Der Hypnotiseur - Kepler, L: Hypnotiseur - Hypnotisören
Essen.«
Er zeigt auf ihre Sandaletten.
»Sehr hübsch«, sagt er und steht aus dem Sessel auf.
Disa dreht sich mit einem herben Lächeln zu ihm um.
»Tut mir leid, Joona«, sagt sie über die Schulter hinweg, »aber ich glaube nicht, dass sie in deiner Größe hergestellt werden.«
Er bleibt plötzlich stehen.
»Warte«, sagt er und lehnt sich an die Wand.
Disa sieht ihn fragend an.
»Das war ein Scherz«, erklärt sie.
»Nein, es waren seine Füße …«
Joona geht an ihr vorbei in den Flur, zieht sein Handy aus der Jacke, ruft die Einsatzzentrale an und sagt mit gefasster Stimme, dass Sunesson im Krankenhaus sofort Verstärkung braucht.
»Was ist passiert?«, fragt Disa.
»Josefs Füße, sie waren schmutzig«, sagt Joona zu ihr. »Sie sagen, er könne sich nicht bewegen, aber er muss aufgestanden sein. Er ist aufgestanden und herumgelaufen.«
Joona wählt Sunessons Nummer, und als der Beamte sich nicht meldet, zieht er seine Jacke an, flüstert eine Entschuldigung, verlässt die Wohnung und läuft die Treppe hinunter.
Als Joona an Disas Tür klingelt, setzt Josef Ek sich zur selben Zeit in seinem Bett auf.
In der vorherigen Nacht hat er ausprobiert, ob er gehen kann: Er rutschte auf den Fußboden, musste sich längere Zeit mit den Händen auf das Kopfende des Betts stützen und stillstehen. Der Schmerz von den zahlreichen Wunden schlug wie eine Welle siedenden Öls über ihm zusammen, und das Stechen in der verletzten Leber ließ ihm schwarz vor Augen werden, aber er konnte gehen. Er hatte die Schläuche zum Tropf und zur Bülowdrainage gestreckt, sich angesehen, was es im Schrank an medizinischem Material gab, und sich anschließend wieder hingelegt.
Mittlerweile sind dreißig Minuten vergangen, seit die Nachtwache vorbeigeschaut hat. Auf dem Flur ist es sehr still. Josef zieht langsam den Handgelenkskatheter heraus, spürt das Saugen in dem Röhrchen, als es seinen Körper verlässt und ein kleines Blutrinnsal in seinen Schoß fließt. Anschließend löst er den Blasenkatheter und zieht ihn heraus.
Es tut nicht sonderlich weh, als er das Bett verlässt. Er geht zum Materialschrank, findet Kompressen, Skalpelle, Einmalspritzen und Rollen mit Mullbinden. Er steckt ein paar Spritzen in die weite schlabberige Tasche seiner Krankenhausjacke. Mit zitternden Händen öffnet er die Verpackung eines Skalpells und schneidet den Schlauch zur Drainage ab. Schleimiges Blut fließt heraus, und sein linker Lungenflügel fällt langsam zusammen. Es schmerzt hinter dem Schulterblatt, und er hustet leise, spürt jedoch im Grunde keine Veränderung, merkt nichts von dem verminderten Lungenvolumen.
Auf einmal hört er Schritte im Flur, Gummisohlen auf dem Kunststoffboden. Mit dem Skalpell in der Hand stellt Josef sich an die Tür, blickt durch die Scheibe hinaus und wartet.
Eine Krankenschwester bleibt stehen und unterhält sich mit dem vor seiner Tür postierten Polizisten. Josef hört die beiden über etwas lachen, das der Polizist sagt.
»Ich habe mir das Rauchen abgewöhnt«, erwidert sie.
»Wenn Sie ein Nikotinpflaster haben, sage ich nicht nein«, meint der Beamte.
»Das habe ich mir auch abgewöhnt«, antwortet sie. »Aber gehen Sie ruhig auf den Hof, ich bin hier ohnehin noch eine ganze Weile beschäftigt.«
»Fünf Minuten«, sagt der Polizist eifrig.
Der Beamte entfernt sich, die Schlüssel klimpern, die Krankenschwester blättert in irgendwelchen Papieren und betritt Josefs Zimmer. Sie wirkt vor allem überrascht. Die Lachfältchen in ihren Augenwinkeln treten deutlich hervor, als das Skalpell in ihren Hals eindringt. Josef ist schwächer, als er gedacht hat, er muss mehrmals zustechen. Die Krankenschwester fällt nicht sofort, sondern versucht, sich an ihm festzuhalten. Gemeinsam rutschen sie auf den Fußboden hinab. Ihr Körper ist ganz verschwitzt und erhitzt. Er versucht, sich aufzurichten, rutscht aber auf ihren Haaren aus, die sich in einer weiten blonden Garbe ausgebreitet haben. Als er das Skapell aus ihrem Hals zieht, dringt ein Pfeifen aus ihrer Kehle. Ihre Beine beginnen zu zucken, und Josef betrachtet sie einen Moment, ehe er in den Flur hinaustritt. Ihr Kittel ist hochgerutscht, und er sieht deutlich den rosa Slip unter ihrer Nylonstrumpfhose.
Er geht den Flur hinunter. Mittlerweile hat er starke Schmerzen in der Leber. Er biegt nach rechts ab, entdeckt auf einem Wagen saubere Kleider und zieht sich um. Eine untersetzte Frau zieht auf dem glänzenden Kunststoffboden einen
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