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Der im Dunkeln wacht - Roman

Der im Dunkeln wacht - Roman

Titel: Der im Dunkeln wacht - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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Riesen geworden. Sie waren gealtert wie sie selbst. Die Straßenbahnen unten am Wavrinskys Plats strebten aus verschiedenen Richtungen quietschend die Hügel hinan und auf den Verkehrsknotenpunkt zu. Dort hatte sie als Teenager oft gestanden, wenn sie keine Lust gehabt hatte, den ganzen Weg in die Stadt zu laufen. Auch dort hatte sich nicht viel verändert. Ich werde nostalgisch, dachte Irene.
    Plötzlich stieg ihr der Duft von frischgebackenem Brot in die Nase. Sie folgte ihrer Nase zu dem Lebensmittelladen an der Ecke.
    Mit einer Göteborgs Posten und frischgebackenen Brötchen in einer Plastiktüte in der einen und Egons Leine, der neben ihr hertrippelte, in der anderen Hand, ging Irene gemächlich den Weg zu ihrer Wohnung hinauf.
    Es duftete nach Kaffee, als sie die Wohnungstür öffnete. Sie war froh, dass sie daran gedacht hatten, die Kaffeemaschine und Kaffee einzupacken. Jetzt stand die Maschine leise fauchend auf der Anrichte in der Küche. Aus dem Bad war die Dusche zu hören.
    Nach ein paar Tassen Kaffee und zwei Brötchen mit Käse fühlte sich Irene in der Verfassung, dem Tag zu begegnen. Das tat sie, indem sie ihre Kollegin anrief, die Bereitschaft hatte.

    »Wir haben ihre Wohnung gestern überwachen lassen. Sie kam gegen Mitternacht nach Hause und war in so schlechter Verfassung, dass wir sie in die Psychiatrie fahren mussten«, informierte Sara über die neueste Entwicklung bei der Fahndung nach Angelica Malmborg-Eriksson.
    »Was heißt, in schlechter Verfassung?«, wollte Irene wissen.
    »Vollkommen durchgeknallt. Überdosis von allem Möglichen laut Psychiater. Der Guten geht es nicht sonderlich gut, das kann ich dir sagen.«
    Dass Angelica Drogen nahm, erstaunte Irene. Der Tänzerin waren ihr Aussehen und ihre Jugendlichkeit immer sehr wichtig gewesen, ihr Kapital für den sozialen Aufstieg, den ihr die Männer ermöglichen sollten. Irene konnte sich noch gut an Tommys Reaktion erinnern, als Angelica in einem ultrakurzen, knallroten Strickkleid, schwarzen Leggings und hochhackigen schwarzen Stiefeln bei ihnen im Präsidium erschienen war. Er hatte den Mund fast nicht mehr zugekriegt. Mit fünfundvierzig hatte Angelica immer noch den hübschen Körper einer Tänzerin besessen, und man konnte sie ohne weiteres für fünfzehn Jahre jünger halten. Zwar hatte sie in der Zeit, in der sie miteinander zu tun gehabt hatten, nicht gerade wenig getrunken, aber harte Drogen … damit musste sie später begonnen haben.
    »Wie lange bleibt sie in der Psychiatrie?«
    Irene war ungeduldig. Sie wollte mit Angelica sprechen, um Gewissheit zu haben.
    »Weiß nicht. Das kommt wohl darauf an, wie schnell sie sich erholt. Sie kannten sie dort schon. Sie ist offenbar häufiger dort. Drogenmissbrauch und irgendeine psychiatrische Diagnose. Ich erinnere mich nicht mehr genau, was.«
    »Warst du bei der Festnahme dabei?«
    »Nein. Mathiesen und Asp.«
    »Okay. Nur noch eins, solange ich daran denke. Zwischen zwei der Blogs besteht eine Pause von fast zwei Monaten. Hast du irgendwelche
Blogs nicht ausgedruckt, weil sie für mich nicht von Belang waren, oder gab es zwei Monate lang keine?«
    »Es gab keine. Sie hat von Anfang Mai bis in den Sommer hinein nichts geschrieben. Aber Mitte Juli ist sie dann wieder zu Hochform aufgelaufen.«
    »Allerdings, das habe ich gesehen.« Irene lachte.
    Sie versuchte entspannter zu klingen, als sie sich fühlte. Was war in jenem Zeitraum geschehen, in dem Angelica geschwiegen hatte? Plötzlich kam ihr ein Gedanke. Vielleicht war die Erklärung ja ganz einfach.
    »Sara, was glaubst du, ist sie in dieser Zeit vielleicht auch stationär behandelt worden?«, fragte Irene.
    »Gut möglich. Ich bringe das in Erfahrung.«
    Irene war nach diesem Gespräch leichter ums Herz. Jetzt befand sich Angelica unter Aufsicht, jedenfalls in nächster Zeit. Sie teilte Krister die gute Nachricht mit. Er wirkte ebenfalls erleichtert, schwieg eine Weile und sagte dann:
    »Das ist wirklich eine fantastische Neuigkeit. Aber ich finde trotzdem, dass wir hierher ziehen sollten. Mit dem Gewinn, den wir beim Verkauf des Hauses erzielen, können wir die Wohnung renovieren lassen. Es bleibt sicher noch einiges übrig, was wir dann in das Sommerhaus investieren können. Außerdem können wir eines der Autos verkaufen. Nicht dass das soviel einbringt, aber dann haben wir eine Sorge weniger.«
    Irene öffnete den Mund, um zu protestieren, schloss ihn dann aber wieder. Es ging ihr alles ein wenig zu schnell. Sie hatten

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