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Der Hund des Propheten: Roman (German Edition)

Der Hund des Propheten: Roman (German Edition)

Titel: Der Hund des Propheten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Ritzel
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geparkt war, kann sie von der Einmündung aus schon nicht mehr sehen.
    Auch nicht, ob der BMW noch dort parkt. Sie wechselt auf die andere Straßenseite, um dem Lichtschein auszuweichen, der aus den Ausstellungsräumen des Autohändlers fällt, und geht ein Stück die Straße hoch.
    Schemenhaft sieht sie vor sich die dunklen Konturen von Autokarossen. Der BMW müsste von ihr aus der dritte Wagen sein. Sie wird sich jetzt ganz einfach die Papiere zeigen lassen. Dann weiß er zwar, dass ich weiß. Aber vielleicht genügt das schon, als erste Warnung.
    Aber während sie sich das vorsagt, weiß sie schon, dass es lächerlich ist. Das glaubst du doch selbst im Traum nicht, dass diese Leute sich davon beeindrucken lassen! Ein rotgelber Lichtschein springt auf und fällt wieder zusammen. Tamar bleibt stehen. Auch recht. Er hat sich eine Zigarette angezündet. Irgendwie muss die Nacht ja herumgehen.
    Sie dreht sich um und geht zurück bis zur Einmündung und holt ihr Mobiltelefon heraus. In der Wache im Neuen Bau meldet sich Polaczek und notiert die Straße und das Kennzeichen, das Tamar ihm durchgibt. »Die Kollegen sollen ihn mit auf die Wache nehmen und überprüfen. Wir haben einen Hinweis, dass er sich schon längere Zeit hier herumdrückt …«
     
     
    Berndorf sitzt zurückgelehnt an seinem Schreibtisch, den Telefonhörer am Ohr. Die Tischlampe gibt ein freundliches Licht, ein wenig davon fällt auf die Fotografie einer Frau. Sie lächelt nicht, aber es ist ein Gesicht, von dem man glaubt, dass ihm das Lächeln steht.
    »Und woher hast du gewusst, dass dieser Kerl ein gewendeter Stasi-Mensch ist?«, fragt Barbara.
    »Er hat gar keinen Hehl daraus gemacht«, antwortet Berndorf. »Außerdem merkst du es einfach, wenn Leute vom Fach sind. Es ist diese Aura von verfolgender Paranoia.«
    »Haben das nicht alle Bullen?«
    »Danke«, sagt Berndorf. »Aber bei diesem Meunier war noch etwas Besonderes dabei. So etwas wie der schwelende Verdacht, die List der Geschichte bestehe darin, ausgerechnet und vor allem ihn hereinzulegen.«
    »Aber wieso arbeitet er jetzt für die Amerikaner?«
    »Das weiß ich nicht, ob er das wirklich tut. Die Leute, die die Jagdhütte angegriffen haben, sind angeblich von der NSA geschickt worden. Und Meunier hat sich über Tricks beklagt. Es klang so, als ob er damit die Sache mit dem verkleideten Dachs meint…«
    »Womit bitte?«
    Berndorf versucht es zu erklären.
    »Es ist das Alter«, stellt Barbara fest, als er fertig ist. »Da wird man kindisch. Mach dir nichts draus. Aber wieso geht es diesen Leuten um die Gewehre, die in Rotterdam gefunden wurden? Die haben sie doch selbst verschoben.«
    Berndorf zögert. »Auch das weiß ich nicht«, sagt er schließlich. »Ich glaube eher, es geht um eine Geschichte, die schon lange zurückliegt und in die ein gewisser Constantin Autenrieth verwickelt ist. Er war Ministerialbeamter, und zu seinem Aufgabenbereich hat angeblich der Bundessicherheitsrat gehört, er hat dessen Sitzungen vorbereitet, was immer dieser Sicherheitsrat zu tun hat …«
    »Es ist eine Art Ausschuss des Bundeskabinetts«, antwortet Barbara. »Bundeskanzleramt, Verteidigungsministerium, Auswärtiges Amt sind darin vertreten, vielleicht auch das Wirtschaftsministerium… Dieser Bundessicherheitsrat hat das letzte Wort bei der Genehmigung von Waffenexporten, er muss entscheiden, wenn dem Bundesausfuhramt in Eschborn ein Antrag zu heikel ist. Anfang der Neunzigerjahre war da eine Geschichte, die jetzt wieder hochkocht…«
    Berndorf wartet. »Das war Anfang der Neunziger, dass Autenrieth sich abgesetzt hat«, wirft er schließlich vorsichtig ein. Barbara ignoriert den Einwurf. »Es ging damals um eine Lieferung fabrikneuer russischer Panzer, die noch für die NVA geordert worden waren und mit denen nach der Wende in der DDR niemand mehr etwas anfangen konnte. Ein Konsortium hat sie dann für drei Mark fünfzig übernommen und wollte sie an irgendwelche arabischen Emirate weiterverkaufen. Eigentlich ein klarer Verstoß, die Bundesrepublik liefert angeblich nicht in Spannungsgebiete, aber auf amerikanischen Wunsch kam das Geschäft dann doch zustande…«
    »Und warum ist diese Geschichte plötzlich wieder heiß?«
    »Ich denke, dass es genau die Panzer waren, die jetzt im Kongo aufgetaucht sind«, sagt Barbara. »Aber warum um alles in der Welt musst du dich da einmischen?«
    »Nicht einmal das weiß ich so genau«, antwortet Berndorf. »Aber jetzt hab ich ja keine andere Wahl mehr,

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