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Der Hypnotiseur - Kepler, L: Hypnotiseur - Hypnotisören

Titel: Der Hypnotiseur - Kepler, L: Hypnotiseur - Hypnotisören Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lars Kepler
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ziemlich dämlich. Man bestreitet eine Art Wettkämpfe mit anderen Spielern, indem man die verschiedenen Pokemon miteinander kämpfen lässt. Das Ganze ist ziemlich gewalttätig. Das Ziel ist jedenfalls, möglichst viele zu besiegen, denn dann bekommt man Geld … der Spieler bekommt Geld, die Pokemonfigur bekommt Punkte.«
    »Und wer die meisten Punkte hat, gewinnt«, sagt Kennet.
    »Ich weiß es ehrlich gesagt nicht. Anscheinend gibt es kein Ende.«
    »Das ist ein Computerspiel?«
    »Pokemon gibt es praktisch überall, deshalb konnte es bestimmt auch so erfolgreich werden, es gibt eine Fernsehserie und Kartenspiele, Kuscheltiere, Süßigkeiten, Videospiele, Computerspiele, Nintendo und so weiter.«
    »Ich weiß nicht, ob ich jetzt so viel schlauer bin«, sagt er.
    »Nein«, erwidert sie zögernd.
    Er sieht sie an.
    »Woran denkst du?«
    »Mir ist gerade klar geworden, dass es genau darum geht, die Erwachsenen sollen ausgeschlossen werden«, sagt sie. »Die Kinder werden in Ruhe gelassen, sie dürfen ihre Ruhe haben, weil wir diese Pokemonwelt nicht kapieren, es ist uns einfach zu viel.«
    »Glaubst du, dass Benjamin wieder mit diesem Spiel angefangen haben könnte?«, fragt Kennet.
    »Nein, jedenfalls nicht so, hier muss es um etwas anderes gehen«, antwortet sie und zeigt auf den Bildschirm.
    »Du denkst, dass Wailord ein Mensch aus Fleisch und Blut ist«, sagt er fragend.
    »Ja.«
    »Der nichts mit Pokemon zu tun hat?«
    »Ich weiß nicht … Aidas Bruder, Nicke, hat mit mir über Wailord gesprochen, als ginge es um ein Pokemon. Das ist vielleicht nur seine Art zu reden. Aber ich finde, dass alles in ein anderes Licht gerückt wird, wenn Benjamin schreibt: Lass Nicke nicht zum Meer hinuntergehen.«
    »Welches Meer?«, fragt Kennet.
    »Genau, hier gibt es kein Meer, das gibt es nur im Spiel.«
    »Aber gleichzeitig klingt es, als würde Benjamin die Drohung ernst nehmen«, meint Kennet. »Sie scheint real zu sein, stimmt’s?«
    Sie nickt.
    »Das Meer ist ausgedacht, aber die Bedrohung ist echt.«
    »Wir müssen diesen Wailord finden.«
    »Es könnte auch ein Nickname sein«, sagt sie zögernd.
    Er sieht sie an und verzieht den Mund.
    »Langsam wird mir klar, warum es Zeit für mich wurde, in Rente zu gehen«, sagt er.
    »Ich meine einen Namen, den man als Identität auf einer Chat-Seite benutzt«, erläutert Simone und rückt näher an den Bildschirm heran. »Ich gebe mal Wailord als Suchbegriff ein.«
    Das Ergebnis sind 85   000 Treffer. Kennet geht in die Küche, und sie hört, dass der Ton des Polizeifunks lauter gestellt wird. Das Knistern und Rauschen vermischt sich mit menschlichen Stimmen.
    Sie überfliegt seitenweise japanisches Pokemonmaterial. Wailord ist the largest of all identified pokémon up to now. This giant pokémon swims in the open sea, eating massive amounts of food at once, with its enormous mouth.
    »Da haben wir das Meer«, sagt Kennet leise und liest über ihrer Schulter.
    Sie hat ihn nicht zurückkommen gehört.
    Der Text beschreibt, wie Wailord seine Beute jagt, indem er einen riesigen Sprung macht, mitten im Schwarm landet und mit dem Maul voller Fische einfach weiterschwimmt. Es ist ein entsetzlicher Anblick, liest Simone, wenn Wailord seine Beute mit einem einzigen Bissen verschluckt.
    Sie beschränkt ihre Suche auf Seiten in schwedischer Sprache, klickt ein Forum an und findet einen Dialog:
    »Hallo, wie bekommt man einen Wailord?«
    »Der leichteste Weg, einen Wailord zu bekommen, besteht darin, auf dem offenen Meer einen Wailmer zu fangen.«
    »OK, aber wo genau ist dieses Meer?«
    »Fast überall, du musst nur Super Rod benutzen.«
    »Findest du was?«, fragt Kennet.
    »Das kann dauern.«
    »Geh alle Mails durch, sieh dir den Papierkorb an, versuch, diesen Wailord aufzutreiben.«
    Sie blickt auf und sieht, dass Kennet seine Lederjacke angezogen hat.
    »Was hast du vor?«
    »Ich fahre«, sagt er kurz.
    »Wohin? Nach Hause?«
    »Ich muss mit Nicke und Aida sprechen.«
    »Soll ich mitkommen?«, fragt sie.
    Kennet schüttelt den Kopf.
    »Es ist besser, wenn du den Computer übernimmst.«
    Als sie ihn in den Flur begleitet, versucht Kennet zu lächeln. Er sieht sehr müde aus. Sie umarmt ihn, schließt die Tür ab und hört ihn auf den Aufzugknopf drücken. Die Maschinerie setzt sich in Bewegung. Plötzlich fällt ihr ein, dass sie einmal einen ganzen Tag im Flur gestanden, die Tür angestarrt und darauf gewartet hat, dass ihr Vater nach Hause kommen würde. Sie war ungefähr

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