Der Huf des Teufels (German Edition)
wie nervös, unsicher und müde er war. Stresser nahm ihn beiseite, und sie gingen ein Stück in Richtung des Lasters.
»Herr Antoniak, guten Abend erst mal. Mein Name ist Stresser von der Kriminalpolizei Celle. Sie sind Fernfahrer?«
Antoniaks Blick haftete an Stressers Fliege, als hätte er noch nie etwas Ähnliches gesehen.
»Ja, is richtig.«
»Ist das Ihr Fahrzeug?«
»Meins? Na ja, nein, ich fahr’s nur. Ich bin bei Intertrans angestellt.« Er blickte auf seine Uhr. »Wird das lange dauern hier? Mein Chef …«
»Ihr Chef muss sich wohl oder übel gedulden. Sie sind Zeuge eines Schwerverbrechens, wie es aussieht, und jetzt erzählen Sie mir bitte, was vorgefallen ist.« Stresser wackelte mit seinem Schnauzbart.
»Na ja, ich hab hier übernachten wollen. Kam auf den Parkplatz, bin einmal kurz pis… äh, in den Büschen gewesen und hab mich dann im Wagen hingelegt.«
»Um wie viel Uhr war das denn?«
»Das muss so gegen neun gewesen sein. Bei Jauch war gerade Werbepause.«
»Oh, sie haben einen Fernseher an Bord?«, fragte Stresser.
»Ja, allerdings, irgendwas muss man ja machen.«
»Verstehe. Und was passierte weiter?«
»Na ja, ich bin wohl eingenickt, und irgendwann hör ich plötzlich diesen Knall.«
»Aha, und es war mit Sicherheit nur ein Knall?«
»Zumindest hab ich nur einen gehört.«
»Wie spät war es da?«
»Da war Jauch schon vorbei, also zwanzig nach neun ungefähr.«
»Okay, und was haben Sie dann gemacht?«
»Ich bin raus und hab nachgeguckt. Es hätte ja auch ein Reifen geplatzt sein können.«
»Und dann?«
»Ich hab mich umgesehen, aber da war kein Auto. Also bin ich rumgegangen und hab da hinten aufm Acker was liegen sehen. War recht groß. Ich bin hin und hab nachgeguckt, was es war. Na ja, ich hab ’nen ordentlichen Schreck gekriegt, als das tatsächlich ein Kerl war, der da lag. Zum Glück hatt ich mein Handy dabei und hab gleich die Polizei gerufen.«
»In der Tat, das haben Sie prima gemacht. Meine Kollegen haben Ihre Aussage schon zu Protokoll genommen?«
»Ja, im Bus.«
»Gut, Herr Antoniak, dann können Sie jetzt weiterfahren. Ich muss sie allerdings bitten, in der nächsten Zeit keine Auslandsreisen zu unternehmen. Wir informieren Ihren Arbeitgeber, denn wenn wir Sie noch brauchen sollten, müssen wir Sie schnell erreichen können.«
»Na gut, wenn Sie das so sagen.«
»Ja, also vielen Dank erst mal und gute Fahrt.«
Antoniak sah sich um, stieg auf seinen Bock und kurbelte das Fenster herunter. »Wie soll ich da durchkommen?« Er deutete auf das Absperrband. Stresser wies einen Beamten an, ihn passieren zu lassen, und der Laster fuhr davon.
Stresser drehte sich zu dem Kollegen um, und der Beamte klärte ihn weiter auf. »Wir haben Herrn Hofstätter hier auf dem Feld gefunden. Sein Auto steht aber da drüben an der Seitenstraße. Die Dame aus dem Wohnwagen dort hatte keine Kunden zu der Zeit. Sie hat den Schuss auch gehört und gesagt, es sei Viertel nach neun gewesen. Es war ein glatter Bauchschuss. Die Kugel ging durch und ist schon gefunden worden. Die Hülse auch. Eine 9mm. Die Waffe fehlt.«
Stresser antwortete mit einem unzufriedenen Brummen und ging dann hinüber zum Tatort. Seine Schritte knirschten laut auf dem harschen Boden.
»’n Abend, Stresser«, sagte Karsten Bonte, Chef der Kriminaltechnik. Stresser wackelte mit seinem Bart.
»Hab gestern Abend noch mit ihm gesprochen«, sagte er und blickte auf den Blutfleck, der sich im grellen Licht der Polizeilampen schwarz schimmernd wie eine Ölpfütze von dem porösen Boden abhob. »Ich hatte gleich ein komisches Gefühl. Aber das hätte ich nicht erwartet.«
Bonte nickte, und sein Anzug raschelte. »Tja, die Spuren sind nicht eindeutig, zumal der gefrorene Boden nicht viel hergibt. Es könnte so etwas wie ein Kampf stattgefunden haben, aber ich kann nicht sagen, wie viele Personen beteiligt waren.«
Stresser blickte zum Wagen von Hofstätter, dann zum Parkplatz und wieder auf den Blutfleck.
»Äußerst merkwürdig. Was kann er hier gewollt haben? Und warum steht sein Auto nicht auf dem Parkplatz? Bei der Prostituierten war er nicht. Was macht man abends mitten auf einem Feld?«
Bonte zuckte mit den Schultern und sah ihn ratlos an.
Fünf
Shelly und Katja warteten im Büro von Dr. Spieß auf dessen Eintreffen. Von draußen klang Pferdegetrappel zu ihnen herein, und die Sonne fing sich in einer Tüllgardine, die das Büro nach außen uneinsichtig machte.
»Kennst du ihn schon lange?«,
Weitere Kostenlose Bücher