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Der Ikarus-Plan - Ludlum, R: Ikarus-Plan

Der Ikarus-Plan - Ludlum, R: Ikarus-Plan

Titel: Der Ikarus-Plan - Ludlum, R: Ikarus-Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Rechten packte seinen Begleiter an der Schulter und schien ihm – hoffentlich! – Befehle zu geben. Weingrass’ Hoffnung erfüllte sich. Der linke Mann stand auf, holte unter der Lederjacke eine Waffe heraus, überquerte die Straße nach Mesa Verde und kam auf den Wald zu.
    Jetzt hing alles nur vom richtigen timing ab. Vom timing und der Richtung. Die kurzen, befremdlichen Laute führten das Opfer so sicher in das tödliche Meer aus Grün, wie Odysseus von den Sirenen auf ihre Insel gelockt worden war. Noch zweimal stieß Weingrass seine unheimlichen Schreie aus und dann einen dritten, der so deutlich war, daß der Eindringling vorwärts stürmte, durch die Zweige brach, sie beiseite stieß, die Waffe im Anschlag, die Füße in das weiche Erdreich stemmend – auf das Pappeltor zustürmte und es schließlich erreichte.
    Weingrass schwang den schweren Ast, schwang ihn mit seiner ganzen Kraft und ließ ihn auf den Schädel des rennenden
Mannes niedersausen. Er zerschmetterte ihm das Gesicht, Blut spritzte aus Augen, Nase, Mund und Ohren, der Schädel war eine Masse zerbrochener Knochen und Knorpel. Der Mann war tot. Schwer atmend kam Weingrass hinter dem Baumstamm hervor und kniete nieder.
    Der Mann war ein Araber.
    Der Wind von den Bergen hatte seine Angriffslust noch nicht verloren. Weingrass nahm dem Toten die Waffe aus der noch warmen Hand und ging jetzt noch mühsamer und noch stärker von Schmerzen geplagt als vorher zur Straße. Der zweite Mann schien von einer Energie angetrieben, die sinnlos verpuffte, wandte einmal den Kopf zum Wald, schaute die Straße hinauf und hinunter, schaute dann auf die Uhr – immer wieder auf die Uhr. Er hatte jedoch seine Waffe noch nicht gezogen, und das verriet Weingrass noch etwas anderes. Der Terrorist-und er war genauso ein Terrorist wie der, der jetzt tot im Wald lag – war entweder ein blutiger Amateur oder ein eiskalter Profi, nichts dazwischen.
    Da sein Herz so dröhnend schlug, daß er das Gefühl hatte, es müsse seine schwache Brust sprengen, erlaubte Weingrass sich ein paar Sekunden Atempause. Aber nur Sekunden. Die Gelegenheit war vielleicht nie wieder so günstig. Er ging nach Norden, bewegte sich vorsichtig von Baum zu Baum, bis er etwa achtzehn Meter über dem ängstlich wirkenden Mann stand, der jetzt nur noch nach Süden blickte. Wieder kam es auf das richtige timing an. So schnell er konnte, überquerte Weingrass die Straße, blieb reglos stehen und beobachtete. Das Gesicht des Terroristen glühte, als stehe er kurz vor einem Schlaganfall. Zweimal machte er ein paar Schritte auf die Straße und auf den Wald zu, zog sich jedoch jedesmal wieder bis zur Hecke zurück, kauerte sich nieder und starrte auf seine Uhr. Die Pistole in der blaugeäderten Hand, schlich Weingrass näher. Als der Abstand zwischen ihm und dem Terroristen nur noch drei Meter betrug, begann er zu brüllen.
    » Jezzar! « brüllte er, den Mann auf arabisch als Metzger beschimpfend. »Eine Bewegung, und du bist tot, Fahem ! «
    Der dunkelhäutige Mann fuhr herum und riß, als er sich in die Hecke warf, mit den Fingernägeln den Boden auf. Loses Erdreich flog Weingrass ins Gesicht. Jetzt verstand er auch, warum er bei dem Terroristen keine Waffe gesehen hatte. Sie lag vor ihm
auf dem Boden, nur ein paar Zentimeter neben seiner Hand. Weingrass ließ sich nach links auf die Straße fallen, als der Mann nach der Waffe griff und zweimal feuerte. Die Schüsse waren kaum zu hören, der Terrorist hatte einen Schalldämpfer auf den Lauf geschraubt. Die Kugeln jedoch waren nicht so leise, eine pfiff über Weingrass durch die Luft, die andere prallte in der Nähe seines Kopfes als Querschläger vom Asphalt ab. Weingrass hob die Pistole, zog durch, und die lange Erfahrung gab ihm, trotz seines Alters, eine ruhige Hand. Der Terrorist schrie auf und brach zusammen, die Augen weit und starr, und aus einem kleinen Loch unterhalb des Kehlkopfs floß Blut.
    Und jetzt beeil dich, du Ruine! schrie Weingrass sich lautlos an. Sie haben auf jemand gewartet. Willst du vielleicht den senilen Lockvogel spielen? Geschähe dir recht, wenn sie dir deinen meschuggenen Schädel wegpusten. Aber die alten Knochen tun eben verdammt weh... Er taumelte auf den Leichnam zu, der in der Hecke hing, bückte sich und schleifte den Toten mit letzter Kraft über die Straße und in den Wald.
    Er hatte nur einen Wunsch – sich auf den Boden legen und ausruhen, bis das Hämmern in seiner Brust nachließ und er wieder richtig atmen

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