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Der Hund des Propheten: Roman (German Edition)

Der Hund des Propheten: Roman (German Edition)

Titel: Der Hund des Propheten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Ritzel
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ich stecke mittendrin. Man hat mich eingemischt.«
    »Nein, mein Lieber«, widerspricht sie ihm. »Niemand hat dich gezwungen, deine Nase da hineinzustecken. Und mich hast du freundlicherweise mit hineingezogen. Auch noch ungefragt, das ist alles sehr aufmerksam von dir. Aber komme mir nie wieder mit einem so absurden Vorschlag wie dem, ich solle hier sozusagen um politisches Asyl nachsuchen. Ich fliege Donnerstag zurück, und zwar nach Stuttgart, wo du mich abholen wirst. Und von da an werden wir gemeinsam unsere Post darauf durchsehen, ob Bomben dabei sind …«
    Heftig schlägt Berndorfs Türklingel an. Felix steht steifbeinig auf und läuft zur Tür.
    »Du bekommst Besuch? Wenn es die Stasi ist, erzähl es meiner Box. Ich bin sowieso noch zu einem Drink unten in der Bar verabredet.«
    Das Gespräch bricht ab. Berndorf geht zur Tür und wirft dann doch erst einen Blick durch den Spion. Es ist Tamar.
    »Ich wollte wirklich nicht noch einmal zurück«, sagt sie, als sie im Wohnzimmer stehen. »Aber da draußen saß einer, der mir nicht gefallen hat. Ein Kerl in einem Münchner BMW.«
    Ich habe begriffen, dass Sie wirklich in Gefahr sind. Sie und Barbara. Aber das sagt sie nicht, sondern denkt es bloß.
    »Ist er noch draußen?«
    »Nein, Polaczek hat eine Streife geschickt, und die haben ihn mitgenommen. Die Kollegen werden ihn jetzt zu jedem Einbruch befragen, den wir noch nicht aufgeklärt haben, und zu jeder Vergewaltigung. Darf ich mal telefonieren?«
    Sie geht zum Schreibtisch und nimmt das Telefon und wählt. Es meldet sich Polaczek von der Wache im Neuen Bau.
    »Wegenast. Habt ihr den Vogel?«
    »Es ist ein gewisser Lungner, Franz-Josef«, antwortet Polaczek. »Aus München. Ein Privatdetektiv.«
    »Franz-Josef Lungner, Privatdetektiv«, echot Tamar und blickt zu Berndorf. Achselzucken. Der Name sagt ihm nichts. »Er hat eine Zulassung«, fügt Polaczek hinzu. »Was sollen wir mit ihm machen?«
    »Fragt ihn, wie er die letzten Tage verbracht hat«, sagt Tamar. »Vor allem will ich wissen, wo er in der Nacht vom 6. auf den 7. November gewesen ist. Fragt ihn, bis er eine detaillierte Aussage macht. Oder einen Anwalt will.« Sie legt auf und sucht Berndorfs Blick. »Ein kleiner Zeitgewinn. Mehr nicht. Was haben Sie vor? Und kann ich Ihnen dabei helfen?«
    Noch immer stehen sie. Berndorf weist einladend auf die Sitzgruppe, aber Tamar rührt sich nicht.
    »Ist Neuböckh in Haft?«, fragt er dann.
    »Nein. Steinbronner hat ihn laufen lassen. Diese Kalaschnikows sind von den Amerikanern verschoben worden. Oder von Strohmännern. Jedenfalls in ihrem Auftrag.«
    »Das hat Ihnen Steinbronner gesagt?«
    »Natürlich nicht. Aber als diese Ladung in Rotterdam aufgeflogen ist, hat er sofort gewusst, wen er bei den Amerikanern anrufen muss.«
    »Also weiß man in Stuttgart Bescheid«, meint Berndorf. »Das macht es mir nicht einfacher, Sie um Hilfe zu bitten.« Verlegen blickt er zu Tamar. »Aber wenn Neuböckh wirklich wieder draußen ist – dann bräuchte ich jetzt jemanden, der mich nach Lauternbürg fährt.«
    Tamar blickt ihn an. »Ich fahre Sie. Aber diesmal spielen wir nicht Indianer. Ich schwör’s Ihnen.«
     
     
    »Das ist richtig«, sagt der Kirchenpfleger Heilbronner und nickt mit seinem Kopf, dass man den nach hinten gekämmten Haarschopf wippen sieht, »der Zuschussbedarf für die Einrichtungen des Kirchenbezirks verringert sich im kommenden Jahr fast auf die Hälfte, rein zahlenmäßig, muss ich hinzufügen, und das ist auch wirklich zu einem Teil unseren äußersten Sparbemühungen zu verdanken …, leider nur zum sehr viel kleineren Teil.«
    »Und zum größeren Teil?«, will der Fragesteller wissen, ein rotgesichtiger Kirchengemeinderat mit dem ernsten Gesichtsausdruck eines Menschen, der zutiefst von seinem Recht überzeugt ist, die Dinge erst einmal nicht zu verstehen. »Der Einführung des Euro«, antwortet Heilbronner. »Sie haben die Mark-Beträge dieses Jahres mit den Euro-Beträgen des nächsten verglichen. Wenn Sie die richtigen Vergleichszahlen nehmen, in der letzten Spalte des Haushaltsentwurfs, werden Sie feststellen, dass die Defizite vor allem der Bildungseinrichtungen sogar größer geworden sind.«
    »Aha«, sagt der Kirchengemeinderat. Eine Weile lang sagt niemand etwas.
    »Eine Frage noch«, dringt nach einer Weile Rübsams Stimme durch das Schweigen, »ich finde im Entwurf keine Kosten für den Umbau des Wohnhauses Grüner Hof. Ist das in irgendeinem Sammeltitel

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