Der Hurenkiller - Das Morden geht weiter (Wegners schwerste Fälle) (German Edition)
ihn unter sich zu begraben.
»Mach ihn kalt!«, schrie
Pascal aufgeregt vom Tresen aus, »knall den Arsch ab.«
Hektisch fummelte Tim
mit der freien Hand an der Pistole herum. Waffen kannte er bisher nur aus
Filmen. Geschossen hatte er noch nie mit einer.
Was dem hinzugeeilten
Helfer schlussendlich zum Verhängnis wurde, war die Tatsache, dass die Walter
P99 nicht mehr über einen Sicherungshebel verfügt. Stattdessen verhindert nur
noch ein Anti-Stress-Abzug, dass sich versehentlich ein Schuss aus der
vorgespannten Waffe löst. Das bedeutet, dass beim ersten Abfeuern ein
wesentlich stärkerer Widerstand überbrückt werden muss als bei den darauf
folgenden Schüssen.
Die Kugel durchschlug
den Bauch des Mannes in Höhe der Milz und zerstörte diese fast vollständig. Das
Bellen der Waffe war bis in die entlegenste Ecke des Einkaufcenters zu hören.
Schon nach kurzer Zeit sammelten sich mehr und mehr der letzten Kunden, die aus
sicherer Entfernung die weiteren Ereignisse miterleben wollten. Wie durch Watte
waren bereits die ersten Einsatzfahrzeuge zu hören. In wenigen Minuten sollte
es an diesem sonst eher friedlichen Ort von Polizeibeamten nur so wimmeln.
Kapitel
16
Frank Müller verließ
das Revier mit hängendem Kopf. Den ganzen Nachmittag hatte er sämtliche Akten
zum Hurenkiller studiert. Immer wieder hatte er sich dabei über den schlampigen
Stil seiner Kollegen aufgeregt. Die Aufzeichnungen, wenn man überhaupt von
solchen sprechen konnte, ließen zu wünschen übrig. Hinweise auf den Täter,
geschweige denn eine heiße Spur, gab es nicht. Vielmehr hatten sich Wegner und
Hauser auf Prävention versteift. Zogen flächendeckende Information der
Bevölkerung und Warnhinweise, der mühsamen Ermittlungsarbeit offensichtlich
vor.
Es war fast schon
Sieben, als er endlich den Deckel der letzten Akte zuknallte. Wieder ein Tag,
der ihn kein Stück weitergebracht hatte. Wo sollte er ansetzen? Wer konnte
ihm helfen ... oder einen brauchbaren Tipp geben? Als Frank Müller kurze
Zeit später in sein Auto stieg drehte er die Musik voll auf und rauschte mit
offenem Fenster davon. Auf Alster Radio spielten sie wenigstens auch mal ein
paar »Oldies«, zu denen er in seiner Jugend noch den einen oder anderen
Schuppen unsicher gemacht hatte.
Als er das Radio in
einer Werbepause dann etwas leiser machte, hörte er Bruchstücke vom
Polizeifunk. Zwei junge Männer schossen im Billstedt-Center um sich. Laut
Einsatzleitstelle gab es sogar schon einen Toten. Müller setzte das Blaulicht
aufs Dach und raste die Jenfelder Allee entlang. Wenn es gut liefe, könnte er
bereits in fünf Minuten vor Ort sein.
***
Tim hatte sich neben
seinem Freund hinter dem Verkaufstresen verschanzt. Auch die junge
Polizeibeamtin hatten sie unter dem Zeitschriftenständer hervorgezogen.
Unregelmäßig atmend lag sie nun, völlig bewegungslos, zwischen ihnen.
»Die scheiß Bullen
sammeln sich in jeder Ecke. Da rechts sind sie jetzt auch«, fluchte Pascal,
»wenn wir hier rauskommen wollen, dann kann uns nur die kleine Schlampe hier
helfen.« Grob schlug er der Beamtin mit dem Griff Ihrer Dienstwaffe auf den
Kopf. Aus der kleinen Platzwunde lief sofort Blut über das Gesicht der jungen
Frau und tropfte von ihrer Ohrmuschel auf den Boden hinab. Die zweite Frau
hatte sich verängstigt unter den breiten Tresen gekauert und erinnerte nur
durch unregelmäßiges Wimmern an ihre Anwesenheit. Mitten zwischen Zigarettenstangen
und Zeitschriften wirkte sie wie eine lebensgroße Werbefigur, die der Inhaber
dort im Tagesgeschäft vergessen hatte.
»Wenn ich jetzt
abdrücke, dann ist der Bulle tot ... hundert Pro`.« Pascal hielt die Waffe mit
beiden Händen fest und stützte sie wie im Film auf dem Tresen ab.
»Bist du beklo... ?«
Der Schuss zerriss
die angespannte Stille. Das Projektil durchschlug den Kopf des Beamten und
blieb in der Wand dahinter einfach stecken. Der Polizist war bereits tot, als
sein Körper auf den blankgewischten Boden aufschlug.
»Volltreffer«, johlte
Pascal triumphierend und riss die Arme in die Luft.
Tim hingegen schien
wie gelähmt. Ohne dass ein Laut über seine Lippen kam, öffnete er fassungslos
den Mund.
»Was ist denn, Mann?
Ich hab doch nur den Bullen ausgeknipst.«
»Bist du völlig
bekloppt«, begann Tim geschockt, »die lassen uns doch niemals hier raus, wenn
du einen von denen abknallst.«
»Warte ab - das war
nicht der Letzte, du Weichei.«
Nachdem sie einen
Kollegen erschossen hatten, war der Rest
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