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Der Hypnosearzt

Der Hypnosearzt

Titel: Der Hypnosearzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Vermögen gekostet, das Ding, zweimal mehr als eine neue Mobilette.
    »Und?« fragte Charlie.
    »Nichts und.« Fabien sagte es überraschend klar.
    »Doch. Narbonne … die Uni?«
    »Ich … ich …« Wieder begann sein Gesicht zu zucken. Charlie ging auf ihn zu und hielt ihm seine Zigarette hin.
    Fabien nahm einen tiefen Zug. Seine Hände zitterten, aber sein Gesicht wurde ruhiger. Und jetzt lächelte er sogar – ein schwebendes, fremdes Lächeln, das Charlie noch nie an ihm gesehen hatte. »Ortiz«, sagte Fabien plötzlich.
    Charlie starrte ihn an. – Max Ortiz war Lehrer in der Schule von Saint-Michel gewesen, Lehrer für Sport und Biologie, und sie beide, Fabien und Charlie, hatten ihn gemocht, obwohl Ortiz im Dorf, ja, in der ganzen Gegend als ein eigenbrötlerischer Sonderling gegolten hatte. Ortiz war es auch gewesen, der als erster gegen das ›Projekt‹ Sturm lief, nicht nur, weil er zu den wenigen Naturschützern im Bezirk Cavalaire gehörte, sondern weil seine eigenen Interessen auf dem Spiel standen. Das Haus am unteren Teil des Col, ein hübsches, kleines altes Haus mit einem wunderschönen Blick über den Strand und auf die Inseln, war eines der ersten Objekte, die an den Deutschen verkauft worden waren. Ortiz aber hatte sich geweigert, auszuziehen. Als die Polizei schließlich mit dem Gerichtsvollzieher anrückte, waren alle Türen verbarrikadiert gewesen. An einem Fenster im oberen Stock aber hatte Ortiz mit seiner Flinte gestanden …
    Im Protokoll hieß es später, Ortiz habe zuerst auf den Gerichtsvollzieher und dann auf einen der Beamten geschossen, die den Gerichtsvollzieher schützen wollten. Und Inspecteur Donnet, der zurückschoß und Max Ortiz mit einem Kopfschuß tötete, habe lediglich in Notwehr gehandelt.
    »Eine verdammte Lüge!« Pascal Lombard hatte es sogar in seinen Versammlungen den Leuten ins Gesicht geschleudert. »Eine verdammte, hundsgemeine Lüge …«
    Er war nie dafür belangt worden.
    Wieso sich Fabiens Vater mit dieser Beschuldigung so sicher war, hatte er verschwiegen: Es waren die Fotos, die er aus einem Versteck heraus geschossen hatte, Fotos, auf denen zu sehen war, wie Max Ortiz sich ergab, dann aber versuchte, sich aus dem Polizeigriff zu befreien, und wie der Inspecteur plötzlich die Pistole zog und den tödlichen Schuß abgab. Die Fotos waren mitsamt Pascals Kamera und dem Teleobjektiv im Feuer am Col verbrannt.
    Und wieder sprach Fabien.
    Wieder kamen die Worte klar, flüssig und ohne jedes Stottern. Es war der alte Fabien, der da sprach, langsam, bedächtig und dabei seinen Freund keine Sekunde aus den Augen lassend. »Was ist, Charlie? Du weißt das doch. Alles weißt du. Und dein Alter weiß es auch. Du hast mir das gesagt, Charlie. Zumindest hat dein Alter eine entsprechende Bemerkung fallenlassen.«
    Charlie holte Luft … »Eine verdammt unklare Bemerkung war das!«
    »Trotzdem, Charlie, es war so! Max Ortiz wurde von den Kollegen deines Vaters umgebracht.«
    Fabien ging in die kleine Eingangshalle, wo sein Rucksack stand. Régine und Charlie starrten ihm schweigend nach. Er bückte sich und warf sich den Rucksackriemen über die linke Schulter.
    »Ich geh …«
    »Auf den Col?«
    Fabien warf Charlie einen kurzen Blick zu, drehte sich um und verließ das Haus.
    Stefan spürte das leise Vibrieren der schweren Dieselmotoren im Rücken. Da lag er nun auf dem Sonnendeck, die Beine gespreizt, die Haut warm von der Sonne, nichts am Leib als seine Badehose, und versuchte sich zu sagen, daß das alles nicht nur wunderbar, sondern eigentlich auch ganz normal sei. Wie er ließen sich schließlich an diesem Nachmittag Zehntausende von Menschen über das Mittelmeer schippern.
    Dort drüben die Häuser unterhalb des kleinen Hügels und all die Spielzeugschiffe im Hafen – das mußte Saint-Tropez sein. Und weiter östlich? Sicher Sainte-Maxime …
    Ein Schatten verdunkelte die Sonne.
    Stefan schlug die Augen auf: Lindner. Hatte er nicht vorhin gesagt, sie würden in Saint-Tropez seine Frau Maria und ein paar Geschäftsfreunde an Bord holen? Auf große Formalitäten schien Lindner dabei keinen Wert zu legen. Das T-Shirt war zerrissen wie zuvor, dazu trug er dieselben über den Knien abgeschnittenen Jeans. Nur die Sandalen fehlten. Jetzt war er barfuß – barfuß und guter Laune.
    Er kauerte sich neben Stefan und grinste ihn an. »Wie geht's so, Partner?«
    »Prima. Ich versuche mir dauernd einzureden, das alles sei kein Film. Nur, ich schaff das nicht so recht

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