Der Hundertjaehrige der aus dem Fenster stieg und verschwand
Allan Karlsson und die anderen sich befanden. Västergötland war groß. Da setzte er alles auf eine Karte und sagte:
»Wenn Sie mich doch mal ausreden lassen würden! Aus ermittlungstechnischen Gründen kann ich zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht mehr sagen. Aber morgen um fünfzehn-null-null halte ich in diesem Raum eine weitere Pressekonferenz ab, auf der ich Ihre Frage beantworten werde.«
»Wo genau in Västergötland hält sich Allan Karlsson denn momentan auf?«, wollte der Journalist des Svenska Dagbladet wissen.
»Sag ich nicht«, sagte Staatsanwalt Ranelid und verließ den Raum.
* * * *
Wie hatte es nur so weit kommen können? Staatsanwalt Ranelid hatte sich in sein Zimmer eingeschlossen und rauchte seine erste Zigarette seit sieben Jahren. Dabei hätte er doch in die schwedische Kriminalgeschichte eingehen sollen als der erste Staatsanwalt, der die Täter für Morde an mehreren Opfern verurteilte, deren Leichen man nicht hatte finden können. Und prompt wurden die Leichen gefunden. Und das an völlig verkehrten Orten! Und Opfer Nummer drei war obendrein noch am Leben, dabei war es doch das toteste von allen gewesen. Was hatte dieses Trio Ranelid nur angetan!
»Eigentlich sollte man diesen Schurken zur Strafe umbringen«, murmelte der Staatsanwalt.
Doch jetzt galt es, Karriere und Ehre zu retten, und dafür war ein Mord sicherlich nicht das geeignete Mittel. Der Staatsanwalt rekapitulierte die katastrophale Pressekonferenz. Er hatte zum Schluss sehr deutlich gesagt, dass Karlsson und seine Handlanger unschuldig waren. Und das alles nur, weil er … es einfach nicht wusste. Was zum Teufel war hier eigentlich passiert? Bolzen Bylund musste doch auf dieser Draisine gestorben sein. Wie zum Teufel konnte er dann ein paar Wochen später auf einem ganz anderen Kontinent noch einmal sterben?
Staatsanwalt Ranelid verfluchte sich selbst für sein vorschnelles Treffen mit der Presse. Er hätte lieber erst Allan Karlsson nebst Komplizen einsammeln lassen und alles aufklären sollen. Hinterher hätte er dann Stellung zu den Dingen nehmen können, die die Medien wissen mussten (während sie andere besser gar nicht erst erfuhren).
Nach seiner kategorischen Feststellung, dass Karlsson und seine Helfershelfer unschuldig waren, könnte man es nun als reine Schikane interpretieren, wenn er sie aufgreifen ließ, um sie zur Klärung gewisser Fragen zu vernehmen. Doch er hatte kaum Alternativen. Er musste es herauskriegen … und er musste es rechtzeitig vor morgen, fünfzehn Uhr herauskriegen. Sonst wäre er in den Augen seiner Kollegen kein Staatsanwalt mehr, sondern ein Hampelmann.
* * * *
Kommissar Aronsson war blendender Laune, als er auf Klockaregård in der Hollywoodschaukel saß und sich Kaffee und Kuchen schmecken ließ. Die Jagd auf den verschwundenen Hundertjährigen war vorüber, außerdem war der sympathische Alte nun nicht mal mehr verhaftet. Warum er vor einem knappen Monat aus dem Fenster geklettert war und was seitdem auf seinem Weg alles passiert war, musste man natürlich noch klären. Wenn es denn überhaupt noch wichtig war. Das konnte ja wohl nicht so eilig sein, dass man nicht zuerst ein wenig plaudern konnte, oder?
Der überfahrene und wiederauferstandene Per-Gunnar »Chef« Gerdin erwies sich auch als durch und durch anständige Person. Er hatte gleich vorgeschlagen, dass sie sich doch alle duzen sollten, und im Übrigen sei es ihm am liebsten, wenn man ihn »Piranha« nannte.
»Geht klar für mich, Piranha«, sagte Kommissar Aronsson. »Ich heiße Göran.«
»Göran und der Piranha«, sagte Allan. »Das klingt richtig gut zusammen. Vielleicht solltet ihr zusammen Geschäfte machen?«
Der Piranha meinte, er sei sich nicht sicher, ob er den rechten Respekt für Lohnsteuer und Ähnliches aufbringe, um eine Firma mit einem Kommissar zu führen, aber er bedanke sich trotzdem für Allans Tipp.
Die Stimmung war prima. Und sie verschlechterte sich auch nicht, als Benny und die Schöne Frau sich ihnen anschlossen, und etwas später auch noch Julius und Bosse.
Man unterhielt sich auf der Veranda über alles Mögliche, nur nicht darüber, wie die ganzen Ereignisse des letzten Monats eigentlich zusammenhingen. Allan landete einen echten Erfolg, als er plötzlich mit einem Elefanten um die Ecke kam und mit Sonja eine kurze Tanzvorführung gab. Julius wurde immer vergnügter, weil er nicht mehr verhaftet war, und fing sofort an, sich den Bart abzuschneiden, den er sich leider hatte wachsen lassen
Weitere Kostenlose Bücher