von jemandem durchgegangen, der Plumpsklos sauber machte.
Sie erreichten die Kirche ohne Zwischenfälle. Martil band die beiden Pferde fest und führte zusammen mit Barrett die Gruppe in die Kirche. Dieses Mal kam der Priester sofort auf sie zugeeilt, als sie die Kirche betraten. Drei Männer, eine Frau und ein Kind waren wohl kaum die ungewöhnlichste Gruppe, die jemals in seine Kirche gekommen war. Aber diese fünf waren derart unterschiedlich gekleidet, dass sie sofort seine Aufmerksamkeit erregten.
Er war groß und dünn, hatte eine Hakennase und scharfe graue Augen, die die Gäste sorgfältig begutachteten. Wenn dies die Kirche war, in der die Königsfamilie betete, war es eine wichtige Stellung, hier Priester zu sein. Vielleicht sogar ein schneller Weg zum Bischofsamt, dachte Martil. Dieser Priester sah jedenfalls aus, als wäre er sehr ehrgeizig.
»Kann ich euch helfen? Ihr wisst, dass ihr in einer Kirche seid?«, sagte er arrogant und blickte den einhändigen, ungepflegten Conal und die knapp bekleidete Rabbag verachtungsvoll an.
»Wir hätten gerne einen privaten Gebetsraum. Wir möchten Aroaril anflehen, sich unserer irregeleiteten Schwester und unseres bedauernswerten Onkels anzunehmen«, sagte Martil besänftigend. Er und Barrett hatten sich Sorgen gemacht, dass man den Zauberer erkennen könnte, also hatte Barrett seinen Zauberstock bei der Eiche gelassen, sodass sie im Falle einer Flucht keine Zeit verloren. Er trug einen Kapuzenumhang und stand hinter der Gruppe. »Natürlich würden wir der Kirche eine ansehnliche Spende zukommen lassen, und vielleicht müssen wir später sogar für deine Hilfe zahlen, sollte Aroaril unsere Gebete nicht erhören.« Martil brachte einen kleinen Beutel zum Vorschein, den er dem Priester reichte.
Der Gesichtsausdruck des Priesters wurde etwas weicher, als er das Gewicht des Beutels spürte. Er sah hinein und setzte ein freundliches Lächeln auf.
»Natürlich ist es im Sinne der Kirche, Sünder wieder auf den Weg der Rechtschaffenheit zu bringen. Wie lange werdet ihr den Raum brauchen?« Er nahm ein Goldstück aus dem Beutel und sah es sich genau an.
»He, das ist doch keins von meinen Goldstücken, oder?«, knurrte Rabbag.
»Es könnte eine Weile dauern«, gab Martil dem Priester zu verstehen, und Barrett versicherte Rabbag hastig, aber leise, dass sie jede Menge Gold hatten.
»Ich verstehe. Bitte ruft mich, wenn ihr für einen etwas persönlicheren Dienst zahlen wollt.« Der Priester lächelte, und Martil bemerkte, dass der Blick des Mannes auf Rabbags tiefem Ausschnitt ruhte, während er sprach.
Ihnen wurde ein kleiner Gebetsraum zugeteilt. Darin befanden sich lediglich ein Symbol Aroarils an der Wand, das im Sonnenlicht glänzte, zwei Kirchenbänke und ein Stuhl. Barrett zog sich die Kapuze vom Kopf und spähte aus der Tür, bis er sicher war, dass der Priester sich entfernt hatte.
»Pater Prent ist ein mächtiger Mann in der Kirche«, sagte Barrett verächtlich. »Den Gerüchten zufolge kennt er jeden Skandal der letzten zehn Jahre und hat gegen jeden Priester etwas in der Hand; die Rede ist von schmutzigen Geheimnissen. Auf diese Weise hat er sich diesen Posten gesichert, obwohl er weder ein Freund der Kirche und schon gar nicht der Königin ist.«
»Was machen wir denn jetzt?«, wollte Rabbag wissen.»Wir warten«, sagte Martil schlicht. »Du kannst schlafen, mit uns reden oder versuchen, Frieden mit Aroaril zu schließen.«
»Dann werde ich schlafen«, sagte sie entschieden.
Seltsamerweise machte Karia keinerlei Probleme. Sie lehnte sich zurück und genoss es, dass Martil ihr vorlas. Außerdem hatten sie wirklich viel zu essen dabei. Dann ließ sie sich von Conal vorlesen, und Martil schlief eine Weile. Selbst als sie bei Pater Nott gewohnt hatte, hatte sie nicht so viel Aufmerksamkeit bekommen. Schließlich hatte Pater Nott sich auch um seine Gemeinde kümmern müssen. Aber jetzt brauchte sie lediglich zu fragen, und alle erfüllten ihre Wünsche. Es war wunderbar!
Währenddessen lief Barrett auf und ab und spähte oft zur Tür hinaus. Es versetzte ihn in Aufregung, dass er so nah dran war, die Königin zu befreien, aber er fürchtete sich immer noch. So vieles konnte schiefgehen. Er selbst war sich natürlich sicher,
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