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Der Hüter des Schwertes

Der Hüter des Schwertes

Titel: Der Hüter des Schwertes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Duncan Lay
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wusste, wie er auf Karias Frage hätte antworten sollen.
    »Ich hatte keine Zeit zu packen, als wir vom Bauernhof geflohen sind«, erklärte Karia. »Ich musste alles hinter mir lassen, und Paps konnte nie einen Reisenden mit einem kleinen Mädchen finden, dem er ein neues Kleid für mich abnehmen konnte.«
    »Das sind so die alltäglichen Probleme der Banditen, von denen man in den Geschichten nie etwas hört«, sagte Pater Nott melodisch und zwinkerte Martil zu.
    »Machst du wieder Späße, Pater?« Karia setzte die Tasse ab, aus der sie gierig Milch geschlürft hatte, und hatte einen schaumigen Milchbart auf ihrem schmuddeligen Gesicht.
    »Nur ein kleines bisschen, meine Liebe. Also, wie wäre es mit einem Bad?«
    »Muss ich?«
    »Ja, wenn du heute Nacht hier schlafen willst, musst du. Selbst die Schweine würden dich heute Nacht aus ihrem Stall vertreiben, so wie du riechst.«
    Karia kicherte und rülpste.
    Martil hatte einen Weg gesucht, um sich vor dem Baden zu drücken.
    »Nun ja, ich muss die örtliche Miliz aufsuchen und erklären, was heute geschehen ist«, verkündete er.
    Nott sah ihn an, als wüsste er genau, warum Martil fortgehen wollte, aber er sagte lediglich: »Edil und seine Söhne waren hier in der Gegend nicht unbekannt. Du solltest keine Schwierigkeiten mit der Miliz bekommen. Eigentlich könnte ich mir sogar vorstellen, dass sie dir vielleicht einen Kaffee spendieren werden für deine Bemühungen.«
    Martil ließ es sich nicht anmerken, aber er war erleichtert, die Worte des alten Priesters zu hören. Die Miliz würde sich zwar freuen, dass dem Unwesen Edils ein Ende gesetzt worden war, aber sie würden sich bestimmt ebenfalls freuen, einen Fremden einsperren zu können, bis sie ihm all sein Gold abgenommen hatten.
    »Falls es Ärger gibt, schick sie zu mir. Und es könnte vielleicht von Vorteil sein, wenn du deine Schwerter für diesen Besuch wieder anlegst. Es gibt nicht viele Männer hier, die glaubhaft machen könnten, sie hätten Edil und seine drei Söhne … beseitigt, ohne selbst auch nur einen Kratzer davongetragen zu haben.«
    »Gibt es noch Nachtisch?«, unterbrach Karia das Gespräch.
    Nott lächelte. »Wenn du gebadet hast, können wir bestimmt etwas finden. Nun lass uns gehen; du musst mir helfen, das Wasser in die Wanne zu schütten.«
    Martil sah das als Hinweis, sich nun aus dem freundlichen Familienleben zurückzuziehen. Er kam sich vor wie auf der Flucht, als er seine Schwerter anlegte und sich auf den Weg zum Milizposten machte. Aber ihm schwante, dass es eher ein vorübergehender Rückzug war. Pater Nott war viel zu alt, um sich um ein kleines Mädchen zu kümmern. Es grenzte eigentlich an ein Wunder, dass er noch nicht abberufen worden war, um seinem Gott von Angesicht zu Angesicht gegenüberzutreten.
    Auf dem Weg machte Martil bei seinem Pferd Halt, nahm ihm den Sattel ab und gab ihm Futter. Das Gewicht der Satteltaschen machte ihm bewusst, dass er ein Vermögen an Gold einfach unbewacht draußen gelassen hatte. Das war selbst für jemanden, dem Geld nicht so wichtig war, idiotisch. Er brachte die Satteltaschen ins Badehaus des alten Priesters und überlegte, dass Pater Nott zwar alt war, man aber mit etwas Gold sicherlich jemanden fand, der ihm im Haushalt und bei dem Mädchen zur Hand ging.
    Wachtmeister Hutter liebte ein ruhiges Leben. Deswegen gefiel ihm Chell auch sehr gut. In den großen Dörfern und Städten hatten Wachtmeister der Miliz mit ausgefuchsten Dieben, Schlägereien, Unruhen und Mördern zu tun. Hier dagegen waren ein paar Trunkenbolde und ein gelegentlicher Diebstahl auch schon alles, was es an Problemen gab. Und natürlich – glücklicherweise außerhalb, in den Wäldern – noch Edil und seine Söhne, aber bevor sein Hauptmann nicht eine ganze Reihe Leute zur Unterstützung schickte, hatte er nicht vor, durch die Wälder zu streifen und nach den Räubern zu suchen. Einst träumte er davon, einmal die goldenen Schulterklappen eines Hauptmanns zu tragen, in einer großen Stadt zu dienen und sogar den König kennenzulernen. Aber einige Jahre Mitternachtsstreife hatten seine Begeisterung gedämpft. Und mit anzusehen, wie sein Partner direkt neben ihn mit einem Messer abgestochen wurde, hatte ihm die Lust an einer Beförderung genommen. Man hatte ihn zum Wachtmeister ernannt, weil er den Mörder seines Partners zur Strecke gebracht hatte. Anschließend hatte er es geschafft, diesen gemütlichen Posten zu beziehen. Das hatte ihm gereicht; und auch seine

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