Der im Dunkeln wacht - Roman
doch renovieren wollen, bevor sie in die Wohnung einzogen. Andererseits war es gut, die Sachen nicht länger hinauszuzögern. Sie hatten jetzt ein ganzes Jahr lang überlegt. Es war an der Zeit, einen Beschluss zu fassen.
»Das tun wir. Aber ich finde, wir sollten die Wände im Schlafzimmer streichen, bevor wir einziehen, dann brauchen wir nicht im Farbgeruch zu schlafen«, sagte sie.
»Dann gehen wir raus und kaufen Farben und Tapeten«, entschied Krister.
Egon hörte nur das Wort »raus«, bellte freudig und lief zur Wohnungstür.
I rene war guter Dinge, als sie das Dezernat am Montagmorgen betrat. Sie hatte sich am Sonntag ausgiebig ihrem Training gewidmet und damit ihre inneren Spannungen abgebaut. Außerdem hatten Krister und sie die Decke und alle Türen und Fenster im Schlafzimmer gestrichen. Er hatte immer noch Schmerzen, wenn er die Hand bewegte, fand aber, er sei auf dem Weg der Besserung. In der kommenden Woche wollten sie die Wände tapezieren. Das konnte Krister nicht allein machen, am allerwenigsten jetzt, da ihm nur eine Hand zur Verfügung stand. Am Abend, wenn Irene von der Arbeit nach Hause kam, würden sie das in Angriff nehmen.
Am nächsten Wochenende würden sie dann einen neuen Laminatfußboden verlegen. Das hatten sie zwar noch nie getan, aber in der Werbung und in den Einrichtungssendungen im Fernsehen wirkte es recht einfach. Felipe hatte versprochen mitzuhelfen. Er war sehr geschickt und hatte die ziemlich heruntergekommene Wohnung, die er zusammen mit Katarina bewohnte, erstklassig hergerichtet.
Sie wurde aus ihren Überlegungen gerissen, als Sara auf sie zukam.
»Du hattest recht. Angelica wurde stationär behandelt, als sie mit ihrem Blog pausierte«, sagte sie zur Begrüßung.
»Das erklärt das Schweigen. Weißt du, wie es ihr geht?«
»Offenbar ist sie vollkommen ausgeflippt. Sie behauptet, dass du und die Mafia sie ermorden lassen wollt. Ihr würdet unter einer Decke stecken. Keine Polizeibeamten dürften sie besuchen, denn sie würden alle von der Mafia und dir bezahlt. Reiner Verfolgungswahn!
Als sie bei Asp und Mathiesen im Auto saß, erzählte sie jedenfalls, es freue sie, dass sie deiner Familie und dir das Leben schwer gemacht habe. Sie redete offenbar viel von Rache und ähnlichem. Besonders zufrieden war sie, weil ihr solche Angst bekommen habt, als sie die Fensterscheibe zerschmetterte. Das hat sie also gestanden.«
Es war gut zu wissen, dass tatsächlich Angelica hinter all dem steckte, was sich in den letzten Wochen zugetragen hatte. Die Schikanen waren immer schlimmer geworden. Wie weit sie wohl gegangen wäre?
»Dann müssen wir uns jetzt wieder auf den Paketmörder konzentrieren. Habt ihr Daniel überwachen lassen?«, fragte Irene.
»Nicht die ganze Zeit. Er verlässt seine Wohnung nicht. Unheimlich, wenn du mich fragst. Aber dafür kann man schließlich niemanden einsperren«, sagte Sara.
Die Morgenbesprechung wurde vom stellvertretenden Kommissar geleitet. Kommissarin Thylqvist war für einige Tage nach Stockholm gefahren, um an Besprechungen des Reichskriminalamtes teilzunehmen. Irene hegte die vermutlich vergebliche Hoffnung, dass sie sie dieses Mal dort behalten würden.
Tommy räusperte sich, um die Aufmerksamkeit der anderen auf sich zu lenken. »Guten Morgen zusammen. Ich hoffe, ihr hattet ein nettes Wochenende. Aber du hattest offenbar einiges an den Hacken, Irene«, sagte er freundlich.
War ihm das wirklich wichtig, oder erwähnte er das nur, weil das von ihm erwartet wurde? Irene bereute sofort ihren Verdacht, aber es gelang ihr nicht, ihn ganz abzuschütteln.
»Stimmt. Wir mussten in die Wohnung meiner Mutter in Guldheden umziehen, während nach Angelica gefahndet wurde. Einigermaßen provisorisch, aber jetzt haben wir uns entschlossen, ganz dorthin umzuziehen. Wir verkaufen das Reihenhaus und werden Stadtmenschen.«
»Aufregend. Ein neues Kapitel in Kristers und Irenes Leben«, meinte Tommy lächelnd.
Es klang, als würde er das wirklich meinen. Irene schämte sich ein wenig ihrer vorherigen Gedanken wegen.
»Jetzt sitzt Angelica also hinter Schloss und Riegel. Sie befindet sich psychisch in sehr schlechter Verfassung, und wir können sie einstweilen noch nicht vernehmen«, fuhr Tommy fort.
Er griff zu einem Papier, das vor ihm auf dem Tisch lag.
»Ingela Svenssons Obduktionsbericht ist soeben eingetroffen. Steht aber nicht viel Neues drin. Todesursache ist natürlich Erdrosselung mit einer Schlinge. Etwas verwunderlich ist
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