Der im Dunkeln wacht - Roman
es, das Bett fing Feuer. Er erwachte nicht, denn er schlief wie immer ganz tief, und das ganze Haus
brannte ab! Die Kinder und ich waren vor Trauer am Boden zerstört. Unser geliebter Magnus! Er lag noch nicht einmal unter der Erde, da begann die Polizei bereits, uns zu schikanieren. Allen voran Irene Huss und ein paar von ihren Kollegen. An einen erinnere ich mich besonders, Kommissar Andersson. Er schrie die arme Sophie an, sie solle gestehen! Die Polizei setzte sich in den Kopf, dass Sophie, die damals erst 11 war, das Haus angesteckt habe! Mein kleines Mädchen war durch ihre Krankheit aber nicht in der Lage, die Fragen der Polizei zu beantworten. Sie wurden so wütend, dass sie sie mit ins Präsidium nahmen. Sie wurde lange verhört, und die arme Sophie sah sich allein mehreren Polizisten auf einmal gegenüber. 11 Jahre alt! Sie wollten, dass sie gesteht. Irene Huss quälte mein kleines Mädchen in langen, nicht enden wollenden Verhören. Erst als die Kinderpsychiatrie eingriff und der Polizei verbot, Sophie so zu behandeln, kam sie frei! Aber mein kleines Mädchen war für den Rest ihres Lebens gezeichnet und wurde über Jahre von schweren Depressionen begleitet. Einzig das Ballett gab ihr noch ein wenig Kraft. Jetzt fange ich vor Trauer an zu weinen und habe nicht mehr die Kraft weiterzuschreiben. Danke für eure Unterstützung, ihr wunderbaren Menschen! Eure Angie.«
Irene konnte sich an ihre Begegnungen mit der elfjährigen Sophie noch gut erinnern. Sie war für ihr Alter sehr groß gewesen und außerdem sehr dünn. Kein Wort hatte sie gesagt. Sie war stets nur im Beisein ihrer Mutter und eines Repräsentanten der Kinder- und Jugendpsychiatrie vernommen worden. Es gab Gesetze, die für Verhöre Minderjähriger galten. Sophie war nie gezwungen gewesen, allein mehreren Polizisten Rede und Antwort zu stehen.
Und dass Angelica Magnus Eriksson als »meinen geliebten
Mann Magnus« bezeichnete! Sie hatte während ihrer Ehe mit dem versoffenen Journalisten mehrere Liebhaber gehabt. Während einer Vernehmung hatte sie eine lange, leidenschaftliche Affäre mit dem jungen Brasilianer Marcelo zugegeben. Dieser war sich seiner Schönheit wohl bewusst gewesen. Irene wurde sogar einmal unfreiwillig Zeugin eines Rendezvous der beiden. Marcelo Alves bewohnte als Untermieter ein Zimmer in Sophies großem Haus in Änggården. Mutter und Tochter begehrten den jungen Mann beide, aber die Mutter hatte ihn schließlich in Beschlag genommen. Gleichzeitig hatte sie beabsichtigt, einen reichen, fast sechzigjährigen Manager zu heiraten, was sich dann offensichtlich zerschlagen hatte. Was wohl aus dem Haus in Änggården geworden war? Es war zwar ziemlich baufällig gewesen, aber es lag sehr schön in der Nähe des Botanischen Gartens. Ob sie das Haus wohl verkauft hatte?
Und was war aus dem Vermögen geworden, das Angelica von ihrer Tochter geerbt hatte? Immerhin fast zwei Millionen Kronen in bar.
Vielleicht gab ja der Blog weiter Aufschluss darüber.
»5.5.2009. Angies Blog. Mir ist ganz heiß. Die Hitze kommt aus mir selbst. Mein Hirn kocht! Die Erinnerungen verursachen mir Übelkeit! Besonders wenn ich an diese bösartige Polizistin Irene Huss denke! Mir wird schlecht, wenn ich daran denke, wie sie und andere Polizeibeamte meine Kinder behandelt haben. Ich will Rache! Das ist doch wohl ein natürliches Gefühl für eine Mutter, die ihre Kinder verloren hat?! Der Chef der Reichspolizei hat sich nie die Mühe gemacht, meine vielen Briefe zu beantworten. Mein Leid hat ihn einen Dreck gekümmert! Meinen Kindern und mir soll Gerechtigkeit widerfahren! Ich will Rache! Meine Hände zittern. Ich muss aufhören. Eure Angie.«
Auf dem Zettel, der durch ihr Küchenfenster geflogen war, war auch von Rache die Rede gewesen. »IHR SOLLT STERBEN! MEINE RACHE KOMMT!«, hatte darauf gestanden.
Wie bei den früheren Einträgen in den Blog drückten die Kommentare Mitgefühl mit der Bloggerin und ihren beiden verstorbenen Kindern aus. Irene empfand ebenfalls Mitgefühl mit Sophie und Frej, aber aus ganz anderen Gründen als jene, die Angies Blog lasen. Wenn die beiden Geschwister eine Mutter gehabt hätten, die sich um ihre Kinder gekümmert und sie geliebt hätte, dann wären sie noch am Leben.
Irene nahm sich zusammen und las weiter. Ihr fiel auf, dass zwischen den Einträgen große zeitliche Abstände lagen. Hatte Sara einige Einträge nicht ausgedruckt, weil sie nichts über Irene enthielten, oder hatte Angelica in dieser
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