Der Hurenkiller - Das Morden geht weiter (Wegners schwerste Fälle) (German Edition)
energischer werden als er
selbst. Das hatte er oft genug bewiesen.
Wegner war nur ins
Büro gefahren, weil er es zuhause nicht ausgehalten hatte. An einem
Samstagnachmittag war in der Regel wenig zu tun. Wobei auch das seit ein paar
Monaten anders war. In diesem Moment saß in fast jeder Hamburger
Callgirl-Vermittlung mindestens ein Beamter. Wartete dort auf den Anruf des
Richtigen. Drei Frauen hatte der Täter in den vergangenen Monaten immer
perverser getötet. Schon die Erste hatten sie mit durchgeschnittener Kehle
gefunden und damals noch an eine Einzeltat geglaubt. Nach der Autopsie dieser
armen Kreatur stand fest, dass der Mörder sie vorher stundenlang geschlagen und
missbraucht hatte. Als dieses Schwein es dann endlich beendete, sollte die
junge Frau davon nur noch wenig mitbekommen haben.
Haare, Hautschuppen
und zuletzt sogar das Sperma des Täters hatten sie an oder in seinen Opfern
gefunden. Konnten somit bereits den infrage kommenden Kreis deutlich einengen.
Es war ein Mann zwischen Mitte dreißig und vierzig. Mitteleuropäer mit einem
relativ reinen Erbgut. Vermutlich gebildet. Keines dieser Kinder, bei dem der
Vater womöglich auch gleichzeitig als Onkel fungierte. Mehr ließ sich jedoch
aus der DNA nicht schlussfolgern. Es war aber davon auszugehen, dass es sich um
einen, zumindest bis dahin, unbescholtenen und somit nicht vorbestraften Mann
handelte. Wie sonst hätte er ein solches Risiko eingehen können - zuletzt nicht
mal ein Kondom zu benutzen.
Jeden seiner
Mitarbeiter hatte Wegner im Laufe der letzten Stunde kontaktiert. Hinweise -
oder gar ein Treffer? Fehlanzeige! Wenn, und hieran gab es nur wenig Zweifel,
der Killer erneut zuschlagen würde, dann, ohne dass sie ihn daran hindern
konnten. Es gab einfach zu viele Callgirls in Hamburg. Jede Einzelne zu
bewachen, war schlichtweg unmöglich. Natürlich hatten sie in den vergangenen
Wochen alle einschlägig bekannten Agenturen informiert. Wieder und wieder auf
allen Titelseiten vor dem neuen Hurenkiller gewarnt.
Seltsame Erinnerungen
kamen in Wegner hoch. Erneut hatte sich ein Täter auf diese ganz spezielle
»Kundengruppe« spezialisiert. Schon im letzten Jahr gab es viele tote Frauen im
Rotlichtmilieu. Grauenvoll abgeschlachtet hatte man die wehrlosen Mädchen. Dieser
Mörder jedoch bevorzugte offensichtlich die exklusivere Welt der Nobelhuren.
Wie Fotomodelle sahen die meisten der Damen aus, wenn man sie in den
Hochglanzkatalogen betrachtete. Ohne Knurren zahlte da ein Freier bis zu
tausend Euro für eine Nacht. Am Ende allerdings bliebe auch nichts anderes
übrig als das schmutzige Gefühl gekaufter Liebe, ganz gleich wie kostspielig
diese war.
Wegner dachte über
die immer gleichgebliebenen Abstände der Morde nach. Sogar Mondphasen hatten
sie ins Kalkül gezogen. Überlegten, ob sich ein perverser Täter von den
Gezeiten lenken ließ. Sie hatten die Termine großer Veranstaltungen als Raster
über die Tage der Morde gelegt. Konzerte, Fußballspiele und Messen verglichen.
All das ohne jedes brauchbare Ergebnis. Warum mordete dieses Monster nur alle
vier Wochen? Einer der Profiler, wie man Analysten mittlerweile neudeutsch
nannte, hatte Wegner in der letzten Woche ein komplettes Profil des Täters
überreicht. Er selbst hielt diese Psychospielchen für Blödsinn. Im Fernsehen
konnte ein solcher Profiler sogar die Schuhgröße des potenziellen Serientäters
ermitteln. Hier, im richtigen Leben, waren diese Deppen nicht einmal in der
Lage für ein vernünftiges Motiv zu sorgen.
Das Telefon riss ihn
aus seinen Gedanken.
»Na mein Schatz - wie
lange brauchst du noch?« Es war Vera, die hoffentlich nicht gekocht hatte. Sie
war eine wahre Traumfrau, nur ihre Kochkünste ließen zu wünschen übrig.
»Nicht mehr lang. Ich
fahr hier bald los«, erwiderte Wegner nachdenklich. »Wollen wir uns `ne Pizza
bestellen?«
»Ich hab einen
Auflauf im Ofen.«
Sein Schweigen schien
Vera wütend zu machen. »Manfred«, keifte sie, »ich muss doch kochen lernen,
bevor wir heiraten.«
Wegner schwieg weiter
beharrlich.
»Manfred! Wenn du
jetzt nicht etwas sagst, dann kannst du deinen Sonntag allein verbringen.«
»Ist ja gut. Aber
versalz die Soße nicht wieder so. Letztes Mal hatte ich noch zwei Tage später
Sodbrennen.«
»Ich hab nur eine
kleine Prise rangemacht.«
»Bis nachher.«
Kapitel
8
Mit zwei großen
Schlucken leerte Martin Schiller sein Wasserglas. Babsi hatte sich vor einer
Minute ins Bad verabschiedet. Er rechnete damit, dass sie
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