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Der Hüter des Schwertes

Der Hüter des Schwertes

Titel: Der Hüter des Schwertes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Duncan Lay
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nächsten Nachbarn waren es einige Meilen. Der Mann, den die Welt einst als Kriegshauptmann Macord gekannt hatte, saß mit einer halb leeren Weinflasche und ein paar Kerzen vor sich auf dem Tisch in der Küche des Hauses. Ein Bauernhof war alles gewesen, wovon er während des Krieges geträumt hatte. Jetzt träumte er nicht, sondern wünschte sich nur, er wäre gestorben, bevor er jemals von einer berellischen Stadt namens Bellic gehört hatte.
    Widerwillig schenkte er sich noch ein Glas Wein ein, aber als er zum Trinken ansetzte, ließ ihn ein Klopfen an der Tür innehalten. Ohne nachzudenken, fuhr seine Hand an seinen Gürtel, wo er einen langen Dolch trug. Seine Kleider waren ungewaschen und sein Gesicht unrasiert, doch der Dolch war sauber und scharf. Rasch und leichtfüßig eilte er durch das Zimmer zur Tür, obwohl der über dem Gürtel hängende Bauch ahnen ließ, wie lange es her war, seit er zum letzten Mal seine Rüstung getragen hatte. Er spähte vorsichtig durch ein Seitenfenster. Draußen war nichts, und er dachte nicht einmal daran, die Tür zu öffnen. Stattdessen machte er kehrt und eilte in sein Schlafzimmer, wo ein Schwert und seine Rüstung griffbereit lagen. Er stürmte durch die Tür und wollte sie direkt hinter sich wieder verbarrikadieren – nur um eine schwarz gekleidete Gestalt neben seinem Bett stehen zu sehen.
    Die Arme des Mannes schnellten vor, und Macord sah das Paar Wurfmesser gerade noch, bevor sie sich ihm in die Brust bohrten.
    »König Markuz lässt grüßen, Hauptmann Macord«, sagte der Mörder dem nach Luft ringenden Mann.
    Cezar ließ das Bauernhaus, aus dessen Fenster Flammen züngelten, hinter sich. Er hatte die Leiche mit Lampenöl übergossen und nahm an, dass die Miliz die grausamen Brustverletzungen des Mannes nicht bemerken, geschweige denn schlussfolgern würde, dass Berellia sich an einem der Schlächter von Bellic gerächt hatte – zumindest nicht, bis sie die restlichen getötet hatten.
    Chell war ein typisch norstalisches Dorf. Es gab eine unbefestigte Straße, an der etwa hundert größtenteils hölzerne Häuser standen. Einige waren auch aus Stein und ein paar andere aus Lehmziegeln gemauert. Es gab ein Wirtshaus, eine Kirche, einen Posten der Miliz und natürlich einen Marktplatz mit umzäumten Bereichen. Die großen Misthaufen neben den Häusern machten das Dorf nicht unbedingt reizvoller, und den rauen Willkommensgruß entboten Hühner und Schweine.
    Es war wie tausend andere Dörfer auf dem ganzen Kontinent und würde nie zu den Orten gehören, die man in Norstalos gesehen haben musste. Aber für Karia war es etwas Besonderes. Obwohl sie in den letzten sechs Monaten im Wald gehaust oder sich auf Edils Bauernhof irgendwo verkrochen hatte, war dies ihr Zuhause, das einzig wahre Zuhause, das sie kannte.
    Sie hatte ein gutes Gedächtnis – Pater Nott hatte gesagt, er habe nie ein Kind wie sie unterrichtet – und konnte sich gut an alles erinnern. Tage, die von Frieden und Ruhe geprägt waren, Unterrichtsstunden und Fragen, die sie eifrig beantwortet hatte, und andere, die ihr beantwortet wurden, Gebete in der angenehm kühlen, dunklen Kirche oder zu Hause, liebevolle Umarmungen und ein Gutenachtkuss. Viele Menschen hatten sich um sie gekümmert, nicht nur Pater Nott, sondern auch die vielen Frauen, die in der Kirche geholfen hatten. Es hatte andere Kinder gegeben, mit denen sie spielen und reden konnte. Und das Beste von allem war gewesen, dass es immer genug zu essen gegeben hatte. Essen, das die Frauen aus dem Dorf gebracht hatten: Eintöpfe, Pasteten, Torten, Kuchen und frische, sahnige Milch. Pater Nott war alt gewesen und oft beschäftigt, aber er hatte immer ein Lächeln auf den Lippen, wenn er sie gesehen hatte, und er hatte ihre vielen Fragen beantwortet.
    Die vergangenen sechs Monate waren damit nicht zu vergleichen gewesen. Das Leben auf dem Bauernhof war hart, hatte keinen Spaß gemacht, sie hatte keinen Unterricht und kaum etwas zu essen bekommen, aber dafür hart arbeiten müssen. Man hatte ihr aufgetragen, schon vor dem Morgengrauen aufzustehen, um für ihren Vater und ihre drei Halbbrüder das Frühstück zuzubereiten. Nach dem Kochen musste sie die Tiere füttern, Eimer reparieren und alle anderen Aufgaben ausführen, die Edil gerade so in den Sinn kamen. Alle Tiere, mit denen sie sich anfreunden wollte, endeten normalerweise auf dem Esstisch, und ihre Fragen wurden entweder gar nicht oder mit einem Tritt oder Schlag beantwortet. Sie war ein

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