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Der Hundeknochen

Der Hundeknochen

Titel: Der Hundeknochen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niklaus Schmid
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ab, ich war für sie schon nicht mehr da.
    Den Posten der Zivilgardisten erkannte ich an der Nationalflagge, die an einem Mast hinter einer Mauer wehte. Die Mauer verband zwei niedrige Häuser mit roten Ziegeldächern, nicht unähnlich der Einfahrt einer Hazienda. Im Innenhof gab es eine Reihe vergitterter Türen. Die Wachstube stand offen. Ein stämmiger Uniformierter mit Schirmmütze in der Hand kam gerade heraus. Das war gut, denn sonst hätte ich gar nicht eintreten können. Die Wachstube hatte die Größe eines Zeitungskiosks.
    Der zweite Diensthabende hielt die Arme hinter dem Kopf verschränkt und einen Bleistift zwischen Oberlippe und Nasenspitze geklemmt. Er sah dennoch alles andere als lustig aus. Im Gegenteil, seine schwarzen Augen waren kantig wie Granit.
    Diesmal hatte ich mir eine bessere Geschichte zurecht gelegt, um an Informationen über Werner Stoll zu kommen. Nach dem ersten Satz wurde ich durch den Bleistift des Zivilgardisten gestoppt. Der Bleistift wies auf eine Wand hinter mir. Ich drehte mich um. In drei Sprachen stand dort, daß Ausländer einen Dolmetscher mitzubringen hätten.
    Der Bleistift kehrte an seinen Platz unter der Nase zurück, ich war entlassen. Beim Hinausgehen fragte ich mich, wie es wohl hinter den vergitterten Türen aussah. Aber erfahren wollte ich das am eigenen Leibe nicht.

18.
     
     
     
    Zwei Telefonzellen nebeneinander, eine besetzt, die andere ohne Hörer. Ich wartete, ich guckte.
    Die Frau in dem Glaskasten war nackt; die schwarze Stoffhülle, in die sie sich gezwängt hatte, änderte nichts daran. Sie war groß, schlank, hatte wenig Brust, aber einen runden Hintern. Die schrägen Strahlen der Abendsonne ließen ihr langes Haar auflodern. Sie sprach deutsch, sagte aber kaum mehr als ja und nein. Mit einem Schulterzucken hängte sie den Hörer ein, ging ziemlich dicht an mir vorbei und stieg in einen offenen Wagen, Modell Mehari, eine Art Einkaufswägelchen mit Segeltuchdach, das bei den Zugezogenen hier allem Anschein nach sehr beliebt war; ich hatte schon viele gesehen, dieses war froschgrün und mit blauen Blüten bemalt worden, wohl von der Besitzerin.
    Ihr Geruch hing noch in der Telefonzelle, nicht unangenehm. Ich wählte den Anschluß meiner Auftraggeberin. Die Verbindung kam erst beim zweiten Versuch zustande. »Ja?« klang es äußerst abweisend.
    Nachdem ich meinen Namen genannt hatte, kroch Gundula Stoll jedoch vor Neugierde beinahe durch die Leitung. »Na los, erzählen Sie schon!«
    »Ich habe Fotos von dem Bauernhaus, in dem er wohnt, und von der Baufirma, in der er wahrscheinlich arbeitet, sowie von einem Bauplatz, wo er entweder für jemand anders baut oder selber mal wohnen will. Ich habe auch Fotos von seiner Begleiterin.«
    »Wie sieht sie aus?«
    »Blond, Mitte Zwanzig, eher klein, gut gebaut, lebhaft. Dem Dialekt nach aus Süddeutschland.« Es piepste, ich warf Münzen nach.
    »Und er, wie wirkt er?«
    »Gesund sieht er aus, gepflegt, ein Eckchen überdreht, na ja, wie eben ein Mann aussieht, der mit einer Frau zusammen ist, die hübsch ist und die seine Tochter sein könnte.«
    »Also verliebt und zufrieden?«
    »Verliebt und zufrieden, so ist es.«
    Ich hörte sie mit den Zähnen knirschen. »Machen Sie weiter, Mogge. Ich will alles wissen, hören Sie, alles, auch scheinbar Unwichtiges, und vor allem will ich weitere Fotos, Fotos, die ich…«
    Mit Genuß drückte ich die Gabel runter und fischte die durchrutschende Münze aus dem Trichter. Ich blickte in die untergehende Sonne. So machte die Arbeit Spaß.

19.
     
     
     
    Ein Späthippie mit Stirnband und Gitarre, der mir den Daumen entgegenreckte und den ich zu dem Restaurant brachte, wo er den Gästen in die Gambas klimpern wollte, hatte mir den Weg zur Casa Los Arcos erklärt.
    Das Haus lag auf der Anhöhe einer Landzunge, inmitten von vielen Steinen, stacheligen Büschen und Agaven. Seinen Namen hatte es von den Rundbogen der großen Terrasse. Eine hohe Mauer schützte das Anwesen vor dem ewigen Wind und vor neugierigen Blicken.
    Aber daß es etwas darstellte, sollte man schon sehen. Kunst prangte am Hausgiebel, und Kunst hockte auf dem Garagendach, Abstraktes aus Sandstein und bunt bemalte Fabelwesen aus Holz. Im Garten wuchs alles, was man mit Geld auch auf steinigem Boden zum Blühen bekam. Olivenpressen dienten als Sitzmöbel, Wagenräder als Kronleuchter. Die polierten Ackergeräte an den Wänden dieser Ferienvilla wirkten so bemüht wie der Tennisschläger in der Vitrine eines

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