Der Hurenkiller - Das Morden geht weiter (Wegners schwerste Fälle) (German Edition)
nahm, da wurde
ihr klar, dass dies die letzten schmerzhaften Momente ihres Lebens sein
sollten. Wie ein nicht enden wollender Trommelwirbel prasselten seine Schläge
auf ihren Rücken ein. Schmerzen fühlte sie kaum noch. Nur den tiefempfundenen
Wunsch, dass es endlich vorbei wäre ...
Kapitel
9
»Was war da gestern
los, Manfred?«
»Was meinst Du?«
»Na was mein ich
wohl? Stell dich nicht blöder als du bist!«
»Vera! Es ist schon
schwer genug. Mach es mir doch nicht noch schwerer!«
Seit dem Morgen
bereits berichteten die Zeitung und auch die regionalen TV-Sender vom
schießwütigen Hamburger Hauptkommissar. Eine der zwei unversehrten Geiseln war
nicht nur im Steuerfach tätig, sondern ebenso Hobbyredakteurin bei einem
Norderstedter Käseblatt. Natürlich hatte sie nach ihrer Befreiung nicht
Besseres zu tun gehabt, als eiligst die Presse über die Vorfälle zu
informieren.
»Wer ist diese Frau?
Vielleicht kann ich durch den Journalistenverband Druck machen.« Vera wirkte
verzweifelt. »Manfred ...«
»Was?«
»Wir müssen doch
etwas tun.«
»Und was?« Wegner war
genervt. Wäre am liebsten nachhause gefahren und hätte sich dort, mindestens
für die nächsten drei Tage, im Bett verkrümelt. »Es ist Samstagabend! Was soll
ich deiner Meinung nach tun? Den Polizeichef aus dem Schlaf klingeln? Ihm
sagen, dass alles nur ein Missverständnis ist?«
Vera verzog sich
schmollend mit dem Abwasch in die Küche.
***
Martin Schiller stand
auf dem Bürgersteig und atmete tief durch. Beschwingt brach er nun in Richtung
Innenstadt auf. Dort angekommen würde er ins erstbeste Taxi steigen, um in den
Hafen zurückzukehren. Babsis Todeskampf hatte noch eine ganze Weile gedauert.
Nach ihrem finalen Atemzug hatte er jedoch sehr schnell das Interesse an ihr
verloren. Es war anders als beim letzten Mal. Schon völlig regungslos wirkte
sie bei weitem nicht mehr so reizvoll wie die sterbende Hure im vergangenen
Monat. Martin versuchte sich an ihren Namen zu erinnern: »Tina ... oder war es
Anja? ... Egal.«
Als Babsi so leblos
auf ihrem Bett lag, da hatte er sich sogar vor ihr geekelt. Er müsste an seinen
Methoden arbeiten. Der Reiz bestand schließlich nicht darin, zu töten - es war
der Weg dorthin. Ihr Leiden ... ihr Flehen. Es war die unendliche Macht, die er
genoss. Die ihn derart erregte, dass er noch drei Tage später mit zitternden
Beinen aufstand. Die Frauen waren ihm völlig egal. Er hatte in seiner Jugend so
viel Schmerz, so viel Peinigungen durchlitten ... sie hatten es verdient, dafür
zu büßen.
Sein Weg führte ihn
direkt auf die Brücke, nachdem er die Reling fast hinaufgeflogen war. Zu seiner
Verwunderung fand er dort sogar den Kapitän vor, der noch immer angeschlagen
wirkte.
»In einer Stunde sind
wir vollständig beladen. Die Reederei meint, dass wir keine Minute zu lang
gefiert bleiben sollen.«
»Bei den
`Parkgebühren` wundert mich das wenig«, erwiderte Martin Schiller lachend.
Ein Liegeplatz im
Hamburger Hafen kostet für solch ein gigantisches Containerschiff rund
dreißigtausend Euro täglich.
Schon in der Nacht
passierten sie erneut Brunsbüttel und nahmen, kurze Zeit später, volle Fahrt
auf. Das Wetter im Nordatlantik war alles andere als sonnig vorhergesagt. Sie
wollten dem Tiefdruckgebiet einfach davonfahren und hofften auf eine möglichst
ruhige Überfahrt.
Martin Schiller
drehte sich ein letztes Mal um. Die fast zwölf Kilometer breite Elbmündung sah
im Mondlicht gespenstisch aus. Er dachte über seinen nächsten Besuch in Hamburg
nach. In vier Wochen würde er sich mit einer gewissen Sandy treffen, so plante
er es zumindest. Sie wusste noch gar nichts von ihrem Glück. Ihr Lächeln im
Hochglanzprospekt wirkte so offen und freundlich - da konnte er nicht
widerstehen. In seiner Vorstellung sah er ihren Kopf in einer Plastiktüte
stecken, mit weit aufgerissenen, panischen Augen um ihr nacktes Leben flehend.
***
Wegner und Vera
hatten sich, immer noch schweigend, ins Bett gelegt. An Zärtlichkeiten,
geschweige denn Sex, war an diesem Abend nicht einmal zu denken. Viel zu heftig
waren sie aneinandergeraten; wollten einfach nicht auf einen gemeinsamen Nenner
kommen. Während Vera unaufhörlich zum Gegenangriff blasen wollte, meinte
Wegner, dass es besser sei abzuwarten. Wieder und wieder hatten sie sich
gegenseitig angekeift. Am Ende verzichtete sie dann sogar auf den
obligatorischen Gutenachtkuss. Das hatte es, seitdem sie sich kannten, noch
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