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Der Hüter des Schwertes

Der Hüter des Schwertes

Titel: Der Hüter des Schwertes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Duncan Lay
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vorbeiritten, brach der Gesang der Vögel nie ab, als kümmerten sie Räuber und Überfälle herzlich wenig.
    Sogar Füchse und Hasen kamen aus dem Dickicht und schließlich ein paar Rehe, um sich die Unbekannten anzusehen. Mit jeder weiteren Meile steigerte sich Martils Anspannung. Er sah sich fortwährend um, damit er sicher sein konnte, dass sie nicht beobachtet wurden. Nichts schien auf die Anwesenheit von bewaffneten Männern hinzudeuten.
    Er blickte hinter sich, als sie über die Kuppe eines kleinen Hügels ritten und Karia bekanntgab: »Wir sind da!«
    Martil drehte sich nach vorn, die Hände an seinen Schwertern, und bemerkte, dass sie schon fast in der Mitte des Dorfes Thest waren. Das Dorf erstreckte sich entlang des Weges wie ein mürrischer, alter Hund. Und genauso schlecht roch es auch. Die Hütten, die er sah, waren alle ziemlich grobe, liederliche Bauten, und das Gleiche galt für das Wirtshaus. Es gab keinen Marktplatz, keine Kirche und erst recht keinen Milizposten.
    Es war alles ruhig und still. Ein paar dürre Hühner pickten vor einem stinkenden Misthaufen auf dem Boden, und zwei halb verhungerte Hunde kämpften zwischen zwei Hütten um irgendwas. Aber es war weit und breit keine Menschenseele zu sehen. Das machte Martil nervöser als alles andere.
    »Worauf warten wir?«, wollte Karia wissen.
    Martil gab keine Antwort und setzte Tomon langsam in Bewegung. Er war nicht so weit gekommen, um jetzt umzukehren. Er ritt langsam weiter und rechnete damit, jede Sekunde vom Pfeil einer Armbrust getroffen zu werden. Deswegen gab er acht, dass Karia dicht hinter Tomons Hals saß, damit sie wenigstens etwas Schutz hatte.
    Nichts geschah. Von Nahem sahen die Hütten noch verkommener aus, falls das möglich war. Es roch nach Fäulnis in dem Dorf.
    »Pfuuiiii«, sagte Karia angewidert und hielt sich die Nase zu. Sogar Tomon sträubte sich.
    Aber weiterhin geschah nichts. Martil ritt langsam an der ersten Hütte vorbei, beugte sich tief herab und spähte in den niedrigen Eingang. Er versuchte, in der Dunkelheit dahinter ein Anzeichen von Bewegung oder das Glänzen einer Rüstung auszumachen. Aber da war lediglich ein Huhn, das auf dem Boden scharrte. Die zweite Hütte, dachte er, sprang vom Pferd und stürmte mit gezückten Schwertern hinein. Es dauerte einen Moment, bis seine Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten. Es dauerte länger, bis seine Nase sich an den Gestank gewöhnt hatte. Aber es war niemand in der Hütte. Es gab eine kleine Feuerstelle, ein Bett, einen Tisch und zwei Stühle. Einst waren sie von brauchbarer Qualität gewesen, inzwischen waren sie aber verschmutzt. Daher nahm Martil an, dass sie bei einem Überfall erbeutet worden waren. Aber sonst gab es kaum etwas. Ein umgestoßener Stuhl und Speisereste auf einem der Teller auf dem Tisch. Das war alles. Es sah aus, als hätten die Bewohner die Hütte fluchtartig verlassen.
    Martil steckte seine Schwerter in ihre Scheiden und trat wieder ins Freie. Vor einer Armbrust hatte er jetzt keine Angst mehr, aber er wunderte sich, wo die Dorfbewohner wohl geblieben waren. Seiner Nase nach zu urteilen brannte nirgends in der Nähe ein Feuer. Er roch nur Abfall und menschliche wie tierische Ausscheidungen, und davon reichlich.
    »Was ist hier los?«, fragte Karia, die immer noch auf Tomon saß. Die Ruhe beunruhigte sie allmählich auch.
    »Das weiß ich nicht«, gestand Martil.
    Er versuchte einen Grund zu finden, warum das Dorf so verlassen war. Es hatte keine Seuche sein können; es gab keine Leichen.
    Das tetrilische Heer? Dann wären die Hütten niedergebrannt worden.
    Waren sie alle zu einem Überfall ausgeritten? Aber wo waren die Frauen und Kinder?
    Langsam erkundeten sie den Rest des Dorfes, wobei Martil sich vor dem fürchtete, was sie vielleicht entdeckten. Manche der Hütten waren vollständig eingerichtet; sämtliche Kleider, Nahrungsvorräte und Besitztümer hatte man zurückgelassen. Andere waren komplett ausgeräumt. Es war ein Rätsel, das Martil verwirrte.
    »Können wir jetzt gehen? Das ist langweilig«, beschwerte Karia sich.
    »Ich schaue nur noch im Gasthaus nach«, beschloss Martil. Wie die meisten der Hütten im Dorf wirkte es stark einsturzgefährdet. Nur noch getrockneter Lehm und alte Bierfässer schienen es aufrecht zu halten. Er band Tomons Zügel an die verrottende Pferdestange, die an einer Seite schon halb abgerissen war und herabhing. Die Tür war geschlossen; er zog sein rechtes Schwert, bevor er die Tür eintrat. Er

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