Der Hüter des Schwertes
Wetter, Vögel und Tiere und versuchen herauszufinden, wie sie sich verhalten. Dann lernen und versuchen sie, das zu kopieren, damit sie es durch Magie geschehen lassen können.«
»Woher weißt du so viel?«, fragte Karia erstaunt.
»Ich stand einst bei einem Zauberer in der Lehre. Meine Eltern dachten, ich hätte etwas Macht, weil ich von der Pflanzenzucht ganz besessen war. Natürlich habe ich auch von Drachen geträumt. Aber ich habe es noch nicht einmal in den ersten Kreis geschafft.«
»Was?«
»Wenn man seine Prüfungen besteht, erhält man Eintritt in den ersten Kreis, dann in den zweiten Kreis und so weiter, bis man den neunten Kreis erreicht hat.«
»Wie lange dauert das?«, fragte Karia.
Nicht so lange wie dieses Mittagessen, dachte Martil.
»Oh, viele schaffen es nie. Zum siebten Kreis zugelassen zu werden, ist eine große Ehre. Es gibt wahrscheinlich nur drei oder vier Magier in Norstalos, die es bis in den neunten Kreis geschafft haben. Sie können Magie benutzen, die wir uns gar nicht vorstellen können. Sie können einen natürlichen Prozess, der in einer seltenen Pflanze geschieht, kopieren und ihn bei einem Menschen oder einem Tier anwenden. Aber sie müssen einen hohen Preis dafür zahlen. Sie müssen an Kraft abgeben, was sie sich an Magie genommen haben. Wenn sie zu viel Magie nutzen oder versuchen, zu viel zu tun, wenn sie bereits erschöpft sind, dann kann das sie töten. Daher gibt es einige Dinge, zum Beispiel das Fliegen, die unmöglich sind. Sie kosten zu viel Kraft. Die Magie muss ersetzt werden, und sie wird der Lebenskraft des Magiers entnommen, wenn das nötig ist, um den Kreis von Magie und Kraft aufrechtzuerhalten. Der Kreislauf ist alles. Alles muss sterben und seine Energie wieder zurück in den Kreis geben, damit der Kreislauf weitergeht.«
»Alles muss sterben? Sogar Drachen?«, fragte Karia.
»Nun ja, selbst Drachen. Nichts kann den Kreislauf durchbrechen. Aber den Tag, an dem die Drachen sterben, werde ich hoffentlich nicht erleben. Aroaril weiß, was dann geschehen mag!«
»Aber …«, setzte Karia an.
Martil erkannte die Gefahrenzeichen. Sie würde noch bis zum Einbruch der Nacht Fragen stellen. Und Berne wirkte immer noch so fröhlich, dass er sie auch weiterhin beantworten würde.
»Wir müssen unsere Reise fortsetzen, und Berne auch. Danke für das Mittagessen und deine Geschichten, aber wenn wir nicht bald aufbrechen, schaffen wir es nicht ins nächste Dorf, bevor es dunkel wird. Mit einem kleinen Kind reist es sich langsam«, sagte Martil und lächelte Berne entschuldigend an.
Trotz Karias Einwänden und Bernes Angebot, sie könnten die Nacht unter seiner Kutsche schlafen, gelang es Martil, sie auf Tomon zu setzen und davonzureiten. Er winkte Berne zum Abschied. Aber dieser kleine Sieg brachte ihm wenig Frieden. Alle Fragen, die sie Berne hatte stellen wollen, musste er ihr nun beantworten.
Alles, was mit Magie zu tun hatte, war für Karia schon immer von besonderem Interesse gewesen, es hatte sie geradezu in seinen Bann geschlagen. Beispielsweise, wenn sie Pater Nott zugesehen hatte, wie er die Macht Aroarils nutzte, um Krankheiten zu heilen und anderen zu helfen. Und in den vergangenen Jahren hatte sie auch von Drachen geträumt. Sie liebte diese Träume. Sie fingen immer gleich an. Ein Drache grüßte sie, aber es war jede Nacht ein anderer Drache. Manchmal war er golden und gewaltig, manchmal zierlich, klein und grün; er konnte alle möglichen Farben haben, und auch seine Stimme war jedes Mal eine andere. Der Drache nahm sie mit und flog mit ihr, schoss hoch in den Himmel hinauf. Deshalb wollte sie etwas über Magie erfahren. Also ergriff sie nun wissbegierig die Gelegenheit. Martil musste das alles wissen. Er hatte auch all ihre anderen Fragen beantworten können.
Martil bemühte sich um Antworten. Er hatte keine Ahnung, wie man Magie benutzte oder woran man erkannte, dass man es konnte. Er wusste jedoch, dass die Drachen die Wächter der Magie waren und dafür sorgten, dass der Kreislauf der Magie in Gang blieb und dass immer wieder neues Leben entstand.
Die Elfen dagegen waren nicht die magischen Geschöpfe, die man aus den Sagen kannte, sondern nur ein besonderer Menschenschlag, der den Drachen diente. Anscheinend hatte es ihre äußere Erscheinung verändert, so lange Zeit in unmittelbarer Nähe derart starker Magie zu leben. Ihre Gesichter sahen denen der Drachen irgendwie ähnlich, und deshalb wurden sie in den Geschichten oft mit den
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