Der Hund des Todes
erhofft?«
»Ich habe eine Erfindung gemacht – einen Scheibenwischer, der bei Schneefall besonders gut funktioniert - und ich nahm an, dass Miss French die Sache vielleicht finanzieren würde. Aber das war nicht der einzige Grund, warum ich sie besuchte. Ich wiederhole nochmals: Ich mochte sie gern.«
»Ja, ja, das haben wir nun reichlich oft gehört – wie gut Sie sie leiden konnten.«
»Das stimmt aber auch«, beharrte der Angeklagte.
»Mr Vole, es hat sich herausgestellt, dass Sie etwa eine Woche vor Miss Frenchs Tode in einem Reisebüro waren und Erkundigungen über Vergnügungsreisen ins Ausland eingezogen haben.«
»Selbst wenn ich das getan habe«, parierte Vole, »ist das etwa ein Verbrechen?«
»Keineswegs. Viele Leute machen solche Reisen, wenn sie sie bezahlen können. Aber Sie konnten sich doch so etwas nicht leisten, Mr Vole.«
»Ich war allerdings etwas knapp. Daraus habe ich keinen Hehl gemacht.«
»Und doch gingen Sie in das betreffende Reisebüro in Begleitung einer Blondine – einer ›Erdbeerblonden‹ - wie ich höre, und…«
»Mit einer Erdbeerblonden?«, warf der Richter ein.
»Ja, das ist die Bezeichnung für eine Dame mit rötlich blondem Haar, Mylord.«
»Ich bildete mir ein, alle blonden Typen zu kennen. Doch eine Erdbeerblonde ist mir noch nicht über den Weg gelaufen. Aber man lernt bekanntlich nie aus. Bitte, fahren Sie fort, Mr Myers.«
»Was haben Sie dazu zu sagen, Mr Vole?«
»Meine Frau ist nicht blond, und außerdem geschah das alles nur zum Spaß.«
»Dann geben Sie also zu, dass Sie sich dort erkundigt haben, und zwar nicht nach billigen Ausflügen, sondern nach den teuersten Luxusreisen. Wie gedachten Sie denn, das zu bezahlen?«
»Überhaupt nicht.«
»Und ich sage Ihnen, Sie wussten, dass Sie in einer Woche ein großes Vermögen erben würden – von einer älteren Dame, die Ihnen ihr volles Vertrauen geschenkt hatte.«
»Das wusste ich nicht. Ich hatte nur alles ein wenig satt, und da hingen die verlockenden Plakate in den Fenstern – mit Kokospalmen und blauem Meer. Also ging ich hinein und holte mir Auskunft. Ich machte wohl einen etwas schäbigen Eindruck, denn der Angestellte musterte mich ziemlich geringschätzig. Das brachte mich hoch. Da habe ich mich ein wenig aufgespielt« – er grinste plötzlich, als mache ihm die Szene jetzt noch Spaß – »und nach den extravagantesten Reisen gefragt – alles nur Luxusklasse mit einer Kabine auf dem Bootsdeck!«
»Und das sollen Ihnen die Geschworenen glauben?«
»Niemand braucht mir etwas zu glauben. Aber so war es. Es war vielleicht etwas kindisch. Aber ich hatte Spaß daran.« Er machte auf einmal einen pathetischen Eindruck, als er hinzusetzte: »Ich habe dabei bestimmt nicht an Mord oder Erbschaft gedacht.«
»Dann war es also nur ein bemerkenswerter Zufall, dass Miss French wenige Tage später ermordet wurde und Ihnen ihr ganzes Vermögen hinterließ?«
»Ich versichere Ihnen nochmals, ich habe sie nicht getötet.«
»Wie Sie hörten, sagte Mrs Heilger aus, dass Sie nicht um fünfundzwanzig Minuten nach neun, sondern um zehn Minuten nach zehn nachhause gekommen sind…«
»Das ist nicht wahr!«, rief der Angeklagte.
»… dass Ihr Anzug Blutflecke aufwies und dass Sie ihr gegenüber unumwunden zugegeben haben, Sie hätten Miss French umgebracht.«
Der Angeklagte schluckte krampfhaft und beteuerte dann wieder: »Es ist nicht wahr. Ich versichere es Ihnen. Kein Wort davon ist wahr!«
»Können Sie mir einen Grund nennen, warum diese junge Dame, die doch als Ihre Frau galt, eine derartig belastende Aussage gegen sie gemacht haben sollte, wenn die Geschichte nicht wahr wäre?«
»Nein, das kann ich eben nicht. Das ist ja gerade das Furchtbare. Sie muss unter dem seelischen Druck verrückt geworden sein.«
»So? Auf mich machte sie einen außerordentlich klaren und beherrschten Eindruck. Ist Wahnsinn der einzige Grund, den Sie angeben können?«
Der Angeklagte rang die Hände. »Ich verstehe es einfach nicht. Mein Gott, was ist bloß passiert? Was ist in sie gefahren?«
»Sehr wirkungsvoll – diese Szene, Mr Vole. Aber vor Gericht haben wir es nur mit Tatsachen zu tun. Wir haben lediglich Ihr Wort dafür, dass Sie um fünfundzwanzig Minuten nach neun zuhause angelangt und nicht wieder fortgegangen sind.«
Der Angeklagte blickte wild umher. »Es muss mich doch jemand gesehen haben – auf der Straße oder als ich ins Haus ging.«
»Das sollte man eigentlich annehmen. Aber die einzige
Weitere Kostenlose Bücher