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Der Ikarus-Plan - Ludlum, R: Ikarus-Plan

Der Ikarus-Plan - Ludlum, R: Ikarus-Plan

Titel: Der Ikarus-Plan - Ludlum, R: Ikarus-Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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geworden war, und erklärt, er hoffe sich des Vertrauens »würdig zu erweisen«, das der Herr Vorsitzende in ihn setze. Die Fernsehkameras waren nach genau zwölf Sekunden von seinem Gesicht abgeschwenkt und einem uniformierten Diener gefolgt, der von Tisch zu Tisch ging und die Aschenbecher leerte.
    »Meine Damen und Herren«, sagte die getragene Stimme des Ansagers, »selbst während einer solchen Anhörung achtet die Regierung streng auf grundlegende Vorsichtsmaßnahmen. – Wie bitte? – 0 ja, der Herr Abgeordnete Owen Canbrick (Evan Kendrick) hat seine Erklärung beendet...«
    Am Dienstag der vierten Woche ereignete sich jedoch am Vormittag des ersten Fernseh-Hearings dieser Woche etwas ganz Außergewöhnliches. Das öffentliche Interesse war größer als sonst, denn wichtigster Zeuge war der Vertreter des Beschaffungsamtes im Pentagon – ein jüngerer, schon kahl werdender Oberst, der sich auf aggressive Weise einen Namen als Logistiker
gemacht hatte, ein leidenschaftlicher Soldat und unerschütterlich in seinen Überzeugungen. Er war intelligent, von schneller Auffassungsgabe und verfügte über einen beißenden Wortwitz. Er war Arlingtons beste Waffe in der Auseinandersetzung mit den wehleidigen, pfennigfuchserischen Zivilisten. Es gab viele, die das Duell zwischen Oberst Robert Barrish und dem genauso intelligenten, genauso schnellen und ganz gewiß genauso sarkastischen Vorsitzenden des Partridge-Ausschusses kaum erwarten konnten.
    Doch der Abgeordnete Arvin Partridge aus Alabama glänzte, wider jedes Erwarten, an diesem Vormittag durch Abwesenheit. Weder Telefonanrufe in alle Himmelsrichtungen noch ein ganzes Heer von Assistenten, das die Hauptstadt durchkämmte, lösten das Rätsel dieses Verschwindens zur Unzeit. Partridge schien sich in Luft aufgelöst zu haben.
    Doch Untersuchungsausschüsse des Kongresses sind nicht ausschließlich auf ihre Vorsitzenden angewiesen, besonders dann nicht, wenn eine Fernsehkamera in der Nähe ist. Daher fand die Anhörung unter dem Vorsitz eines Kongreßabgeordneten aus Nord-Dakota statt, der unter dem schlimmsten Kater seines Lebens litt, was höchst ungewöhnlich war, da man den Mann bisher nie hatte trinken sehen. Man kannte ihn als mildherzigen, enthaltsamen Geistlichen, der sich das Bibelwort von den »Schwertern, die in Pflugscharen verwandelt werden sollten«, stets zu Herzen nahm. Für den Löwen Oberst Barrish war er ein gefundenes Fressen.
    »Am Ende meiner Aussage vor diesem zivilen Inquisitionstribunal erkläre ich kategorisch, daß ich im Namen einer starken, freien Gesellschaft spreche, die sich in einem tödlichen Kampf mit den Mächten des Bösen befindet, die uns, wenn wir nur die geringsten Anzeichen einer Schwäche erkennen ließen, in Stücke reißen würden. Will man uns wegen einiger unwesentlicher fiduziarischer Unstimmigkeiten in Handschellen legen, die mit dem status quo ante unserer Feinde nur in einem geradezu lächerlich geringfügigen Zusammenhang stehen?«
    »Falls ich Sie richtig verstanden habe«, sagte der kommissarische Vorsitzende, dem es kaum gelang, die Augen offenzuhalten, »stehe ich nicht an, Ihnen an Ort und Stelle zu versichern, daß niemand in diesem Raum anzweifelt, wie sehr Sie sich um die Verteidigung unseres Landes verdient gemacht haben.«

    »Das will ich auch hoffen, Sir.«
    »Ich glaube nicht...«
    »Moment mal, Soldat!« meldete sich Evan Kendrick von seinem Platz am Ende des langen Konferenztischs zu Wort.
    »Wie bitte?«
    »Ich habe gesagt, Sie sollen einen Augenblick warten.«
    »Ich habe den Rang eines Obersten der Armee der Vereinigten Staaten und erwarte, mit diesem meinem Rang angesprochen zu werden«, sagte der Offizier unwirsch.
    Kendrick warf dem Zeugen einen harten Blick zu und vergaß vorübergehend das Mikrofon. »Ich spreche Sie an, wie es mir paßt, Sie arroganter Hund.« Die Kameras machten wahre Bocksprünge, künstliche Tonstörungen sollten Kendricks Worte überlagern, doch es war zu spät. »... es sei denn, Sie hätten höchstpersönlich die Verfassung geändert, die Sie meiner Meinung nach nie gelesen haben«, fuhr Kendrick, die vor ihm liegenden Papiere studierend, gelassen fort. Er lachte leise in sich hinein, weil er sich an sein Gespräch mit Frank Swann im Außenministerium vor seinem »Ausflug« nach Maskat erinnerte. »Inquisitionstribunal! Scheiße!«
    »Ich verwahre mich energisch gegen Ihr Verhalten...«
    »Und viele Steuerzahler verwahren sich gegen das Ihre«, fiel Kendrick ihm ins

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