Der Hundertjaehrige der aus dem Fenster stieg und verschwand
nennen. Man kann sich nie deutlich genug ausdrücken.«
»Wie wäre es dann, wenn Sie sich ebendarum bemühen würden, Herr Karlsson? Was ist dann mit dem Koffer passiert?«
»Tja, der Herr Bolzen wollte ihn nicht aus der Hand geben, und meine körperliche Verfassung gestattete mir nicht, den Koffer mit Gewalt an mich zu nehmen – übrigens nicht nur meine körperliche Verfassung, rein prinzipiell finde ich, dass es ganz furchtbar ist, wenn die Menschen …«
»Nun bleiben Sie doch endlich mal beim Thema!«
»Ja, entschuldigen Sie, Herr Staatsanwalt. Also, als der Herr Bolzen ganz plötzlich die sanitären Anlagen des Reisezentrums aufsuchen musste, nutzte ich die Gelegenheit. Der Koffer und ich verschwanden im Bus nach Strängnäs und fuhren Richtung Byringe, zum guten alten Julius, oder Julle, wie wir ihn manchmal nennen.«
»Julle?«, echote der Staatsanwalt, dem nichts Intelligenteres mehr einfiel.
»Oder Julius«, sagte Julius. »Angenehm.«
Der Staatsanwalt schwieg wieder eine Weile. Jetzt hatte er tatsächlich angefangen, sich die eine oder andere Notiz zu machen, und es sah so aus, als würde er Striche und Pfeile aufs Papier malen. Dann wandte er ein:
»Aber Karlsson hat das Busticket doch mit einem Fünfziger bezahlt und sich dabei erkundigt, wie weit er damit kommt. Wie passt das zu seinem Vorhaben, nach Byringe zu fahren und nirgendwo anders hin?«
»Ach, Unsinn«, sagte Allan. »Ich weiß doch, was die Fahrt nach Byringe kostet. Ich hatte nur gerade einen Fünfziger in der Brieftasche und hab mir einen kleinen Scherz erlaubt. Das ist doch wohl noch nicht verboten, oder, Herr Staatsanwalt?«
Ranelid machte sich nicht die Mühe zu erörtern, inwieweit ein kleiner Scherz verboten war. Stattdessen forderte er Allan erneut auf, sein Erzähltempo etwas zu steigern.
»Was ist dann passiert – in groben Zügen?«
»In groben Zügen? In groben Zügen ist passiert, dass Julius und ich einen gemütlichen Abend zusammen verbrachten, bis irgendwann Herr Bolzen gegen die Tür bolzte, wenn der Herr Staatsanwalt das Wortspiel gestattet. Doch da wir Schnaps auf dem Tisch hatten – Sie erinnern sich vielleicht noch von vorhin, dass ich eine Flasche Schnaps dabeihatte, und um genau zu sein, es war nicht nur eine Flasche, sondern zwei, man sollte schließlich auch in den kleinsten Details bei der Wahrheit bleiben, und wer bin ich schon, dass ich beurteilen könnte, was in dieser Geschichte wichtig oder weniger wichtig wäre, das muss der Herr Staatsanw…«
»Erzählen Sie weiter!«
»Entschuldigung. Ja, also der Herr Bolzen war schon nicht mehr ganz so wütend, als wir ihm Elchbraten und Schnaps auftischten. Im Laufe des Abends kam er zu dem Entschluss, die Bibeln doch nicht zu verbrennen, zum Dank für den Schnaps, den wir ihm spendiert hatten. Der Alkohol hat eben auch seine positiven Seiten, finden Sie nicht, Herr St…«
»Erzählen Sie weiter!«
»Am nächsten Morgen hatte der Herr Bolzen einen schrecklichen Kater, wenn Sie verstehen, was ich meine, Herr Staatsanwalt. Ich habe ja seit Frühjahr ’45 keinen Kater mehr gehabt – damals habe ich versucht, Vizepräsident Truman mit Tequila unter den Tisch zu trinken. Leider starb in dem Moment Präsident Roosevelt, deswegen mussten wir unsere kleine Feier vorzeitig abbrechen, aber das war vielleicht nicht das Verkehrteste, denn am nächsten Tag … mein Lieber, da ging es vielleicht rund in meinem Schädel! Da ging es mir nur unwesentlich besser als Roosevelt, möchte ich fast sagen.«
Während Staatsanwalt Ranelid überlegte, was er sagen sollte, zwinkerte er nervös. Schließlich gewann seine Neugier die Oberhand. Außerdem rutschte ihm vor lauter Verwirrung prompt das Du heraus.
»Was redest du da eigentlich die ganze Zeit? Hast du tatsächlich Tequila mit Vizepräsident Truman getrunken, als Roosevelt das Zeitliche segnete?«
»Na ja, gesegnet hat der wohl nicht mehr viel«, meinte Allan. »Aber ich verstehe schon, worauf Sie hinauswollen. Doch wir wollen uns jetzt ja nicht an Details aufhängen, oder was meinen Sie, Herr Staatsanwalt?«
Der Staatsanwalt meinte gar nichts, worauf Allan fortfuhr:
»Der Herr Bolzen war auf jeden Fall nicht in der Lage, uns beim Fortbewegen der Draisine zu helfen, als wir am nächsten Tag nach Åkers Styckebruk aufbrachen.«
»Er hatte ja nicht mal Schuhe an, wenn ich das recht verstanden habe«, sagte der Staatsanwalt. »Können Sie mir das erklären?«
»Hach, wenn Sie gesehen hätten, was für einen
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