Der Hund, die Krähe, das Om... und ich!
Noten’, sagt Bikram dazu, ‚aber es ist meine Melodie.’ Er hat bislang jeden Prozess gewonnen. Bikram-Yoga ist ein Franchise-System wie McDonald’s. Wer mit dem Namen des Meisters werben will, muss zahlen; wer Bikram-Yoga anbieten will, muss zahlen, einmalig 10 000 Dollar für die Lizenz, danach 500 Dollar im Monat. Und wer Bikram-Yoga unterrichten will, muss sich vom Guru persönlich ausbilden lassen. 7000 Lehrer hat Bikram bereits geformt, so will er für Qualität garantieren. McDonald’s würde auch nie zulassen, dass die Hamburger irgendwo auf der Welt nicht so schmecken, wie sie sollten.“
Quelle: Maik Grossekathöfer: Im Namen des Meisters. „Spiegel online“, 2.5.2011,
http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,759931-2,00.html
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Von der Bühne brüllt er in den Saal hinunter, laut dem „Spiegel“-Artikel: „Hey, du da, Miss Tattoo, wenn ich für einen Tag Präsident der USA wäre, würde ich Tätowierungen verbieten lassen, ich würde dich verbieten lassen … oh, hier ist eine Luft drin, als würden tausend Affen vögeln, wunderbar … hey, Miss Big Boobs, zieh dir morgen bloß etwas anderes an, bitte, ich hab Angst, dass deine Möpse rausfallen … nun geht‘s weiter, die nächste Übung!“ So spricht der Meister und singt in sein Headset: „Killing me softly …“
Eine Ansprache dieser Art muss man wirklich mögen, ich finde nicht, dass das sehr Yogi-like klingt, sondern eigentlich nur machomäßig peinlich.
Natürlich gibt es beim Yoga auch Gurus der ganz anderen Art. Manche gehen richtiggehend auf Tour. Bieten weltweit Workshops an. Sharon Gannon und David Life sind zwei von ihnen. Wer sich ihre Angebote anschaut, sieht, dass die beiden ganz ordentlich rumkommen. Allein im Winter 2010 waren sie, die als Erfinder von Jivamukti-Yoga (eine Art hipperes Ashtanga-Yoga mit hohem spirituellem Anteil) gelten, in den USA, Japan, Australien und Südafrika.
Ein Name, der immer wieder fällt, wenn es um Gurus geht, ist Krishna Pattabhi Jois. Der 2009 mit 93 Jahren verstorbene Inder gilt als bedeutender Vertreter des Ashtanga-Yoga.
Ob man einen Guru braucht oder nicht – Auswahl besteht jedenfalls reichlich. Jede Yoga-Richtung hat eine Vielzahl von ihnen. Ich gebe mich zunächst mal mit meinen Lehrerinnen zufrieden.
GILL UND URSULA – MEINE PERSÖNLICHEN GURUFRAUEN.
TAG 36
Hausaufgaben
Gill kennt meinen Charakter. Sie weiß, dass ich die Herausforderung liebe. „Die Krähe können wir abhaken, hier deine neue Aufgabe“, sagt sie. Ich soll im Stehen meinen Fuß greifen (immerhin nur einen) und das Bein seitlich wegstrecken. Gerade versteht sich. Beide Beine gerade! Es zwickt und zwackt überall – und mal ehrlich, es ist eine der Posen, der ich irgendwie nicht sonderlich viel abgewinnen kann. Vielleicht weil sie so gar nicht zu mir passt.
Oder nicht besonders viel hermacht. Sie sieht nicht schwer aus, ist es aber für mich, obwohl meine Beine nicht sonderlich lang sind. Die Krähe hat etwas Akrobatisches, hat mit Kraft zu tun, mit Balance und man muss sich trauen. Meine neue Hausaufgabe erinnert mich eher an Ballett. Zarte, schmale, hoch aufgeschossene junge Frauen mit Duttfrisur und rosa Tütü: Zu denen passt das Bein in der Hand.
Aber zu mir? Werde mal mit einem Dutt anfangen und schauen, ob das Bein dann eher gewillt ist …
PS: NEIN, IST ES NICHT.
ABER DER DUTT SIEHT GAR NICHT MAL SCHLECHT AUS …
TAG 37
Taillenwiedersehen: Hello again
Heute morgen im Badezimmer hatte ich ein ungewöhnliches Treffen. Man kann eher sagen, eine Art verspätetes Wiedersehen. Meine Taille hat sich nach langer Zeit mal wieder blicken lassen. Ich wusste, dass ich eine habe, sie hat sich aber ziemlich lange gut verborgen gehalten. Und jetzt, hier vor dem Spiegel, ein ungeahntes Aufeinandertreffen. Ein schönes Treffen. Sehr erfreulich. Ich kann mich kaum einkriegen vor Begeisterung. Wo kommt die denn auf einmal her? Vor allem: Wo war sie so lange? Wo hat sie sich rumgetrieben? Wie viele Jahre hat meine Taille sich als Sabbatical genommen? Und warum hat sie, jetzt wo sie sich mal wieder zeigt, ihre kleinen Freunde, die Hüftknochen, nicht mitgebracht? Die sind weiß Gott auch schon lange genug verschwunden. Mal sehen, ob die sich auch noch aus der Deckung wagen. Oder sind sie komplett ausgewandert? Für immer? Wenn ja, würde mich mal interessieren wohin.
Ich glaube, dass Yoga uns, meine Taille und mich, wieder zusammengeführt hat. Yoga knabbert am Taillenspeck, arbeitet
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