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Der Ikarus-Plan - Ludlum, R: Ikarus-Plan

Der Ikarus-Plan - Ludlum, R: Ikarus-Plan

Titel: Der Ikarus-Plan - Ludlum, R: Ikarus-Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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bernsteinfarbenen Lämpchen, und der Boden zwischen dem Laubwerk war locker und naß, war noch nie einen Augenblick trocken gewesen. Der Mexikaner, der den Mafioso widerstrebend hierhergeführt hatte, war kein williger Mordkomplize. Seine Stimme wurde immer schwächer, je näher sie der weißen Schranke kamen.
    »Al frente, al frente!« rief er nervös. » Adelante! «
    »Klettern Sie drüber, oder gehen Sie drum herum, Herr Abgeordneter«, sagte der Mafioso eiskalt, ein Berufskiller in Ausübung seines Berufs, ein Mann, dem Leben und Tod nichts bedeuteten.
    »Das geht nicht«, antwortete Kendrick. »Drübersteigen kann
ich nicht, dazu ist die Schranke zu hoch, und auf beiden Seiten ist eine Art Verhau aus Stacheldraht.«
    »Wo denn?«
    »Hier.« Kendrick zeigte hinunter in das dunkle Dickicht.
    »Ich seh’ nicht...«
    Jetzt! rief Kendricks innere Stimme. Er fuhr herum, packte mit beiden Händen die große, häßliche Waffe, verdrehte dem Mafioso die Hand und rammte ihm die Schulter in die Brust. Er zog seinen Arm nach vorn und riß den Mann zu Boden und in das Dickicht hinein. Die Waffe ging los, und der Knall verschmolz mit dem Tosen der Wellen. Kendrick trat den Colt in den nassen, aufgeweichten Boden, nahm eine Handvoll Erde, knallte sie dem Mafioso ins Gesicht und rieb sie ihm mit brutaler Gewalt in die Augen.
    Der Wachmann fluchte, außer sich vor Wut, und versuchte zugleich, sich die Augen auszuwischen, die Waffe auszugraben und sich von Kendricks Griff zu befreien. Aber Kendrick behielt die Oberhand und stieß dem sich Windenden und Umsichschlagenden ein paarmal das Knie in die Lenden, während er mit der rechten Hand ununterbrochen nasse Erde schaufelte und sie dem Mafioso in den Mund schob und in die Augen rieb. Seine Fingerknöchel stießen mit einem harten, gezackten Gegenstand zusammen – einem Stein. Er war fast zu groß für Kendricks zupackende Hand, aber nichts konnte, nichts würde ihn aufhalten. Er zerrte den schweren Felsbrocken aus der Erde, hob ihn hoch und zerschmetterte dem Mann, der sein Henker werden sollte, den Schädel.
    Kendrick packte den Colt und schaute hastig zu dem Mexikaner hinüber, der gelassen abgewartet hatte, wer in diesem Kampf überlebte. Als er sah, daß es Kendrick war, machte er auf dem Absatz kehrt und wollte auf und davon.
    »Halt!« schrie Kendrick außer Atem und sprang auf. »Bleib stehen, oder du bist ein toter Mann! Ich weiß, daß du sehr gut verstehst, was ich sage.«
    Der Mexikaner blieb stehen, drehte sich um und sah Kendrick an. »Ich habe nichts mit diesen Dingen zu tun, Señor«, sagte er in einem überraschend klaren Englisch.
    »Du meinst, daß du nicht eigenhändig abdrückst, du sagst ihnen nur, wo sie abdrücken können.«
    »Ich habe nichts damit zu tun«, wiederholte der Mann. »Ich
bin Fischer, aber auf den Booten ist die Bezahlung sehr schlecht. Ich verdiene meine Pesos, und dann geh’ ich nach Hause zu meiner Familie in El Descanso.«
    »Willst du deine Familie wiedersehen?«
    »Si, das ist doch selbstverständlich«, antwortete der Mexikaner mit zitternden Lippen. »Wenn hier solche Dinge geschehen, komme ich nie wieder auf die Insel.«
    »Willst du damit sagen, daß so etwas noch nie vorgekommen ist?«
    »Nie, Señor.«
    »Woher hast du dann gewußt, wohin du uns bringen sollst?« schrie Kendrick gegen den Wind und die tobende See an. Er kam allmählich wieder zu Atem, merkte, daß er von oben bis unten mit Schlamm bedeckt war und daß ihm innerlich alles weh tat, als sei sein ganzer Körper eine offene Wunde.
    »Man holt uns hierher und gibt uns eine Landkarte von der Insel, die wir in zwei Tagen auswendig können müssen, sonst werden wir wieder nach Hause geschickt.«
    »Wozu müßt ihr die Landkarte auswendig lernen? Um die Opfer und ihre Henker zu den Richtplätzen zu führen?«
    »Ich habe Ihnen doch schon gesagt, daß es noch nie einen Mord gegeben hat, Señor. Das hier sind Drogengewässer – narcoticos – und sehr gefährlich. Zwar können amerikanische und mexikanische Patrouillen schnell alarmiert werden, aber trotzdem muß die Insel selbst ständig bewacht werden.«
    »Schnell alarmiert, sagst du?«
    »Der, dem sie gehört, ist ein mächtiger Mann.«
    »Heißt er Grinell?«
    »Das weiß ich nicht, Señor. Ich kenne nur die Insel selbst.«
    »Du sprichst fließend Englisch. Warum hast du das nicht schon vorher getan?« Kendrick zeigte auf den toten Mafioso. »Mit ihm?«
    »Ich sage es noch einmal, ich wollte nicht bleiben. Man hat

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