Der Hurenkiller - Das Morden geht weiter (Wegners schwerste Fälle) (German Edition)
dem
Polizeivizepräsidenten telefoniert.«
»Und?«
»Er sagt, dass die
Truppe geschlossen hinter dir steht. Und dass er es genauso gemacht hätte ...
das natürlich inoffiziell.«
»Aber rausschmeißen
will er mich doch sicher trotzdem ...?«
»Er lehnt deine
Suspendierung, zumindest in diesem Stadium, noch kategorisch ab.«
»Und was will er dann?«
»Er schlägt vor, dass
du deinen kompletten Jahresurlaub einreichst. Danach sollten sich die Wogen
schon etwas geglättet haben.«
»Wenn ich nur meine
Überstunden abfeiere, komme ich das nächste Mal kurz vor Weihnachten ins
Revier.«
»Das klingt gut, Manfred.
Schönen Urlaub ...«
Kapitel
11
Pascal und Tim
schlenderten gelangweilt die kleine Ladenzeile entlang, vor der erst langsam
der Tag erwachte. Seit dreißig Minuten bereits lief die erste Stunde, zu der
sie der Lehrer sicher gern begrüßt hätte. Unentschuldigtes Fehlen gehörte auf
der Förderschule Steilshoop genauso zum Alltag wie Gewalt, Drogen und
Erpressung. Pascal hatte die fünfte, sechste und achte Klasse wiederholt.
Ebenso erfolgreich war auch Tims schulische Laufbahn anzusehen. Seit Monaten
zählten sie zu den eher selten gesehenen Gästen einer Unterrichtsstunde. Was
würde ihnen ein schlechter Förderschulabschluss auch schon bringen? Wo sollten
sie sich mit einem Haufen Vieren und Fünfen denn bewerben? Arbeit lag beiden
ohnehin nicht wirklich. Nur ihr buchstäblicher Einfallsreichtum verhalf ihnen
gelegentlich zu dem einen oder anderen lukrativen Nebenerwerb. Sie hatten sich
auf Schutzgelderpressung und kleinere Überfälle spezialisiert. Immer wieder
fanden sie willige Opfer, denen ihre körperliche Unversehrtheit weit wichtiger
war, als ein paar Euro, die man notfalls verschmerzen konnte. Ein fleißiger
Schuhmacher oder eine wehrlose Friseurin, die gerade Feierabend machten,
dienten als schnelle und einfache Opfer. Letzte Woche erst waren sie mit über
dreihundert Euro, den Tageseinnahmen eines Schlüsseldienstes, lachend
entkommen.
Sie bogen um die
nächste Ecke. Hier war die kleine Einkaufszeile auch fast schon wieder vorbei.
Nur ein türkischer Obsthändler und ein Videospielladen versuchten in dieser
hintersten Ecke noch Geschäfte zu machen. Den Typen, der mit Computerspielen
handelte, kannten die beiden Jungen sogar. Es war ein seltsamer Kerl, der erst
mittags gelangweilt erschien, um dafür bereits gegen Nachmittag wieder
Feierabend zu machen. Ali hingegen, der fleißige Obsthändler, stapelte in
diesem Moment schon einige Kisten vor seinem Schaufenster auf. Als er die
beiden kommen sah, beendete er seine Arbeit und musterte die jungen Männer
misstrauisch.
»Guten Morgen«, rief
Tim übertrieben laut. Der Ton seiner Stimme verriet eindrucksvoll, dass er dem
türkischen Kaufmann alles andere wünschte, als einen positiven Start in diesen
Tag.
»Morgen«, erwiderte
Ali reserviert. »Wollt Ihr einen Apfel auf dem Weg in die Schule - ist
umsonst?« Er hatte gelernt, dass es manchmal besser war, Problemen einfach aus
dem Weg zu gehen. Zwei Früchte für fünfzig Cent konnten schlimmer werdendes
Ungemach oft schon im Keime ersticken.
»Ich scheiß auf deine
blöden Äppel«, fauchte Pascal zurück. Jetzt packte er eine der Holzkisten von
unten und kippte diese achtlos auf den Boden. Die Früchte kullerten in alle
Richtungen davon.
Ali war stinksauer,
konnte sich nun kaum mehr zügeln. »Verschwindet einfach ... Ihr ... Ihr ... Ihr
respektlosen Schweine.«
Pascal und Tim
wechselten Blicke. Sie schienen eine stumme Übereinkunft getroffen zu haben,
denn schon kurz darauf packten sie Ali und schoben den wild schimpfenden Türken
in seinen Laden. Um die Ohren der Öffentlichkeit auszusperren, verschloss Tim
nun die Tür und drehte das Schild auf »Geschlossen« um.
»So, du kleiner
Kanaken-Wichser, jetzt werden wir dir mal zeigen, was Respektlosigkeit ist«,
zischte Pascal und schlug, wahrscheinlich um seine Aussage damit zu
bekräftigen, Ali gleich mehrfach heftig ins Gesicht. Dieser taumelte kurz und
fiel dann wie in Zeitlupe hinter den Verkaufstresen. Die beiden jungen Männer
drängten sich ebenfalls hinter die schmale Theke und schauten sich suchend um.
Während Pascal den hilflosen Ali mit weiteren Tritten und Schlägen traktierte,
riss Tim auch schon die Kasse auf. Frustriert zog er ein paar kleine Scheine
und eine Handvoll Münzen heraus. »Ist das alles, du blöde Sau?«
Ali lief das Blut
bereits in Bächen aus dem Mund. Statt einer Antwort holte er jetzt aus und
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