Der Hurenkiller - Das Morden geht weiter (Wegners schwerste Fälle) (German Edition)
letzten
Mal mit einem Geschoss wie diesem unterwegs gewesen war. Zuletzt hatte er mit
Gisela, vor über zwanzig Jahren, Italien von einem Ende zum anderen durchquert.
Damals waren sie sogar noch glücklich und hatten kaum voneinander lassen
können. Nach der Scheidung, vor über zehn Jahren, blieben nur Verbitterung und
Schmerzen zurück. Gisela hatte sich nie mit seinem Job und den damit
verbundenen Repressalien anfreunden können. Jeden seiner Nachtdienste hatte sie
umfangreich kommentiert. Keinen Zweifel daran gelassen, dass sie sich lieber
einen Lehrer oder Manager hätte suchen sollen.
Schnell ließen sie
Lübeck und damit auch den zähfließenden Verkehr auf der A1 hinter sich. Jetzt
ging es Richtung Osten auf der A20. Das Ergebnis neuesten Straßenbaus welches
gerne zum Rasen verlockte und wahrscheinlich gerade deshalb fast durchgehend
auf 120 Km/h beschränkt war. Sie wollten ganz spontan entscheiden und sich
nicht auf einer unnötig geplanten Route von irgendwelchen Tageszielen unter
Druck setzen lassen. Fest stand nur, dass sie Rügen und auch Usedom, die beiden
wunderschönen Ostseeinseln, komplett umrunden wollten. Enden sollte ihre Reise
in Dresden. Veras Mutter war dort mitten im Zweiten Weltkrieg geboren worden.
Nie zuvor hatte sie die Geburtsstadt ihrer Mutter besucht und wollte dieses endlich
nachholen.
»Verdammte Scheiße!«,
keifte Wegner völlig ungehemmt, »da vorne steht die ganze Autobahn.«
»Manfred. Kannst du
dich nicht wenigstens in unserem Urlaub mal ein wenig zurückhalten. Das ist ja
grauenvoll.«
»Jaja. Du kannst nach
hinten gehen und uns einen Kaffee machen. Das wird länger dauern.«
Vor ihnen hatte sich
eine endlose Schlange gebildet. Die Ersten waren bereits ausgestiegen und
versuchten missmutig die voraussichtliche Länge des Staus auszumachen. Wegner war
zwar noch einige hundert Meter entfernt, rollte aber schon jetzt nur noch im
Schritttempo. Als er in den Seitenspiegel schaute, sah er einen Kleinwagen, der
mit überhöhter Geschwindigkeit heranraste.
»Sieht dieser Idiot
denn meinen Warnblinker nicht?«
»Manfred!«, keifte
Vera von hinten zurück.
»Ich hab ... die ...
brems doch endlich ...« Wegner drückte in seiner Hilflosigkeit dauerhaft die
Hupe. Im letzten Moment konnte er noch das Gesicht der jungen Fahrerin
erkennen. Neben ihr saß ein Mädchen, das für den Vordersitz viel zu klein
wirkte.
Noch bevor er einen
weiteren Gedanken fassen konnte, sah er den Wagen der Frau an sich
vorbeischießen. Jetzt erwachte die Fahrerin anscheinend aus ihrem Tiefschlaf
und stellte sich auf die Bremse. Er konnte sehen, wie das Fahrzeug ins Trudeln
geriet und trotz ABS nach rechts ausbrach. Zum Anhalten, das hatte sein
Unterbewusstsein schon lange berechnet, war es viel zu spät. Wegners Blick
fokussierte sich noch auf die Bremsleuchten, als der Wagen unter einen
Sattelzug krachte, der mit Warnblinker auf der rechten Spur stand.
»Verfluchte Scheiße!«
»Manfred! Wenn du so
weitermachst, dann kannst du mich in Rostock am Bahnhof absetzen ...« Vera
hörte nur noch die Tür zuknallen und schaute entgeistert nach vorne aus dem
breiten Fenster des Campers. »Oh Gott ...«
Wegner raste auf den
verunfallten Kleinwagen zu. Die ersten Schaulustigen hatten sich bereits
gesammelt, wichen jetzt aber ein gutes Stück zurück, weil aus dem
übriggebliebenen Schrotthaufen schon kräftige Rauchschwaden aufstiegen. Die
Motorhaube hatte sich dem Druck nicht widersetzen können und war durch die
Windschutzscheibe geschossen. Wegner schaute ins Innere des Wagens und
versuchte die Fahrertür aufzureißen. Vergeblich. Durch den Unfall hatte sich
der gesamte vordere Teil zusammengeschoben.
Die Fahrerin bewegte
sich ... Gott sei Dank. Jetzt kam auch der Fahrer des LKWs dazu und betrachtete
kopfschüttelnd das Heck seines Aufliegers.
»Steh hier nicht so
blöd rum«, schrie Wegner ihn an, »Feuerlöscher ... hol deinen Feuerlöscher.
Sein Blick fiel auf das Kennzeichen am Trailer. Ein Finne ... das hatte gerade
noch gefehlt. Jetzt kam Vera von hinten dazu.
»Vera! Erklär dem
Mann bitte auf Englisch, dass wir seinen Feuerlöscher brauchen.«
Nachdem sie kurz mit
dem Finnen diskutiert hatte, drehte sie sich wieder zu ihm. »Er sagt, dass er
ohne seinen Feuerlöscher nicht weiterfahren darf. Irgendwas murmelt er von ADR
... ich verstehe es auch nicht.«
»Sag ihm, dass er nie
wieder irgendwo hinfährt, wenn er jetzt nicht sofort seinen scheiß Feuerlöscher
holt!«
Eine knappe Minute
später
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