Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Hypnosearzt

Der Hypnosearzt

Titel: Der Hypnosearzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
Hand auf die Stirn, warf einen Blick auf das Wundfeld und wollte sich umdrehen. Christa hielt ihn auf.
    »Moment mal, Stefan! Das vorhin, war das wirklich ein Kriminalrat? Marga hat mir das gesagt.«
    »Das war wirklich ein Kriminalrat.«
    »Wegen Lindner?«
    Er nickte und begegnete ihrem Blick. Sie sah ihn mit einem halb mißtrauischen, halb leidenden Gesichtsausdruck an.
    »Du machst ja richtig Karriere bei der Polizei … Zuerst ein Kriminalkommissar, jetzt schon ein Rat!«
    Er zog sanft die Tür hinter sich zu. Christa war also beleidigt. Na und? Wenn sie schon den Namen Lindner hörte …
    »Ist so ein lieber Mensch, der Herr Doktor«, sagte Eddy zu ihr.
    »Richtig, Eddy.«
    Vor einem Jahr hatte sie auch Stefan in die Schlacht geschickt, um Eddy durch Hypnose von seinem verdammten Alkoholismus zu befreien. Es gab drei Sitzungen, aber Eddy erwies sich als zu harter Brocken.
    »Er will einfach nicht«, hatte Stefan gesagt. »Er hat zu wenig Phantasie.«
    Nun, was Lindner anging, wollte Christa nicht einlenken. Aber vielleicht lag der Grund darin, daß sie nicht zu wenig, sondern zu viel Phantasie besaß …
    Christa betrat das hübsche ockergelbe Biedermeier-Gebäude mit den weißen Fensterrahmen am Heumarkt.
    Die Schalterhalle der Dresdner Bank war fast leer. Pohlmann, der Filialleiter, grüßte Christa aus seiner Ecke, die Frau am Schalter war mit irgendwelchen Papieren beschäftigt. Nun sah sie auf und grüßte gleichfalls, nein, sie strahlte förmlich.
    Christas Schritt stockte.
    Die Frau in dem hellgrünen Kleid, die sie da anlachte, das war doch … Sie ging rasch näher.
    »Guten Morgen, Frau Doktor!«
    »Frau Markwart? Sie sind das?«
    Annemie konnte Christa nicht die Hand geben; unter dieser verdammten Scheibe ließen sich höchstens ein Blatt Papier oder ein Kamm durchschieben, aber sie anlachen, das konnte sie. »Mein Gott«, sagte Christa, »wie ich mich freue!«
    »Und ich erst.«
    »Aber daß das so schnell ging?«
    »Ihr Mann meinte, es wäre besser, einfach wieder hier anzufangen. Ins Wasser zu springen. Das hab ich auch gemacht, Frau Doktor.«
    »Ja, toll.«
    »Ihr Mann ist toll, Frau Doktor. Ihr Mann, was der schafft, das ist einfach unbeschreiblich.«
    »Nun ja«, sagte Christa leise. Und dann: »Ich weiß.« Später saß sie draußen beim ›Italiener‹ am Markt, löffelte ihr Eis und schaute über die Stände, über all die Schirme, die Marktfrauen, die Bauern, die Käufer hinweg.
    Und sah das alles nicht.
    »Ich weiß«, hatte Christa vorhin gesagt, dort in der Schalterhalle, zu einer von Dankbarkeit überwältigten Annemie Markwart.
    Du weißt, daß du ein Genie von Hypnose-Heiler im Haus hast, hieß das doch? Was sonst? Und das ist er auch. Stefan ist ein Genie. Die Frau war bereits Invalide und nun, nach einer Kurzbehandlung, steht sie dort und bedient die Kunden. Also laß jede Ironie, sie ist nicht angebracht … Gut, bei einem wie Eddy konnte Stefan nichts gegen den Suff ausrichten, aber zum Beispiel gegen diese schreckliche Dermatitis – vielleicht hätte er da helfen können? Hypnose besiegt auch Bakterien. Das hatte Christa doch bei der alten Frau Wellersloh erlebt, die Stefan in drei Wochen von ihrem chronischen Ekzem befreite. »Immunstimulation« nennt er das … Also wenn ich das meinem Vater erzähle, kriegt der einen hysterischen Anfall. Immunstimulation durch Hypnose! Aber die Frau ist beschwerdefrei, ihre Haut wieder intakt, und das allein zählt.
    Christa sah zum Himmel hinauf und versuchte, ein Gefühl niederzukämpfen, das ihr so vertraut war wie ein alter Bekannter: diese Mischung aus zweifelnder, verblüffter Ehrfurcht vor Stefans Leistungen – und zorniger Auflehnung.
    »Wir alle tragen ein ganzes Bühnenensemble von Akteuren in uns.« Dies war einer von Stefans Lieblingssätzen, wenn ihn eine seiner psychologisch-philosophischen Anwandlungen überkam. »Manchmal steht der eine Akteur an der Rampe, dann wieder der andere …«
    Und da war etwas dran. Eine Art kindlicher Respekt hatte längst die Zweifel der strikt rational geschulten, naturwissenschaftlich orientierten Christa überrannt. Nur – es zuzugeben, so weit war sie noch nicht.
    Sie winkte der Kellnerin.
    »Hat's denn nicht geschmeckt?« Die Kellnerin deutete auf den fast unberührten Becher.
    »O doch«, sagte Christa, »nur mein Magen ist heute nicht so fröhlich.«
    Das war er auch nicht. Schuster bleib bei deinem Leisten, dachte sie plötzlich. Auch so eine Männerweisheit und Jochens häufiger

Weitere Kostenlose Bücher