Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Hund des Todes

Der Hund des Todes

Titel: Der Hund des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
Vom Netzwerk:
des Angeklagten gefunden hatte, zeigte dem Inspektor ein Messer.
    »Dies ist ein französisches Gemüsemesser, das wir vom Küchentisch in der Wohnung des Angeklagten genommen haben und das Ihnen von seiner Frau bei ihrem ersten Verhör gezeigt worden ist. Stimmt’s, Herr Inspektor?«
    »Ja, Sir.«
    »Prüfen Sie, bitte, die Schneide des Messers mit ihrem Finger – aber vorsichtig! Geben Sie zu, dass Spitze und Schneide dieses Messers so scharf wie eine Rasierklinge sind?«
    »Ja, Sir.«
    »Und wenn Sie damit – sagen wir mal – Schinken schnitten und mit der Hand ausrutschten, könnten Sie sich da nicht eine sehr unangenehme Verletzung beibringen, die gar nicht wieder aufhören will zu bluten?«
    Myers sprang auf. »Ich erhebe Einspruch! Das sind Ansichten und keine Tatsachen.«
    Sir Wilfrid zog die Frage zurück und versuchte es auf andere Weise. »Herr Inspektor, als Sie den Angeklagten nach den Blutspuren auf seinem Rockärmel befragten, hat er Sie da nicht auf eine kürzlich verheilte Narbe an seinem Handgelenk aufmerksam gemacht und Ihnen erklärt, dass sie von einer Wunde herrühre, die er sich beim Schinkenschneiden zugezogen habe?«
    »Ja, das hat er getan.«
    »Und die Frau des Angeklagten hat Ihnen dasselbe erzählt, nicht wahr?«
    »Das erste Mal. Hinterher…«
    »Ein einfaches Ja oder Nein, bitte. Hat Ihnen die Frau des Angeklagten dieses Messer gezeigt und gesagt, dass ihr Mann sich damit beim Schinkenschneiden verletzt habe?«
    »Ja, Sir.«
    Kaum hatte Sir Wilfrid das Kreuzverhör beendet, als Myers schon wieder aufsprang und den Inspektor mit Fragen bombardierte.
    »Was hat Ihre Aufmerksamkeit zuerst auf den Rock gelenkt, Herr Inspektor?«
    »Der Ärmel schien vor Kurzem gewaschen worden zu sein.«
    »Selbst wenn wir annehmen, dass die fragliche Wunde durch dieses Messer verursacht worden ist, so war doch nichts vorhanden, woraus man schließen konnte, ob der Angeklagte sich die Verletzung aus Versehen oder absichtlich beigebracht hatte, nicht war?«
    Sir Wilfrid erhob Einspruch. »Das geht zu weit, Mylord. Wenn mein verehrter Kollege seine Fragen gleich selbst beantwortet, dürfte die Anwesenheit des Zeugen überflüssig sein.«
    Myers zog die Frage zurück und entließ den Inspektor. Nun wurde der Polizeiarzt Dr. Wyatt gerufen, und Myers forderte ihn auf, den Geschworenen alles zu erzählen, was er über den Tod von Miss Emily French wisse.
    »Am 14. Oktober abends um elf Uhr«, begann Dr. Wyatt, »sah ich die Leiche von Miss Emily French. Die Untersuchung ergab, dass Miss French durch einen Schlag mit einem harten Gegenstand auf den Kopf getötet worden war. Sie muss sofort tot gewesen sein. Die Körpertemperatur und andere Faktoren deuteten darauf hin, dass der Tod zwischen halb zehn und zehn Uhr eingetreten sein musste.«
    »Waren Anzeichen dafür vorhanden, dass Miss French sich gegen den Angreifer gewehrt hat?«, fragte Myers.
    »Ich habe nichts davon bemerkt. Im Gegenteil, ich hatte den Eindruck, dass der Schlag völlig unerwartet für sie kam.«
    Myers stellte keine weiteren Fragen und überließ Sir Wilfrid das Feld.
    »Herr Doktor, sagen Sie mir bitte genau, welche Stelle am Kopf getroffen worden ist. Es war doch wohl nur ein Schlag, nicht wahr?«
    »Ja, nur einer. Er traf links die Junktur der parietalen, der okzipitalen und der Schläfenknochen.«
    »Allgemein verständlich ausgedrückt hieße das?«
    »Die Stelle hinter dem linken Ohr.«
    »Kann man darauf schließen, dass der Schlag von einer linkshändigen Person ausgeführt worden ist?«
    »Das ist möglich, lässt sich aber nicht mit Bestimmtheit sagen.«
    »Erforderte dieser Schlag sehr viel Kraft?«
    »Keineswegs.«
    »Dann hätte er also auch von einer Frau ausgeführt werden können, nicht wahr?«
    »Gewiss.«
    Als nächste Zeugin ließ Myers Janet MacKenzie aufrufen. Eine ältere, männlich aussehende Schottin mit bärtiger Oberlippe und weißen Porzellanzähnen betrat den Gerichtssaal, und aus den Blicken, die sie dem Angeklagten zuschleuderte, ging deutlich hervor, dass sie nicht die geringste Sympathie für den jungen Mann hatte. Zu Beginn der Vereidigung hielt sie die Bibel in der linken Hand, bis der Gerichtsdiener sie darauf aufmerksam machte, dass sie in die rechte Hand gehöre.
    Myers wandte sich ihr mit einschmeichelnder Miene zu: »Sie waren also Gesellschafterin und Haushälterin bei der verstorbenen Miss Emily French?«
    »Ich war ihre Haushälterin. Halte nicht viel von Gesellschafterinnen. Armselige,

Weitere Kostenlose Bücher