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Der Hypnosearzt

Der Hypnosearzt

Titel: Der Hypnosearzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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das hast du ihr gesagt?«
    »Ja.«
    »Und was ist das für ein Erlebnis?«
    »Eine Kindheitsverletzung, die man vergessen will, vergessen muß, um weiterleben zu können. Aber aus dieser Verdrängung speist sich eine ewige Furcht und dazu noch eine andere Kraft: die Imagination. Da sieht man tatsächlich, wie zerstörerisch Phantasie manchmal sein kann.«
    »Ja«, sagte Maria leise, »das kenne ich. Das weiß ich. – Und was hast du dann mit dieser Frau gemacht?«
    Er drehte den Kopf zum Fenster und sah den beiden Ponys zu, die dort drüben wilde Galoppkreise zogen. Ihr Fell glänzte, die Mähnen flogen …
    »Das ist es ja. Es war das erste Mal, daß ich jemanden in einer derartigen Situation abwies. Ich hätte ihr helfen können, aber irgendwie fühlte ich mich gestern nicht in der Lage dazu. Ich schickte sie zu einem Freund, er ist Spezialist in Paar-Therapie. Nun, der macht es vielleicht besser, als ich es hätte machen können …«
    Maria schwieg. Dann verschränkte sie die Hände unter dem Kinn und sah Stefan an.
    »Und wer therapiert uns? Bist du eifersüchtig? Ist es Thomas?«
    »Ich glaube nicht. Nein, das nicht …«
    »Aber du willst wissen, was mit uns ist?«
    Er nickte. »Das schon, Maria.«
    »Alles?«
    »Alles«, sagte er.
    »Wir führen eine Geschwisterehe.« Der Ausdruck stammte nicht von Maria, sondern von Thomas. Und er traf hundertprozentig zu.
    Maria wurde in Italien geboren, war in der Schweiz aufgewachsen und hatte die Erziehung genossen, die bei der Tochter eines in Genf stationierten UN-Diplomaten zu erwarten war: ständiger Wohnungswechsel, perfekte Sprachkenntnisse, gesellschaftlicher Schliff. Ob Rom, Genf, Amsterdam, London … »Du klopfst stets dieselben Sprüche, hast dich überall zu Hause zu fühlen, kennst jeden blöden Tennis- oder Golfplatz und bleibst so einsam wie ein Kettenhund.«
    Irgendwann stoppte das Karussell. Marias Vater bezog eine Villa am Ufer des Genfer Sees, aber auch hier mußte sie weiter Handküsse entgegennehmen und hohlen Small talk herunterbeten. Immerhin lernte sie, die besten Petits fours der Stadt zu servieren – und dann lernte sie, ihren Vater wegen seiner ewigen grinsenden Unverbindlichkeit zu hassen.
    »Das war tatsächlich eine Art Vaterkrise.«
    Sie sah Stefan nicht an, während sie sprach, sie sah den Ponys zu, drehte ihr Glas Orangensaft in der Hand, und ihr Profil war schön, sehr schön und nachdenklich zugleich. »Und dann kam er …«
    Er – Thomas Lindner.
    »Das war auf einem Empfang, und es ging um den Hunger in der Welt oder irgend so was. Da war er also: Thomas, der Unwiderstehliche. Das ist nicht einmal so eine blöde Floskel, wie es klingt. All die Frauen an diesem Nachmittag bekamen den berühmten feuchten Blick, als er aufmarschierte. Na, du kennst ihn doch …«
    Stefan nickte. Er konnte es sich zumindest vorstellen. Marias Augen indessen blieben trocken an jenem Tag. Sie hatte sich längst abgewöhnt, gutaussehende Erfolgstypen auch nur zur Kenntnis zu nehmen. Sie hatte sich in ihre Malerei verbissen und nur den einen Wunsch: Bilder zu malen. Sie hatte zudem an diesem Tag auch noch Krach mit ihrem Vater, der ihr verboten hatte, eine Chagall-Ausstellung in Lugano zu besuchen, zu der sie eingeladen worden war.
    »Und da stand nun dieser Lindner vor mir. Er hat mir die Hand geküßt und mir sonst kaum einen Blick gewidmet.«
    Aber irgendwie mußte er von Marias gescheiterten Plänen Wind bekommen haben. »Sie wollen nach Lugano? Ist doch kein Problem. Sie fliegen mit meinem Privatpiloten, Mademoiselle … Sie sind um sieben Uhr in Lugano und freuen sich an Ihren Chagalls. Voilà , so einfach ist das.«
    »Und voilà , das war's dann auch. Ich flog hin, hatte ein Zimmer im besten Hotel und war am nächsten Morgen zurück in Genf.«
    So blieb es. Lindner drängte nicht, schickte keine Rosen, rief nicht an, es kamen keine Liebesbriefe, doch jedesmal, wenn für Maria ein Problem anstand, war es durch ihn schon gelöst. Die großen Vernissagen, ob von Kandinsky, Warhol oder Pollok – stets kam eine Einladung mit beiliegender Karte. Und lag der Ausstellungsort weit entfernt, meldete sich eine freundliche Sekretärinnenstimme: Ob Mademoiselle denn wünsche, mit dem Wagen hingebracht zu werden?
    Mademoiselle wünschte es nicht. Viele der Tickets ließ sie zurückgehen. Zu den besonders interessanten Vernissagen fuhr sie mit dem Zug.
    Wären es allein die Ausstellungen gewesen – doch es kamen auch Tickets für die interessantesten

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