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Der Idiot

Der Idiot

Titel: Der Idiot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fjodor Michailowitsch Dostojewski
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denn
die Tür, die vom Vorzimmer dorthin führte, war, wie man hören konnte,
nicht wieder geschlossen worden. Es war offenbar ein höchst sonderbarer
Besuch. Alle sahen einander an; Ganja eilte nach dem Wohnzimmer; aber
auch in das Wohnzimmer drangen schon mehrere Menschen ein.
    »Ah, da ist er ja, der Judas!« rief eine Stimme, die dem Fürsten bekannt vorkam. »Guten Tag, Ganja, du Schuft!«
    »Ja, das ist er in eigener Person!« bestätigte eine andere Stimme.
    Der Fürst konnte nicht daran zweifeln: die eine Stimme war die Rogoschins, die andere die Lebedjews.
    Ganja stand wie vor den Kopf geschlagen auf der Schwelle des Salons
und sah schweigend und ohne es zu hindern zu, wie hinter Parfen
Rogoschin her zehn oder zwölf Menschen einer nach dem andern in das
Wohnzimmer eintraten. Die Gesellschaft war sehr buntscheckig und
zeichnete sich nicht nur durch ihre Buntscheckigkeit, sondern auch
durch ihr seltsames Benehmen aus.
    Einige traten so ein, wie sie von der Straße kamen, im Überzieher
und Pelz. Ganz betrunken waren diese Leute übrigens nicht; jedoch
machten sie sämtlich den Eindruck, daß sie stark angeheitert seien. Sie
schienen alle einer des andern zu bedürfen, um den Mut zum Eintritt zu
finden; jeder einzelne hätte nicht Kühnheit genug besessen, aber alle
schoben sich sozusagen wechselseitig vorwärts. Selbst Rogoschin schritt
nur mit großer Vorsicht an der Spitze dieses Trupps einher; aber er
hatte augenscheinlich irgendwelche Absicht und schien traurig, gereizt
und sorgenvoll zu sein. Die übrigen bildeten nur den Chor oder, besser
gesagt, eine Hilfstruppe. Außer Lebedjew war da auch der schön
frisierte Saloschew, der seinen Pelz im Vorzimmer abgelegt hatte und
nun in gewandter, stutzerhafter Art eintrat, und zwei oder drei Herren
von ähnlicher Art wie er, offenbar aus dem Kaufmannsstand; ferner einer
in einem halbmilitärischen Paletot; dann ein kleiner, sehr dicker
Mensch, der beständig lachte; ein Herr von gewaltiger Körpergröße, der
gleichfalls ungewöhnlich dick war, sehr finster aussah, sich schweigsam
verhielt und offenbar große Hoffnungen auf seine Fäuste setzte. Auch
ein Studiosus medicinae war da und ein scharwenzelnder Pole.
Von der Treppe her blickten noch zwei undefinierbare Damen ins
Vorzimmer herein, wagten aber nicht einzutreten; Kolja schlug ihnen die
Tür vor der Nase zu und sicherte sie durch Vorlegung des Hakens.
    »Guten Tag, Ganja, du Schuft! Na? Parfen Rogoschins Besuch hast du
wohl nicht erwartet?« wiederholte Rogoschin, indem er nach dem Salon zu
ging und in der Tür vor Ganja stehenblieb.
    Aber in diesem Augenblick wurde er plötzlich im Salon, sich gerade
gegenüber, Nastasja Filippownas ansichtig. Es schien, daß er es sich
nicht hatte träumen lassen, sie hier zu treffen; denn ihr Anblick übte
auf ihn eine außerordentliche Wirkung aus: er wurde so blaß, daß sogar
seine Lippen eine bläuliche Färbung annahmen.
    »Also ist es wahr!« sagte er mit ganz verstörtem Gesicht leise vor
sich hin. »Nun ist alles zu Ende ...! Aber ... das sollst du mir jetzt
büßen!« fügte er zähneknirschend hinzu und blickte Ganja mit maßloser
Wut an. »Oh ... ach ...!«
    Er konnte kaum Luft holen und redete nur mühsam. Mechanisch trat er
in den Salon hinein; aber als er die Schwelle überschritt, erblickte er
plötzlich Nina Alexandrowna und Warja und blieb, trotz all seiner
Aufregung einigermaßen verlegen, stehen. Hinter ihm kam Lebedjew, der
ihn wie sein Schatten begleitete und schon stark betrunken war, dann
der Student, der Herr mit den Fäusten, Saloschew, der sich nach rechts
und nach links verbeugte, und endlich drängte sich noch der kleine
Dicke durch.
    Die Anwesenheit der Damen hielt sie alle noch ein wenig im Zaum und
war ihnen offenbar recht störend, natürlich nur bis es »losging«, bis
sich der erste Anlaß bot, ein Geschrei zu erheben und »loszulegen« ...
Dann war nicht zu erwarten, daß sie sich von irgendwelchen Damen würden
hindern lassen.
    »Was? Du auch hier, Fürst?« sagte Rogoschin zerstreut; er war etwas
verwundert, den Fürsten hier zu treffen. »Immer noch in Gamaschen ...!
Ach!« seufzte er; er hatte den Fürsten bereits vergessen, richtete
seine Blicke wieder auf Nastasja Filippowna und rückte ihr, wie von
einem Magnet angezogen, immer näher.
    Nastasja Filippowna betrachtete die Ankömmlinge ebenfalls mit unruhiger Neugierde.
    Endlich faßte sich Ganja.
    »Aber erlauben Sie, was soll denn das eigentlich vorstellen?« sagte
er mit

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