Der Hurenkiller - Das Morden geht weiter (Wegners schwerste Fälle) (German Edition)
trat
Pascal entschlossen gegen eine seiner Kniescheiben. Der Junge schrie auf und
sackte, von den Schmerzen wie gelähmt, kraftlos zu Boden.
»Du scheiß Kanake«,
brüllte Tim unbeherrscht, »... ich dich kalt, du dämliche Sau!«
Wie von Sinnen warf
er sich auf den Kaufmann und schlug immer heftiger und brutaler auf das Gesicht
des wehrlosen Mannes ein. Auch Pascal hatte sich wieder einigermaßen berappelt.
Sein Blick fiel unter den Tresen, wo er ein Messer fand, das Ali vermutlich zum
Obstschneiden benutzte. Nur ein paar Minuten später, als die beiden jungen
Männer den kleinen Laden mit zweiundvierzig Euro Beute verließen, steckte es
noch immer in Alis Brust. Der rote Plastikgriff ragte senkrecht empor.
Sinnloser konnte ein Tod kaum sein. Der Pathologe würde am Ende seiner
Untersuchung insgesamt einunddreißig Stiche zählen. Eine Handvoll davon wäre
für sich allein bereits tödlich gewesen.
Kapitel
12
Wegner hatte seinen
Urlaubsantrag zur Direktion gefaxt. Als sich das unterschriebene Dokument nach
nur fünf Minuten ruckelnd aus seinem Fax schob, da war er sich sicher, dass sie
es dort oben ernst meinten.
Ohne ein Wort des
Abschieds verließ er schon wenig später schlechtgelaunt das Revier. Eine ganze
Weile saß er noch hinter seinem Lenkrad und dachte über die letzten Tage nach.
Immer wieder führte er sich die Situation vor Augen und erinnerte sich an die
bitteren Konsequenzen. Es gibt Augenblicke in denen Geist und Körper
reflexartig reagieren. Er hatte nicht darüber nachgedacht, ob es richtig oder
falsch sei, den wahnsinnigen Zahnarzt einfach über den Haufen zu schießen. Im
Moment als er abdrückte, hatte er Stefan Hauser vor Augen. Den Zeitpunkt, als
dessen Brustkorb von einer der willkürlich abgefeuerten Kugeln durchschlagen
wurde. Zeitgleich waren bei Wegner sämtliche Sicherungen durchgebrannt. Wer
konnte es ihm da übel nehmen, dass er selbst die Geschichte kurz darauf
beendete.
Wie vom Blitz
getroffen packte er dann den Schlüssel und drehte diesen energisch im Zündschloss
um. Er hatte eine Idee - eine gute ...!
Nur zwei Stunden
später rollte Wegner mit einem fast acht Meter langen Wohnmobil langsam in die
Straße, in der Vera wohnte. Nach links und rechts war in dieser schmalen Gasse
nur noch wenig Platz. Als er kurz darauf anhielt, dauerte es nur ein paar
Sekunden, bis hinter ihm bereits einer dieser typischen verbohrten Rentner wild
gestikulierend hupte. Als ob das Schicksal der westlichen Welt und ihr
Überleben von seinem zügigen Vorankommen abhinge, fluchte der alte Mann wie von
Sinnen und traktierte im Sekundentakt sein Signalhorn. Wegner stieg gelangweilt
aus und schob seine Jacke ein wenig zur Seite. Seine Dienstwaffe, eine Walther
P99, schaute glänzend hervor. Jetzt sah er, wie der alte Knacker seinen Türknopf
panisch nach unten drückte. Am Wagen angekommen zückte er seinen Dienstausweis
und klatschte diesen grob auf die Windschutzscheibe. »Ist irgendwas, guter
Mann?«, rief er gereizt.
Der Rentner
schüttelte nur verängstigt den Kopf.
»Ich muss hier mal `n
paar Minuten parken. Was dagegen ...?«
Wieder energisches
Kopfschütteln.
»Wäre schön, wenn Sie
in der Zeit auf meinen Camper aufpassen.«
Ebenso heftiges
Nicken.
Kurz darauf stapfe
die überraschte Vera hinter Wegner die Treppe hinab.
»Was ist denn, Manfred?
Was hast du denn für eine Überraschung?«, wollte sie ungeduldig wissen.
»Jetzt bleib mal
schön ruhig, Mädchen. Du siehst es doch gleich. Wenn du wieder oben bist, dann
solltest du in deiner Redaktion anrufen und dich für die nächsten vier Wochen
abmelden.«
»Manfred ... du sagst
mir jetzt, was los ist ... sofort!«
Wegner schob die
Eingangstür auf und ließ Vera hinaus. Wie ein kleines Kind sprang sie aufgeregt
um das riesige Wohnmobil herum. »Manfred! Das ist ja unglaublich. Ich kann es
kaum fassen.« Immer noch tanzte sie ausgelassen um das Gefährt und schaute
durch die Scheiben in das Innere des Campers. »Morgen holen wir Rex ab und dann
geht es in Richtung Meer und Strand.«
Volltreffer , dachte Wegner triumphierend.
Nicht nur sein Mädchen und sein Hund brauchten dringend Urlaub. Auch er selbst
würde die kommenden Wochen in vollen Zügen zu genießen wissen.
***
Martin Schiller lag
auf seiner schmalen Pritsche und schaute gedankenverloren auf den kleinen
Fernseher. Vom Programm hatte er schon seit einer Stunde nichts mitbekommen.
Viel zu sehr kreisten seine Gedanken um die Geschehnisse des
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