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Der Hypnosearzt

Der Hypnosearzt

Titel: Der Hypnosearzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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…«
    »Streng dich nicht an, Stefan.« Lindner legte ihm die Hand auf die Schulter. »Und bleiben wir gleich beim Du. Das ewige Siezen ist mir mit Leuten, die ich mag, zuwider, und irgendwie sind wir von derselben Sorte. Hast du was zu trinken?«
    Stefan blickte zu dem Gin-Tonic-Glas hinüber, das ihm der Junge, den hier alle ›Mozo‹ nannten, gebracht hatte.
    Lindner hielt ein Glas in der Hand. Er hob es: »Zum Wohl, Stefan!«
    Der lächelte. »Limonade? Wegen der Geschäftsfreunde?«
    »Noch so ein Programmpunkt. Zwei Russen. Maria, die Arme, mußte ihnen Saint-Tropez zeigen. Sie wird mich verfluchen und Sie anstrahlen. In der Wirtschaft, Stefan, ist es wie in der Politik: Entscheidend ist die Schauspielkunst. Nein!« Er lachte leise. »Entscheidend ist, wer mit seiner Schauspielkunst das Stück durchzieht.«
    Stefan schwieg. Was gab es auch dazu zu sagen? Sein neuer Freund Thomas lieferte selbst die Kommentare zu seinen Überlegungen. Nun hatte er das Handy genommen und sprach ein paar Worte hinein. Dabei blickte er zum Kommandostand der Yacht hinauf. Anscheinend hatte er mit dem Kapitän gesprochen, denn das leise Dröhnen der Motoren schwoll an, die Maria II machte förmlich einen Sprung nach vorne.
    Stefan Bergmann versuchte aufzustehen, das Sonnendeck jedoch hatte sich in eine schräge, gefährliche Bahn verwandelt, und er wäre hingefallen, wenn Lindner nicht zugegriffen hätte.
    Stefan hielt sich am Beiboot-Davit fest.
    »Wir sind um sechzehn Uhr im Hafen verabredet, Stefan.« Lindner schob das Schweißband tiefer, damit seine Haare nicht so wild flatterten. »Und ich will diesen Russen mal zeigen, was deutsche Pünktlichkeit heißt.«
    Stefan dachte an Kommissar Warnke, an dessen zweiten Besuch in Begleitung des Kriminalrats: »Viel Geld aus ganz trüben Quellen.« Er mußte darüber reden. Jetzt! Bisher gab es ja keine Gelegenheit …
    »Thomas, gibt's auf diesem wildgewordenen Dampfer nicht 'ne ruhigere Ecke? Ich würde Ihnen gerne …«
    »›Dir‹ heißt das, mein Lieber.«
    »Schön, dann muß ich etwas mit dir bereden.«
    »Wichtig?«
    »Das ist es ja: Wenn ich das wüßte … Ich hab schon das Gefühl, daß es wichtig ist.«
    Sie betraten den Salon der Yacht. Was Stefan sofort auffiel, war das große indirekt beleuchtete Bild an der Frontwand. Es zeigte einen weiblichen Halbakt, nicht nur spontan und frech, sondern auch beeindruckend gut gemalt. Was noch interessanter war: Die Frau dort mit den nackten Brüsten war Maria, Lindners Frau. Der ganze noble Rest der Einrichtung aus Edelhölzern, Messing und Leder schien lediglich den Rahmen für dieses Bild darzustellen.
    Lindner zog die Schiebetür zu und ging zur Bar.
    »Und?«
    »Ich hatte Besuch«, erwiderte Bergmann. »In Burgach. Und besonders angenehm war dieser Besuch nicht gerade.«
    Lindner sah ihn an, während Stefan berichtete. Seine Augen lächelten, und genau das war es, was Bergmann auf die Nerven zu gehen begann: diese ewige heitere Gelassenheit.
    »Das hast du sehr gut gemanagt, Stefan.«
    »Was heißt gemanagt? Was soll das? Die Wahrheit ist doch, ich habe die Polizei angelogen.«
    »Und das macht dir Sorgen?«
    »Du stellst vielleicht Fragen!«
    Lindner nahm eines der Gläser vom Bord, ließ den Stiel kreisen und betrachtete versonnen das Licht, das sich im Kelch brach.
    »Über diesen Zustand bin ich längst hinaus.«
    »Ja? Dann gib mir mal einen Schluck Gin und erklär mir, was das heißen soll.«
    Lindner ließ aus dem Automaten Eiswürfel ins Glas fallen und brachte die Eiswürfel zum Kreisen. »Ich will es dir erklären. Ich habe mich nun mal daran gewöhnt, Dinge zu analysieren. Nehmen wir die Polizei. Was ist sie? Eine Gesellschaft, die sich nicht gegenseitig die Köpfe einschlagen will, braucht gewisse Spielregeln, eine Verfassung, Gesetze – und dazu natürlich Leute, die das alles umsetzen und die Umsetzung kontrollieren. Das ist das eine …«
    Stefans Stirn war heiß. Er trank zuviel an diesem Nachmittag. »Und das andere?«
    »Eine Gesellschaft besteht aber aus Individuen, Stefan. Und die sind nun mal nicht alle so gleich wie die Würfel aus diesem Automaten zum Beispiel. Man könnte so eine Art Formel aufstellen: Je ungleicher, um so begabter. Mehr Ungleichheit wiederum heißt im Fall eines Individuums: ein größeres Maß an Freiheit einzufordern. Man könnte also auch sagen, daß dahinter eine Persönlichkeitsfrage steckt.«
    »Aha«, sagte Bergmann. »Auch ein Krimineller kann also …«
    »Das ist zu einfach

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