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Der Hüter des Schwertes

Der Hüter des Schwertes

Titel: Der Hüter des Schwertes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Duncan Lay
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überschwänglich und drehte sich zu einer Schar Stalljungen um. Tomon wurde weggeführt, um abgesattelt, gestriegelt und gefüttert zu werden. Martil und Karia folgten dem vor ihnen hertänzelnden Kettering. Drei Jungen, die unter dem Gewicht der Satteltaschen taumelten, bildeten die Nachhut.
    Die Schrullen des Mannes erheiterten Martil. Er war gern bereit, den Narren zu tolerieren, denn ein Blick in das Gasthaus zeigte, dass Menners Empfehlung gut gewesen war – es war auf jeden Fall eines der besten, die er in Norstalos gesehen hatte.
    Karia war von dem Gasthaus eingeschüchtert. Nach der Schlichtheit von Pater Notts Haus und dem Saustall, der das Gehöft ihres Vaters gewesen war, mussten die dicken Teppiche, die schweren Messingleuchter und die kunstvollen Holzvertäfelungen sie sehr beeindrucken.
    »Mein Herr, wir bitten unsere Gäste, im Haus keine Waffen zu führen«, bemerkte Kettering, als er sie das Treppenhaus hinaufführte. »Wir haben die allerbesten Männer eingestellt, um für Ruhe zu sorgen. Aber natürlich ist, wie wir zu sagen pflegen, das Drachenschwert die einzige Waffe, die den Frieden bewahrt – und das werdet Ihr wohl kaum bei Euch haben.«
    Martil zuckte mit den Achseln. »Ich werde die Schwerter in meinem Zimmer lassen«, stimmte er zu.
    Sie hatten sehr viel Platz. Die »Unterkunft« bestand aus mehreren Zimmern: einem gemütlichen Wohnraum mit mehreren breiten Sofas, einem Tisch und sechs gepolsterten Stühlen. Zu einer Seite führten Türen in ein großes Schlafzimmer und ein Badezimmer, und auf der anderen Seite lag das zweite Schlafzimmer.
    »Das ist ja größer, als Papas Bauernhof es war«, rief Karia.
    Martil sah, wie Kettering die Augenbrauen hochzog, so hoch, dass sie unter seinem unnatürlichen Haaransatz verschwanden.
    »Ich bringe sie zu ihrem Onkel. Das war der letzte Wunsch ihres Vaters«, erklärte er dem Mann.
    Kettering öffnete den Mund, um eine weitere Frage zu stellen, blickte dem Krieger dann jedoch in die kalten Augen und beschloss, dass Diskretion bei seiner Arbeit manchmal lebenswichtig sein konnte.
    »Ich bin sicher, Ihr werdet einen schönen Aufenthalt hier haben. Und solltet Ihr etwas brauchen, zögert nicht zu fragen.« Er ließ die Burschen die Satteltaschen auf den Tisch legen und händigte Martil einen schweren Messingschlüssel aus, bevor er verschwand.
    »Was sollen wir jetzt tun?«, fragte Karia. Sie wollte auf dem Bett herumspringen, aber die teure Einrichtung schüchterte sie ein wenig ein.
    »Vor dem Essen wird gebadet«, sagte Martil mit Nachdruck.
    Er ignorierte ihren Widerstand und trug sie ins Badezimmer. Dort nahm ein großer, mit Wasser gefüllter Badezuber den Ehrenplatz ein.
    »Ich hab doch gestern erst gebadet! Paps sagt, man muss nur zweimal im Jahr baden!«, kreischte sie. »Das Wasser ist ganz kalt.«
    Einzig die Drohung, ihr das Abendessen zu verweigern, machte es möglich, dass Karia widerwillig in den Zuber kletterte.
    »Gut, wasch dich jetzt und ruf mich, wenn es Zeit für die Haare ist«, sagte Martil.
    Karia sah ihn böse an. »Ich will aus dem Zuber heraus«, gab sie zu verstehen.
    »Du wirst drinbleiben und dich waschen«, antwortete er.
    »Werde ich nicht.«
    Martil erkannte, dass er sich in eine ausweglose Situation manövriert hatte, und nach ihrem siegesgewissen Blick zu urteilen, wusste sie es auch. Nun gut, er mochte seinem Gegner in die Falle gegangen sein. Aber es gab noch die Möglichkeit, etwas Unerwartetes zu versuchen.
    »In Ordnung«, seufzte er. Nun war der richtige Moment, Menners Taktik nachzuahmen und etwas Neues zu probieren. Er sah sich rasch nach etwas um, das als Spielzeug benutzt werden konnte. Es gab jedoch nichts außer einer Waschbürste mit langem Griff. Und er konnte nichts anderes tun, als zu behaupten, sie sei lebendig und ein freundliches Geschöpf. Das fiel ihm schwer. Aber er spielte lieber den Dummkopf, als zu verlieren.
    Karia hatte aufgehört zu schreien und zu brüllen, und statt ihr die Seife zu geben, brachte er die lange Bürste zum Vorschein und sagte, ihr Name sei Frau Bürste, und sie wolle Karia in der Wanne besuchen.
    Gegen ihren Willen war ihre Neugier geweckt. Was tat er da? Sie vergaß ganz zu schreien, als Frau Bürste so tat, als würde sie schwimmen und ihre Zehen kitzeln. Als sie endlich begriff, dass es nur ein Trick war, hatte sie bereits Seife in den Haaren und auf den Füßen.
    Als sie zu Ende gebadet hatte, schwitzte Martil leicht und freute sich darauf, selbst baden zu können.

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