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Der Hund des Propheten: Roman (German Edition)

Der Hund des Propheten: Roman (German Edition)

Titel: Der Hund des Propheten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Ritzel
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sie sich zugleich angespannt an, fast so, als sei sie am Umkippen ins Schrille.
    »Berndorf ist noch nicht da?«
    Was weiß ich? Und vor allem: Was kann ich ihr sagen? »Nein«, antwortet sie zögernd, »ich weiß auch nicht, wann er zurückkommt.«
    »Wo steckt er überhaupt, und was treibt er da?«
    Tamar überlegt. Für seine Beziehungskisten bin ich nicht zuständig. »Wir wissen nur, dass er gestern in Bonn war.«
    Moment. Ich weiß, wo er in Bonn war… Ich hatte ihm die Adresse herausgesucht. Der Zettel müsste noch im Papierkorb sein. Unsinn, er ist im Müll.
    »Sie müssen entschuldigen, wenn ich etwas durcheinander bin«, fährt Barbara fort. »Aber er hat mir ein Telegramm geschickt, hier – ich lese es Ihnen vor: bitte in helsinki bleiben stop keine unbekannten briefe und pakete annehmen  … Können Sie mir sagen, was ich davon halten soll? Wieso überhaupt ein Telegramm?«
    Tamar fährt sich über die Stirn. Die weiß von dem Bombenanschlag ja noch gar nichts. »Das Handy wird kaputt sein.« Glückwunsch. Dümmer kannst du es nicht sagen.
    »Wie bitte?«
    »Entschuldigung«, sagt Tamar. »Aber in seinem Wagen ist gestern eine Bombe gefunden worden, die Sprengstoffexperten in Bonn haben sie ferngezündet…«
    »Was ist mit Berndorf?«
    »Ihm ist nichts passiert. Die Bonner Kollegen haben ihn gestern Abend vernommen, aber es ist wohl kein sehr ergiebiges Gespräch gewesen.«
    Barbara schweigt.
    »Sie wissen vermutlich«, fährt Tamar fort, und während sie spricht, hört sie am Nachhall, wie unsicher ihre Stimme klingt, »dass er sich für eine Geschichte interessiert, die seinen alten Kollegen Seiffert betroffen hat. Vierzig Jahre liegt diese Geschichte zurück, aber aus irgendwelchem Grund ist er überzeugt, dass ein Todesfall, der sich vor einigen Tagen ereignet hat, damit zusammenhängt…«
    »Der Journalist, der ihn auf Seifferts Beerdigung angesprochen hat«, sagt Barbara. »Ein Fall, der ihn gar nichts angeht. Aber wieso tauchen jetzt Leute auf, die Bomben legen?«
    »Ich kann Ihnen nur sagen, was wir herausgefunden haben«, sagt Tamar und erzählt die Geschichte von dem Schrotthändler Neuböckh und den Gewehren, die in Rotterdam beschlagnahmt wurden.
    »Er hat sich also mit Waffenhändlern angelegt«, fasst Barbara zusammen. »Was soll man mit einem solchen Mann nur tun… Und was hat er in Bonn gesucht?«
    »Ich habe ihm vor einigen Tagen im Netz eine Bonner Adresse herausgesucht. Leider habe ich den Zettel nicht aufgehoben, es war eine Adresse in Bonn-Röttgen, eine Frau …« Tamar überlegt, ob sie Barbara von den Amerikanern erzählen soll. Lass es bleiben. Dass Berndorf die National Security Agency am Hals hat, macht die Sache nicht lustiger.
    »Könnten Sie mir vielleicht auch noch den Namen dieser Frau in Bonn geben?« Barbara gibt ihre Telefonnummer durch, und Tamar verspricht zurückzurufen.
    Sie legt auf. Sie fühlt sich müde und zerschlagen. Sie hat sich den halben Nachmittag mit Paco abgequält…
    Ja doch, er hat auch schon woanders Ladung aufgenommen und ist damit nach Lauternbürg. Bei Fürstenwalde war das, in Brandenburg. »Da war so ein Depot im Wald draußen, da bist du kilometerlang über eine Betonpiste gebrettert, und dann war’s mit Stacheldraht abgesperrt.« Kisten hat er da aufgeladen. Nein, er hat nie nachgesehen. »Schrott war da drin. Stand ja in den Papieren.« Ja, das kann schon sein, dass er den Zollbeamten in Griechenland Geld zugesteckt hat. »Dollar oder Mark. Anderes haben die nicht genommen.« Nein, die haben dann die Ladung nicht weiter angesehen.
    Nein, den Herrn Hollerbach oder wie der heißt, den kennt er gar nicht. Also das war so, er hat ihn wegen der Fotos fragen wollen, und was das soll. Aber dann waren da schon zwei Typen in der Wohnung, eigentlich drei, aber der dritte lag auf dem Boden. Ja, der war tot. Mausetot. Dann ist er weg. »Ich hatte Schiss, ganz einfach.«
    Also von dem Streifenwagen hat er noch nie nichts gehört. Die beiden Grünen haben sich einsperren lassen, und es ist einer mit der Wanne weggefahren? Nicht wirklich.
    Ja, die Jagdhütte vom Herrn Neuböckh kennt er. Das heißt, er ist da mal vorbeigekommen. »Da war so ein Mann mit einem Hund, so einem gelben Köter ohne Schwanz, der hat mich reingelassen, weil, es hat geregnet.«
    Irgendwann hatten sich Pacos Lügen und halbe Eingeständnisse zu einem Bild verdichtet, von dem Tamar ahnt, dass es der Wahrheit sehr nahe kommt. Aber eben das ist ein Grund mehr, warum sie

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