Der Ikarus-Plan - Ludlum, R: Ikarus-Plan
Unterausschuß stecken könne. Er wolle keines dieser beiden Ämter, aber man hat ihm erklärt, wenn er sie ablehne, verliere er jedes Mitspracherecht, wenn es um die Kandidatur seines Nachfolgers im neunten Wahlbezirk von Colorado gehe. Und dieser Nachfolger liegt ihm am Herzen, deshalb hat er kandidiert. Er hat eine korrupte Partei-Null aus dem Amt gedrängt und möchte nicht, daß die nächste sich den Bezirk unter den Nagel reißt.«
Payton lehnte sich langsam auf seinem Stuhl zurück, stützte das Kinn in die Hand und kniff die Augen zusammen. Im Lauf der Jahre hatte Adrienne gelernt, wann sie schweigen mußte
und den Gedankengang ihres Mentors nicht unterbrechen durfte. Auch jetzt wartete sie schweigend ab, auf verschiedene Antworten vorbereitet, nicht aber auf die, die sie zu hören bekam.
»Jetzt sieht die Sache ganz anders aus, meine Liebe. Wenn ich mich richtig erinnere, hast du Kendrick gesagt, er werde von jemand exhumiert, der glaube, er verdiene Lob und Anerkennung für das, was er getan hat. Aber ich fürchte, es reicht viel tiefer. Unser Kongreßabgeordneter wird programmiert.«
»Lieber Himmel, wofür?«
»Das weiß ich nicht, aber ich meine, wir müssen unbedingt versuchen, das herauszufinden. Sehr leise, sehr vorsichtig. Wir haben es mit etwas sehr Ungewöhnlichem zu tun.«
Varak sah die große blaue Limousine. Sie parkte ein Stückchen abseits der gewundenen, von Bäumen flankierten Straße, die ein paar hundert Meter westlich von Kendricks Haus aus einem Wald herausführte, und sie war leer. Er war an Kendricks von einer Hecke umfriedetem, imposantem Besitz vorbeigekommen, vor dem noch immer ein paar hartnäckige Reporter und ein Kameramann hoffnungsvoll ausharrten, und hatte die Absicht gehabt, nordwärts in ein Motel am Ortsrand von Cortez zu fahren. Als er jedoch den blauen Wagen entdeckte, überlegte er es sich anders. Er bog um die nächste Kurve und versteckte seinen Wagen im dichten Unterholz. Auf dem Beifahrersitz lag sein Diplomatenkoffer; er öffnete ihn und entnahm ihm einige Gegenstände, die er vielleicht brauchen würde. Er steckte sie in die Taschen, stieg aus, schloß leise die Tür und ging zu der blauen Limousine zurück. Er näherte sich ihr nicht von der Straßen-, sondern von der Waldseite her und musterte sie. Er fand zwei oder drei Vorrichtungen, die einen Alarm auslösen würden, wenn jemand sich am Türschloß zu schaffen machte oder gegen die Tür drückte. Eines dieser Alarmsysteme war so ungewöhnlich, daß dieser Wagen Geheimnisse enthalten mußte, die viel wertvoller waren als Kleidung, Schmuck oder vertrauliche Geschäftspapiere. An den Unterkanten der Fenster war jeweils eine Reihe winziger Löcher in die Karosserie gebohrt und überlackiert worden; es waren Düsen, die ein Gas versprühten. Es machte jeden, der widerrechtlich in das Fahrzeug eindringen wollte, für längere Zeit bewegungsunfähig. Diese
Anlage war für die Wagen von Diplomaten erfunden worden, die in Unruheherden tätig waren, in denen es fast ebenso wichtig war, Angreifer vernehmen zu können wie am Leben zu erhalten. Sie konnte bei einem Überfall vom Chauffeur betätigt werden, und wenn der Wagen leer war, schaltete sich das System automatisch ein. Inzwischen hatte es weltweit die Märkte erobert und wurde von den Reichen mit solcher Begeisterung gekauft, daß es hieß, die Hersteller kämen mit den Lieferungen nicht mehr nach.
Varak sah sich um und ging rasch zum Heck der Limousine, griff in die Tasche und ließ sich neben dem Auspuff auf den Boden fallen. Er kroch unter den Wagen und machte sich an die Arbeit. Knapp neunzig Sekunden später tauchte er wieder auf, erhob sich und rannte in den Wald. Die Jagd hatte schon begonnen; jetzt fing das Warten an.
Einundvierzig Minuten später kam eine große, schlanke Gestalt die Straße herunter. Ein Mann in einem dunklen Anzug mit Weste, die unter dem offenen Jackett zu sehen war. Sein glatt zurückgekämmtes Haar war eher rötlich als braun. Man müßte einem seiner Vorgesetzten ein paar Grundregeln der Kosmetik beibringen, dachte Varak. Einem rothaarigen Angestellten durfte man nie erlauben, im >Feld< zu arbeiten; das war kurzsichtig und dumm. Der Mann sperrte zuerst die Beifahrertür auf, ging dann um die Motorhaube herum und sperrte die Fahrertür auf. Bevor er sie öffnete, kauerte er sich jedoch nieder und sperrte offenbar ein drittes verborgenes Schloß auf, richtete sich wieder auf und stieg ein. Dann ließ er den Motor an.
Die
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