Der Implex
enforcement of certain general rules allotting good or evil to individuals. But when we have clearly distinguished this element, we see that the definition of the virtue required for practical guidance is left obviously incomplete. Inquiring further for the right general principles of distribution, we find that our common notion of justice includes – besides the principle of reparation for injury – two distinct and divergent elements. The one, which we may call Conservative Justice, is realised (1) in the observance of law and contracts and definite understandings, and in the enforcement of such penalties for the violation of these as have been legally determined and announced; and (2) in the fulfillment of natural and normal expectations. This latter obligation, is of a somewhat indefinite kind. But the other element, which we have called Ideal Justice, is still more difficult to define, for there seem to be two quite distinct conceptions of it, embodied respectively in what we have called the Individualistic and the Socialistic Ideal of a political community. The first of these takes the realisation of Freedom as the ultimate end and standard of right social relations: but on examining it closer we find that the notion of Freedom will not give a practicable basis for social construction without certain arbitrary definitions and limitations: and even if we admit these, still a society in which Freedom is realised as far as is feasible does not completely suit our sense of Justice.« 251
Das Dilemma, das Sidgwick aufgrund der systematischen Aufrichtigkeit, mit der er seine Gesellschaftslehre ersann, einfach nicht lösen konnte, hatte Marx, den Sidgwick nicht gut genug kannte, um auf diesen Punkt zu stoßen, aber bereits gelöst, indem er Freiheit definierte als sozial garantierte Unerpreßbarkeit über die Aneignung des von der Gesellschaft geschaffenen Mehrprodukts durch diese Gesellschaft statt durch eine bestimmte Klasse darin. Das, nicht Totalität noch Antinormativismus, ist Marxens Kraft: Er hat die Implexverhältnisse zwischen Freiheit und Gleichheit expliziert; er sah, daß, wer von Lebens- und Produktionsmitteln, vom Mehrprodukt, das übers »Von der Hand in den Mund« hinausführt, abgeschnitten ist, nicht frei sein kann und nicht nur aus irgendwelchen Räumen, sondern aus der Zeit, die wir Geschichte nennen, ausgeschlossen ist. Erst kommt das Fressen, sagt Brecht, und dann die Moral, aber daraus folgt nichts Pessimistisches, sondern die banale Einsicht, daß sich jede Gesellschaft über der erbärmlichsten Jäger- und Sammlerstufe mehr Moral leisten könnte, als der dauerhafte, undiskutierte Fortbestand von Klassengesellschaften verträgt (selbst wenn die Aufhebung der Klassen einen großen Reichtum verlangt; man hätte ja beschließen können, den zu schaffen – logisch war’s immer drin, historisch hat es, weil behindert durch die Herrschaft, sehr lange gedauert, bis das überhaupt gedacht wurde, und vergessen wird es auch bald wieder, wenn wir alle Pech haben). Sidgwick sieht den Widerspruch zwischen geschaffenem Reichtum und fortbestehendem Unrecht, aber er löst ihn nicht, weil er Gesellschaft nicht als etwas sieht, das sich produziert und reproduziert, sondern selbst das, was er sich unter »Sozialismus« vorstellt (und ausdrücklich ein »Ideal« nennt), als eine Verteilungsfrage auffaßt.
Der von Rawls in seiner Schrift über die Idee des politischen Liberalismus bei allem Respekt gegen Sidgwick erhobene Vorwurf, ihm komme es nicht genug auf die Individuen an, zielt inzwischen eher zu hoch – die Tendenz zur Vereinzelung in der Vermassung, die negative Gleichmacherei als Nivellierung nach unten, in die der geschichtlich bedingte Rückzug von aufgeklärten Positionen die reichen Gesellschaften und ihre Intelligenz gestoßen hat, macht bei der Anschauung vom Menschen, die ihn als Einzelfall begreift, nicht halt, sondern spaltet selbst diesen noch auf in flexible Arbeits- und Freizeitmodule mit Zeitverträgen. Sidgwick, den nichts so leicht erschüttert hat, hätte es davor gegraust. 252
V.
Lust, Schmerz, Macht, Kalkül
Man könnte auch sagen, die Menschen sollen den Schmerz nicht meiden, die Lust nicht suchen – vielleicht will man aus dem Janismus eine Philosophie holen, die wird dann sehr asketisch ausfallen. Man könnte andererseits den Utilitarismus mit den neurobiologischen Erkenntnis- und Technikzugewinnen der letzten Dekaden auffrischen und etwa sagen: Der Schmerz ließe
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