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Der Ikarus-Plan - Ludlum, R: Ikarus-Plan

Der Ikarus-Plan - Ludlum, R: Ikarus-Plan

Titel: Der Ikarus-Plan - Ludlum, R: Ikarus-Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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entgegnete MJ. »Also erzählst du mir wohl am besten, was du weißt und was der Kongreßabgeordnete dir gesagt hat. Denn wenn das alles wahr ist, dann sitzt irgendwo zwischen der Entscheidung für höchste Geheimhaltung und den Datenbanken ein Lump.«
    Adrienne Kalaila Raschad lehnte sich zurück und begann. Sie verschwieg nichts, nicht einmal das sexuelle Intermezzo in Bahrein. »Ich kann nicht sagen, daß ich es bereue, MJ, weder vom professionellen noch vom privaten Standpunkt aus. Wir waren beide unglaublich angespannt, und wir hatten Angst, und ganz ehrlich gesagt, er ist ein verdammt anständiger Mann.
Das habe ich heute vormittag in Maryland wieder bestätigt bekommen.«
    »Im Bett?«
    »Guter Gott, nein! Durch das, was er gesagt hat, wonach er strebt. Warum er getan hat, was er tat, warum er Kongreßabgeordneter wurde – und warum er von Politik nichts mehr wissen will. Ich bin sicher, er hat alle möglichen Fehler, aber er hat auch einen gesunden Zorn.«
    »Ich glaube, ich entdecke da in meiner >Nichte< gewisse Gefühle, die ich sehr, sehr lange an ihr vermißt habe.«
    »O ja, ich wäre eine Heuchlerin, wenn ich was anderes sagte, aber ich bezweifle, daß sie von Dauer sind. Wir sind uns in gewisser Weise sehr ähnlich. Ich glaube, wir gehen beide viel zu sehr in dem auf, was wir tun müssen, und zwar jeder für sich, um uns für das einsetzen zu können, was der andere will. Ja, ich mag ihn, MJ, ich mag ihn wirklich. Er bringt mich zum Lachen – nicht nur über ihn, sondern mit ihm.«
    »Das ist sehr wichtig«, sagte Payton wehmütig, mit einem womöglich noch traurigeren Lächeln als vorher. »Ich habe nie jemand gefunden, mit dem ich richtig lachen konnte. Das ist natürlich ein Charakterfehler von mir. Ich bin zu besitzergreifend.«
    »Du hast weder Fehler noch Schwächen«, sagte Adrienne. »Du bist mein Onkel Mitch, über den keiner so was sagen darf – nicht einmal er selber.«
    »Dein Vater hat deine Mutter immer zum Lachen gebracht. Ich habe sie manchmal beneidet, trotz der Probleme, die sie miteinander hatten. Er hat sie zum Lachen gebracht.«
    »Das war ein Abwehrmechanismus. Mutter hat immer geglaubt, er brauche nur dreimal das Wort Scheidung auszusprechen, und sie müßte sich von ihm trennen.«
    »Quatsch. Er hat sie angebetet.« Ganz unvermittelt, als seien sie abgeschweift, sprach Payton wieder von der Maskat-Krise. »Warum wollte Kendrick eigentlich von Anfang an unbedingt anonym bleiben? Du hast es mir schon gesagt, ich weiß, aber ich möchte es noch einmal hören.«
    »Das klingt, als wärst du mißtrauisch, aber das brauchst du nicht zu sein. Er hat eine völlig logische Erklärung. Er wollte wieder zurück und dort weitermachen, wo er vor fünf, nein, vor sechs Jahren alles liegen- und stehenließ. Das konnte er nicht,
wenn ihm die Oman-Affäre wie ein Mühlstein am Hals hing. Und jetzt kann er erst recht nicht zurück, weil alle seinen Kopf wollen, angefangen bei den palästinensischen Fanatikern bis zu Achmad und allen, die ihm geholfen und jetzt eine Todesangst haben, daß sie ›entlarvt‹ werden. Was ihm während der letzten beiden Tage zugestoßen ist, ist der Beweis dafür, daß er recht hatte. Er möchte zurück, und man hat es ihm unmöglich gemacht.«
    Payton runzelte die Stirn, seine Traurigkeit war verflogen, war einer kalten Neugier gewichen, die an Zweifel grenzte. »Das verstehe ich, meine Liebe, aber schließlich hast du nur sein Wort, daß er zurückwollte – zurückwill.«
    »Ich glaube ihm«, sagte Adrienne.
    »Möglicherweise glaubt er es selbst«, sagte Payton versöhnlich. »Aber erst jetzt, nachdem er die Sache gründlich durchdacht hat.«
    »Du sprichst in Rätseln, MJ. Was meinst du damit?«
    »Es mag ein unwesentlicher Punkt sein, aber ich glaube, er ist einer Überlegung wert. Ein Mann, der aus Washington verschwinden will, wirklich verschwinden, ohne als eine Art Gratifikation für die der Regierung geleisteten Dienste ein Anwaltsbüro, eine Werbeagentur oder eine ähnlich lukrative Firma zu eröffnen, streitet gewöhnlich nicht in öffentlichen Ausschußanhörungen, die im Fernsehen übertragen werden, mit Schwergewichten aus dem Pentagon. Er nimmt auch an keinem Sonntagvormittagsprogramm teil, das im ganzen Land die höchste Einschaltquote hat, oder hält eine provokative persönliche Pressekonferenz, die unter Garantie große Verbreitung findet. Er spielt auch nicht das enfant terrible in einem elitären Unterausschuß des Nachrichtendienstes und

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