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Der Hüter des Schwertes

Der Hüter des Schwertes

Titel: Der Hüter des Schwertes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Duncan Lay
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hatte.«
    Martil erwiderte den Soldatengruß. Er erinnerte sich nicht an den Mann, aber er hatte während des Krieges Abertausenden Männern Befehle erteilt. Einerseits war er ihm für sein Einschreiten dankbar, aber gleichzeitig spürte er, dass sein Zorn sich gern entladen und er seine Wut gern an den drei angetrunkenen Aviländern ausgelassen hätte.
    Nerrin wandte sich an den Aviländer. »Ich glaube, der Hauptmann und seine Tochter wollten gerade gehen, aber ich werde mit dir trinken.«
    »Lasst mich euch beiden eine Kanne Bier spendieren«, sagte Darry, der herbeigeeilt kam. Der Aviländer setzte sich dankbar hin.
    Karia hatte Angst; Angst vor den großen, betrunkenen Männern und davor, dass Martil etwas zustoßen könnte. Dann sah sie, wie sehr die Männer sich vor Martil fürchteten, und war nur noch verwirrt. Der Martil, der kurz davor war, diese Männer anzugreifen, war ein anderer als der, mit dem sie gespielt hatte und der mit ihr Blumen gepflückt hatte. Dann lächelte er sie an und streckte seine Hand aus, woraufhin Karia sich entspannte.
    Martil musste den Gruß aller Rallorer in dem Saal erwidern, bevor sie auf ihr Zimmer gehen konnten.
    »Warum haben diese Männer ihre Hände auf ihre Brust gelegt, als du vorbeigelaufen bist? Warum haben sie dich Schlächter genannt? Warum hatten sie Angst vor dir? Was ist passiert?«, fragte Karia, und es schien kein Ende der Fragerei in Sicht zu sein.
    Martil versuchte, ihre Fragen zu beantworten. Er sah jedoch, dass sie kein Wort verstand.
    »Was hältst du davon, wenn ich dir eine Geschichte vorlese?«, bot er stattdessen an. »Ich bin noch nicht sehr müde.«
    Wachtmeister Hutter erzählte den Leuten immer, dass ihm das ruhige Leben liege. Demnach waren die jüngsten Ereignisse zu viel Aufregung für seinen Geschmack. Zuerst war ein rallorischer Krieger durch die Gegend gezogen und hatte sein größtes Problem beseitigt, nämlich Edil und seine Söhne. Dann war der Priester des Dorfes gegangen und ausgerechnet durch eine Frau ersetzt worden! Hutter wusste, dass es immer mehr Priesterinnen Aroarils gab; er hatte nur nicht erwartet, eine davon in seinem Dorf zu sehen. Und jetzt, um dem Ganzen noch den krönenden Abschluss zu geben, stellte dieser merkwürdige Mann ihm Fragen.
    »Du suchst also nach Hauptmann Martil.« Hutter betrachtete den Mann für einige Sekunden. Er hatte irgendetwas Furchteinflößendes an sich, schlimmer noch als dieser Martil. Bei Martil hatte er das Gefühl gehabt, dass er gern einen Kampf austragen würde. Bei diesem Mann hatte er jedoch das Gefühl, dass er gern töten würde. Je schneller er von hier verschwand, desto besser. Hutter fasste rasch eine Entscheidung. »Er ist vor ein paar Tagen in unserem Dorf gewesen. Er war auf dem Weg nach Wollin«, sagte er kurz und bündig.
    »Vielen Dank, Sergeant. Einen schönen Tag noch.«
    Hutter beobachtete, wie der Mann auf sein gewiss kostspieliges Pferd stieg und davonritt. Seiner Meinung nach waren die beiden wie füreinander geschaffen. Ihr Aufeinandertreffen sollte nur möglichst weit weg von Chell stattfinden.
    Darry hatte die Demütigung der Aviländer in der vergangenen Nacht durchaus erfreut. Die Rallorer waren ihm liebe Gäste, denn sie hatten immer Gold in den Taschen – die Aviländer dagegen waren stets nur auf Händel aus. Er hatte einige der Geschichten über Kriegshauptmann Martil mit Spannung verfolgt. Die Rallorer hatten den Anwesenden im Gasthaus berichtet, wie er den berellischen Kämpfer Hizek getötet hatte; und wie er es geschafft hatte, dass man vor ihm noch mehr Furcht als vor der berellischen Garde hatte, und wie er Shadar mit nur einem Regiment verteidigt hatte, für einen ganzen Tag, bis der König mit dem Rest des Heeres zu ihrem Entsatz angerückt war. Als ehemaliger Soldat hatte Darry die Rallorer und ihren Kampf um Freiheit immer sympathisch gefunden, obwohl er entsetzt von der Zerstörung Bellics gewesen war. Es war kaum nachvollziehbar, dass der Mann, der auf das kleine Mädchen aufpasste, derselbe war wie der aus den Erzählungen über die Schlächter von Bellic. Darry musste sich diese Geschichten über Bellic in seinem Lokal dreimal anhören und hatte den Barden dann verboten, sie vorzutragen. Er fand sie zu bedrückend. Er zog es vor, wenn die Barden die alten Geschichten erzählten, die eine gewisse Stimmung hatten und in denen es um viel Heldenmut ging, alle glücklich davonkamen und es hübsche Frauen gab. Nach solchen Erzählungen lief sein Geschäft

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