Der Hund des Todes
vergeblich, sich über seine Angst lustig zu machen. Insgeheim stand er aber nicht mit ganzer Kraft hinter diesem Versuch. Jedenfalls hatte das rote Signal ihn rechtzeitig alarmiert. Er hätte ein Unglück noch verhüten können… Über seinen eigenen Aberglauben lächelnd, durchsuchte er vorsichtig seine Wohnung. Es war ja möglich, dass das Übel irgendwo versteckt war. Aber er fand nichts. Sein Diener Milson war fortgegangen – die Wohnung war völlig leer.
Dermot ging ins Schlafzimmer zurück und zog sich langsam aus, indem er sich selbst im Spiegel finstere Blicke zuwarf. Das Gefühl der Gefahr blieb gegenwärtig wie zuvor. Er ging zu einer Schublade, um ein Taschentuch herauszunehmen – und stand plötzlich stocksteif. Ein unbekannter Klumpen lag in der Mitte der Schublade, etwas Hartes. Schnell und nervös rissen seine Finger die Taschentücher, die darübergelegt waren, fort und zogen hervor, was sie verborgen hatten: einen Revolver.
Mit höchstem Erstaunen untersuchte Dermot ihn neugierig. Es war eine fremde Waffe, ein Schuss musste vor ganz kurzer Zeit daraus abgegeben worden sein. Der Lauf roch noch. Darüber hinaus konnte sich Dermot kein rechtes Bild von der Sache zusammenreimen. Irgendwer musste den Revolver an diesem Abend in die Schublade gelegt haben. Er war noch nicht da gewesen, als sich Dermot vor dem Abendessen umgezogen hatte – das wusste er genau. Gerade wollte er den Revolver in die Schublade zurücklegen, als die Klingel laut zu schrillen begann, wieder und wieder. Das Klingeln klang laut in die Stille der leeren Wohnung.
Wer konnte zu dieser Stunde kommen? Dermot wusste nur eine Antwort auf diese Frage, die sich ihm instinktiv und beharrlich aufdrängte. Gefahr… Gefahr… Gefahr… Das rote Signal!
Von seinem Instinkt geleitet, für den er sich keine Rechenschaft ablegen konnte, knipste Dermot das Licht aus, schlüpfte in den Mantel, der über seinem Sessel lag, und öffnete die Wohnungstür.
Draußen standen zwei Männer. Dermot erfasste, dass einer von ihnen eine blaue Uniform trug; ein Polizist!
»Mr West?« fragte der andere der beiden.
Es kam Dermot vor, als ob sein Leben von seiner Antwort abhing. Es vergingen zwei Sekunden, bevor er genauso tonlos antwortete wie der Mann, der ihn gefragt hatte.
»Mr West ist noch nicht gekommen. Was wollen Sie zu dieser Zeit von ihm?«
»Noch nicht gekommen, aha. Dann wird es das beste sein, wenn wir hier auf ihn warten.«
»Nein, das können Sie nicht.«
»Na, na, junger Mann. Ich bin Inspektor Verall von Scotland Yard, und ich habe einen Haftbefehl für Ihren Herrn. Hier – lesen Sie, wenn Sie wollen.«
Dermot starrte auf das Papier, das man ihm hinhielt. Er tat wenigstens so, als ob er läse, während er tonlos fragte: »Warum denn? Was hat er getan?«
»Mord. Er hat Sir Alington West in der Harley Street ermordet.«
In Dermots Kopf drehte es sich. Dermot trat unwillkürlich vor seinen Besuchern zurück. Er ging ins Wohnzimmer und knipste das Licht an. Der Inspektor folgte ihm.
»Durchsuchen Sie die Räume!« befahl er dem uniformierten Mann. Dann wandte er sich Dermot zu.
»Sie bleiben hier, junger Mann! Es gibt kein Entwischen, um Ihren Herrn zu warnen. Wie ist Ihr Name?«
»Milson, Sir.«
»Wann erwarten Sie Ihren Herrn zurück, Milson?«
»Ich weiß es nicht, Sir. Ich glaube, er ist zum Tanzen gegangen, in die Grafton Galleries.«
»Dort ist er vor weniger als einer Stunde weggegangen. Sind Sie sicher, dass er noch nicht zurückkam?«
»Ja. Ich müsste ihn sonst gehört haben.«
In diesem Augenblick kam der andere Mann aus dem angrenzenden Zimmer. In seiner Hand hielt er den Revolver. Er zeigte ihn mit einigem Erstaunen dem Inspektor. Ein Ausdruck von Zufriedenheit glitt über dessen Gesicht.
»Da ist ja das Beweisstück«, bemerkte er. »West muss also da gewesen sein, ohne dass Sie es hörten. Jetzt hängt er an der Angel. Ich gehe jetzt. Cawley Sie bleiben hier, für den Fall, dass er zurückkommt – und passen Sie gut auf den Burschen hier auf! Er dürfte mehr über seinen Herrn wissen, als er zugibt.«
Der Inspektor jagte davon. Dermot bemühte sich, von Cawley die Einzelheiten der Tat zu erfahren. Cawley zeigte sich auch bereit zum Reden.
»Ein sauberer Fall«, geruhte er zu erklären. »Der Mord wurde sofort entdeckt. Johnson, der Hausdiener, war gerade zu Bett gegangen, als er meinte, einen Schuss gehört zu haben. Er ging hinunter und fand Sir Alington – tot, genau ins Herz geschossen. Er rief uns
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