Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Hundertjaehrige der aus dem Fenster stieg und verschwand

Der Hundertjaehrige der aus dem Fenster stieg und verschwand

Titel: Der Hundertjaehrige der aus dem Fenster stieg und verschwand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonas Jonasson
Vom Netzwerk:
antwortete:
    »Herr, niemand.«
    Und dann sagte Jesus:
    »So verdamme ich dich auch nicht; gehe hin und sündige hinfort nicht mehr.«
    Der Kommissar besaß genug Polizisteninstinkt, um zu wittern, dass hier immer noch der eine oder andere Hund begraben lag. Doch Karlsson und Jonsson und Ljungberg und Ljungberg und Björklund und Gerdin waren seit gestern ja vom eitlen Ranelid für unschuldig erklärt worden, und wer war Aronsson, sie jetzt noch Verbrecher zu nennen? Außerdem handelte es sich bei ihnen ja um eine besonders sympathische Gruppe, und – wie Jesus ganz richtig bemerkt hatte – wer konnte schon den ersten Stein werfen? Aronsson dachte an so manchen dunkleren Augenblick seines eigenen Lebens zurück, aber vor allem regte er sich über Staatsanwalt Ranelid auf, der dem durch und durch liebenswerten Piranha Gerdin den Tod gewünscht hatte, nur damit er selbst besser dastand.
    »Nee, nee, das lös du mal schön allein, Ranelid«, sagte Kommissar Göran Aronsson und nahm den Fahrstuhl in den Frühstückssaal des Hotels.
    Zu Cornflakes, Toast und Eiern genoss er die Lektüre von Dagens Nyheter und Svenska Dagbladet . In beiden Zeitungen sprach man vorsichtig von einem Fiasko für die Staatsanwaltschaft im Falle des verschwundenen und zwischenzeitlich des Mordes verdächtigten, inzwischen aber schon wieder für unschuldig erklärten Hundertjährigen. Allerdings mussten die Zeitungen zugeben, dass sie noch zu wenig über die Sache wussten. Der Alte selbst war unauffindbar, und der Staatsanwalt wollte vor Freitagnachmittag nicht mehr verraten.
    »Wie gesagt«, wiederholte Aronsson. »Das lös du mal schön allein, Ranelid.«
    Dann bestellte er sich ein Taxi nach Klockaregård, wo er um 9.51 Uhr eintraf, genau drei Minuten vor dem Staatsanwalt.
    Für den von Ranelid so heiß ersehnten Blitzschlag bestand keinerlei meteorologisches Risiko. Doch es war trübe und kühl. Daher hatten die Bewohner des Hofes auch in der geräumigen Küche gedeckt.
    Am Abend zuvor hatte sich die Gruppe auf eine alternative Schilderung der Geschehnisse geeinigt, die man Staatsanwalt Ranelid unterjubeln wollte, und zur Sicherheit hatten sie diese Version zum Frühstück noch einmal durchgespielt. Jetzt waren alle Rollen für das vormittägliche Schauspiel verteilt. Nun kann man sich ja immer viel leichter an die Wahrheit erinnern als – wie in diesem Fall – an ihr Gegenteil. Wenn einer schlecht lügt, kann das übel für ihn ausgehen, deswegen mussten die Mitglieder der Gruppe jetzt ihre Zunge hüten. Außerdem war alles gestattet, womit man Staatsanwalt Ranelid ablenken konnte.
    » Verflucht und zugenäht, verdammte Hacke aber auch «, fasste die Schöne Frau die allgemeine Anspannung zusammen, bevor Kommissar Aronsson und Staatsanwalt Ranelid die Küche betraten.
    Das Treffen mit Staatsanwalt Conny Ranelid gestaltete sich für manche fröhlicher als für andere. Es verlief ungefähr so:
    »So, ich möchte mich zunächst bedanken, dass Sie mich hier empfangen, ich weiß das wirklich zu schätzen«, begann Ranelid. »Und ich möchte mich im Namen … der Staatsanwaltschaft entschuldigen, dass gegen einige von Ihnen grundlos Haftbefehl erlassen wurde. Nichtsdestoweniger will ich zu gerne wissen, was wirklich passiert ist, von dem Moment an, in dem Herr Karlsson aus dem Fenster des Altersheims geklettert ist, bis heute. Wollen Sie vielleicht anfangen, Herr Karlsson?«
    Dagegen hatte Allan nichts einzuwenden. Er dachte sich, dass das alles bestimmt noch ganz lustig werden könnte. Also machte er den Mund auf und sagte:
    »Das kann ich absolut, Herr Staatsanwalt, auch wenn ich alt und gebrechlich bin und es mit meinem Gedächtnis nun mal nicht mehr zum Besten steht. Aber ich kann mich auf jeden Fall erinnern, dass ich aus diesem Fenster geklettert bin, o ja. Und das hatte alles seine guten Gründe. Sie müssen wissen, Herr Staatsanwalt, dass ich zu meinem Freund Julius Jonsson unterwegs war, und zu dem kommt man nicht gern ohne eine Flasche Schnaps, und eine solche hatte ich in einem unbeobachteten Moment im Spirituosengeschäft gekauft. Ja, heutzutage braucht man an und für sich ja gar nicht mehr zum Spirituosengeschäft zu gehen, es reicht ja, wenn man einen kurzen Anruf beim … na ja, seinen Namen sag ich dem Herrn Staatsanwalt jetzt lieber nicht, denn deswegen ist der Herr Staatsanwalt ja nicht hier, aber er wohnt zentral und verkauft privat importierten Schnaps für weniger als die Hälfte des Ladenpreises. Na ja, wie dem

Weitere Kostenlose Bücher