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Der Hypnosearzt

Der Hypnosearzt

Titel: Der Hypnosearzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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sein. Oder vielleicht war er telepathisch veranlagt oder besaß ein übernatürliches Einfühlungsvermögen. Jedenfalls: Selbst ihre Beziehung zu Bella war ihm bekannt.
    »Am liebsten würde ich ja bei euch hier im Gästehaus wohnen. Aber so … so störe ich wohl?«
    Darauf hatte sie nichts zu antworten gewußt. Zweieinhalb Jahre Geschenke, zweieinhalb Jahre pure Großzügigkeit – und nun auch noch dieses Verständnis?
    »Jung wie ich war, dachte ich, daß er nun alles von mir verlangen könne. Selbst die Trennung von Bella …«
    Das verlangte Thomas Lindner nicht. Statt dessen machte er zwei Tage später einen Vorschlag: »Wir sollten heiraten, Maria … In Megève, Genf oder auf den Bahamas, nur bald …« Sie standen an einer der Skipisten, als er es vorschlug. Bella war zu Hause geblieben. Thomas hatte keine Skier dabei, Maria aber würde sich gleich für die Abfahrt im Sessellift hochtragen lassen. Sie hatte ein Glas heißen Tee in der Hand, und Thomas fragte: » D'accord ?«
    Vor Überraschung hatte sie sich die Lippen verbrannt. Wie in der Küche die Kaffeekanne, fiel ihr nun der Teebecher aus der Hand.
    »Für dich wird sich nicht viel ändern, Maria, glaub mir. Wenn jemand weiß, daß zu jeder Entwicklung Freiheit gehört, dann bin ich es. In der gegenwärtigen Phase ist für dich eine Frau wie Bella ein Glücksfall …«
    Es war der merkwürdigste Heiratsantrag, von dem sie je gehört hatte.
    Der Schnee glitzerte, die Sonne schien, irgendwelche Figuren in grellen Anoraks gaben irgendwelche grellen Laute von sich – Maria aber stand da und starrte.
    »Eine Geschwisterehe«, sagte Lindner, »mit vertraglich garantierter Freiheit.«
    Geschwisterehe? Sie sah ihn an. Wen hatte sie da eigentlich vor sich? Den Mann vom Mars, einen Außerirdischen, der für alles Verständnis hatte, der für jede Situation die Lösung wußte?
    »Du brauchst diese Freiheit, und ich brauche dich. Mir war das von der ersten Sekunde an klar, als ich dich gesehen habe. Warum tun wir uns nicht zusammen?«
    Sie taten es …
    »Ist doch eine schöne Geschichte, oder?« Maria blies den Rauch ihrer Zigarette gegen die Fensterscheibe. Sie sah Stefan nicht an, sie sagte: »Da hast du deine Informationen … Was hältst du davon als Psychologe oder – Schamane?«
    Der lichte Dunst über den Wiesen draußen saugte sich voll mit Grau, die Sonne hatte sich verzogen. Die Ponys trabten nebeneinander her. Auch das Zimmer war dunkler geworden. Sie rauchten beide.
    Bergmann schwieg lange.
    Maria griff nach seiner Hand und drückte sie. »Du, ich warte auf eine Antwort.«
    »Er will nur eines: gewinnen«, sagte Stefan langsam. »Und dafür wird er alles tun. Zu verlieren wäre für ihn tödlich.«
    »So ist es«, sagte sie. »Richtig, alles …«
    Sie hatte den Kopf gesenkt, doch die Betonung, mit der sie das Wort aussprach, weckte Stefans Aufmerksamkeit.
    »Auch schlimme Dinge, Maria?«
    »Die gibt es nicht für Thomas. Zumindest nicht, wenn er etwas erreichen will. Er kennt keine Skrupel. Er nennt es den moralfreien Raum, ja. ›Ich agiere im moralfreien Raum‹, sagt er manchmal, ›ich erlaube mir, meine eigene Moral zu haben.‹ – Da gibt es noch etwas, das zu dieser Geschichte gehört …«
    »Ja?«
    »Er ist impotent … Fünf Jahre bevor er mir mit seinem Vorschlag kam und auf derselben Piste, auf der wir damals standen, hatte er einen Skiunfall. Er fuhr in einen Zaun, und der Draht hat ihm den Hoden lädiert. Äußerlich ließ die Verletzung nichts als ein paar weiße Narben zurück, aber es blieb noch etwas anderes, Schlimmeres. Schlimmeres auch als seine Impotenz …«
    Wieder ein Sonntag. Der vierzehnte Oktober.
    Die Küste war von den Touristen befreit, am Fuß des Col aber ging's noch ziemlich rund. Zwölf Kneipen gab es in Saint-Michel, Bars oder Restaurants, und alle waren geöffnet.
    Ähnlich verhielt es sich mit den Hotels. In Saint-Michel gab es fünf; drei davon, die nämlich, die über eine Heizung verfügten, waren voll belegt. In ihnen brachte die Société Port Les Fleurs ihre leitenden Angestellten und für den Fortgang der Arbeiten wichtige Besucher unter. Im Aparthotel Côte de Soleil wohnten die Leute des mittleren Managements oder die Angehörigen der Manager, die aus Entfernungsgründen übers Wochenende nicht nach Hause konnten. Im etwas schäbigen Les Pinets und in den Pensionen wohnte der Rest.
    Saint-Michel erlebte den Boom seiner Stadtgeschichte, die bis ins vierzehnte Jahrhundert zurückreichte! Die Kassen

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