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Der Ikarus-Plan - Ludlum, R: Ikarus-Plan

Der Ikarus-Plan - Ludlum, R: Ikarus-Plan

Titel: Der Ikarus-Plan - Ludlum, R: Ikarus-Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Rasse oder dem Glaubensbekenntnis. Die Schwester war ein gutes Beispiel. Sie war wirklich lieb gewesen, und vermutlich war sie eine recht einsame Frau, deren Körper zu stämmig und deren Gesicht zu schwammig war, als daß sie auf einem Plakat für eine Wohltätigkeitsorganisation abgebildet worden wäre. Und doch hatte sie sich um Wärme und Herzlichkeit bemüht. Sie hatte gesagt, sie wisse, wie der Freundin des Abgeordneten zumute sei, weil sie die beiden zusammen gesehen habe. Das stimmte nicht. Kalaila konnte sich an jeden Menschen erinnern, der Evans Zimmer betreten hatte, und die Schwester war nicht darunter gewesen. Freundlichkeit... Kontaktbereitschaft, wie auch immer man das nennen mochte, schließlich war Weihnachten. Die Aufzugtüren gingen auf, und sie betrat die Kabine nach unten mit einem Gefühl von Geborgenheit, Wärme und Herzlichkeit.

    Kendrick machte in der Dunkelheit die Augen auf. Er war von irgend etwas aufgewacht... von was? An der Tür in sein Zimmer?... Ja, natürlich, es war die Tür gewesen. Kalaila hatte ihm gesagt, daß die ganze Nacht lang jemand nach ihm sehen werde. Glaubte sie etwa, er wolle ausgehen? Zum Tanzen? Er sank auf das Kissen zurück und atmete tief durch. Er war kraftlos, hatte keinerlei Energie... Nein. Es war doch nicht die Tür gewesen. Jemand war im Zimmer.
    Langsam, zentimeterweise, schob er den Kopf über das Kissen. Ein verschwommener weißer Fleck tauchte in der Dunkelheit auf, ohne Gliedmaßen, nichts als eine weiße Masse im Dunkeln.
    »Wer sind Sie?« fragte er und stellte fest, daß seine Stimme kaum hörbar war. »Wer ist da?«
    Schweigen.
    »Wer, zum Teufel, sind Sie? Was wollen Sie hier?«
    Dann kam die weiße Masse aus dem Dunkeln auf ihn zu und prallte gegen sein Gesicht. Ein Kissen. Er bekam keine Luft. Er fuhr mit der rechten Hand hoch, stieß gegen einen muskulösen Arm und glitt dann über das Fleisch hinweg in ein Gesicht, ein weiches Gesicht, und dann in einen Haarschopf – den einer Frau. Er packte die Strähnen mit aller Kraft, die er aufbringen konnte, rollte in dem schmalen Krankenhausbett auf die Seite und zog die Angreiferin neben sich zu Boden. Er ließ die Haare los und schlug auf das Gesicht unter ihm ein, mit schmerzender Schulter. Die Nähte platzten auf, Blut schoß in den Verband. Er wollte schreien, aber der Laut blieb ihm in der Kehle stecken. Die schwere Frau verkrallte sich in seinen Hals, mit spitzen Fingernägeln, riß ihm die Haut auf... dann kamen die Finger hoch bis zu seinen Augen, zerrten an seinen Lidern und zerkratzten ihm die Stirn. Er fuhr hoch, entwand sich ihrem Griff, ihrer Reichweite, und prallte gegen die Wand. Der Schmerz war unerträglich. Er machte einen Satz auf die Tür zu, aber sie war schon über ihm und schleuderte ihn gegen das Bett. Seine Hand stieß gegen die Wasserkaraffe auf dem Nachttisch; er packte sie, warf sich wieder herum und holte nach oben aus, in Richtung Kopf, in das wahnsinnige Gesicht über ihm. Die Frau war verblüfft; er machte einen Satz nach vorn, rammte die rechte Schulter in den schweren Körper, warf die Frau zu Boden, dann war er an der Tür und riß sie auf. Der weiße, antiseptische Flur war in trübes,
graues Licht getaucht, bis auf eine helle Lampe vor der Schwesternstation auf halber Höhe des Korridors. Wieder versuchte er zu schreien.
    »Ist da jemand... Hilfe!« Umsonst; aus seinem Mund kamen nur gutturale, erstickte Laute. Er humpelte; der geschwollene Knöchel und das angeschlagene Bein konnten ihn kaum tragen. Wo waren sie denn alle? Niemand da... niemand auf der Station. Dann schlenderten zwei Schwestern zur Tür ganz hinten im Flur herein, und er hob die rechte Hand und winkte verzweifelt, während er endlich etwas herausbrachte. »Helfen Sie mir!«
    »Großer Gott!« schrie die eine, und beide Frauen rannten auf ihn zu. Gleichzeitig hörte Kendrick hinter sich eilige Schritte. Er fuhr herum und konnte nur noch hilflos mit ansehen, wie die massige, muskulöse Schwester von seinem Zimmer aus den Flur entlanglief, auf eine Tür zu, über der in roten Buchstaben AUSGANG stand. Sie riß die Tür auf und verschwand.
    »Rufen Sie den Arzt in der Ambulanz unten an!« rief die Navy-Schwester, die als erste bei ihm war. »Beeilen Sie sich. Er blutet ja entsetzlich!«
    »Dann muß ich auch Miß Raschad verständigen«, sagte die zweite Schwester, während sie auf das Stationszimmer zuging. »Sie will Bescheid haben, sobald sich sein Zustand verändert, und das ist ja weiß Gott der

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