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Der Implex

Der Implex

Titel: Der Implex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Barbara; Dath Kirchner
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»interpersonellen« Kommunikation und Koordination, die nicht mehr nach Sender und Empfänger, server und client, sondern peer-to-peer organisiert ist, posthierarchisch, dezentral, nicht klarer als zu Marxens, Hayeks, Asimovs Zeiten, What Technology Wants (Kevin Kelly), nämlich unbegrenzte Kombinatorik, die Erschaffung einer neuen bayesianischen Gottheit, die im plenum des technium agiert, in der elektronischen Noosphäre, und uns lehrt, daß »as individuals and as a society we can invent methods that will generate as many new good possibilities as possible. A good possibility is one that will generate more good possibilities … and so on in the paradoxical infinite game«, 236 wie die neue, kalifornische, Technohipster-kompatible Version des alten Engelsschen Irrtums vom »unendlichen« Wachstum der Produktivkräfte verkündet, und ist nicht die dümmste Spielverderberin, wer da noch einmal von Altertümern aus dem neunzehnten und zwanzigsten Jahrhundert, vom Energieerhaltungssatz, Ressourcen, Demographie, Produktionsverhältnissen, Eigentumsformen und ähnlichem anfängt? Wer die alten Makel sieht und diskutieren will, verhält sich wie die Spielverderberinnen, die bei den erregten Diskussionen westlicher Trendforscher über den unaufhaltsamen Aufstieg Chinas zur Weltmacht daran erinnern, daß man, statt von absoluten Zahlen zu reden, von denen auch die KP Chinas lange Zeit ein bißchen faszinierter war als nötig, statt also dem Bruttoinlandsprodukt zu huldigen, auf die Pro-Kopf-Arbeitsproduktivität blicken sollte, bei der China irgendwo an hundertster Stelle in der Weltstatistik herumdümpelt, sehr viele chinesische Bauern immer noch nicht mehr produzieren, als sie selbst und eine weitere Person verzehren, die Agrarwirtschaft in weiten Teilen des Riesenstaats circa vierzig bis fünfzig Jahre in der Entwicklung hinter den fortgeschrittensten Staaten zurückliegt, der Gegensatz zwischen Stadt und Land, den der Sozialismus auf dem Fundament des entwickelten Kapitalismus laut Marx aufheben soll, in China durch die Versuche, so etwas wie eine gelenkte, leidlich erträgliche (schweigen wir angesichts der Brutalität der dortigen Fabrikregimes ganz von: gerechte) ursprüngliche Akkumulation zu vollziehen, oft gerade verschärft statt aufgehoben wird, weil das hohe Konsumtionsniveau Neureicher in den Städten sich von dem, was die bäuerliche Welt kennt, stärker unterscheidet als selbst in Ländern, die wir im Westen und Norden seit bald hundert Jahren als elend zu bezeichnen gewohnt sind, und daß die chinesische Staatspartei im Würgegriff solcher Voraussetzungen so wirtschaften muß, daß nicht etwa bloß ein wunderbarer Sozialismus (den man im Notfall mit lauter Propaganda herbeitrompeten muß), sondern vor allem ein Staat bestehen kann, der Atomraketen und andere Hoheitszeichen andernfalls sofort hinfällig werdender Souveränität braucht, und deshalb vom Beitritt in die WTO bis zum Versuch, ihr als Kreditgeberin bei den ärmsten Ländern den Rang abzulaufen (was sie laut westlichen Medien Ende 2010 / Anfang 2011 erstmals geschafft hat), westlichen Firmen alle chinesischen Märkte von der Industrie bis zum, wie die Westler sagen, »kaum erschlossenen« Finanz-, also Kredit- und Versicherungswesen zu öffnen, und man hat eine Situation, in der nicht »die Chinesen«, wohl aber der Kapitalismus auf ungebremstem, wenn auch zerstörerischem Vormarsch ins einundzwanzigste Jahrhundert brüllt und stampft – das Internet, wollen wir sagen, ist eine Art China: Ja, da werden Entscheidungen darüber getroffen, wer in Zukunft reich und wer arm sein wird, aber bloße Begeisterung für diese »neuen Möglichkeiten« kann weder bei Chinesinnen noch Webjobbern dafür sorgen, daß man schon der richtigen dieser zwei sehr verschieden großen Gruppen angehören wird (mal ganz abgesehen davon, daß bei beiden, und man darf Indien gleich noch dazunehmen, über der IT-Wirtschaft die Energiewirtschaft vergessen wird, in der ganz andere Schwierigkeiten lauern, als der sowohl in den wirtschaftlichen Verkehrsverhältnissen im Netz wie denen in China und Indien losgelassene zweite Frühkapitalismus damals, in seiner ersten Inkarnation bis zum Abschluß der ersten industriellen Revolution, hat gewärtigen und lösen müssen).
     
    Statt daß wir uns dagegen verwahren, den einschüchternd kryptoreligiösen, pseudowissenssoziologischen Kram von Hayek und Mises glauben zu sollen, sollen wir nach dem Willen der Netz-, Schwarm- und

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