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Der Implex

Der Implex

Titel: Der Implex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Barbara; Dath Kirchner
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kann. In ein modernes Bild übertragen, könnte man mit Leuten wie Greg Egan sagen: Die Welt ist dasselbe wie die Summe aller Computerprogramme, die man schreiben müßte, um die Gesamtheit aller Prozesse zu simulieren, die in ihr stattfinden, und der menschliche Verstand besitzt die nötige Turing completeness , um im Prinzip (vergessen wir nur die Rechenzeit) sämtliche Aufgaben rechnen zu können, die diese Programme ihm stellen, weil sie nur unterschiedlich komplexe Algorithmen sind und der jeweilige Komplexitätsgrad lediglich die Rechenzeit, aber nicht die Berechenbarkeit beeinflußt und die Turingvollständigkeit eines universalen Computers jedenfalls nicht sprengen kann –
    »Other computers might be faster, or have more memory, or have multiple processors running at the same time, but my 1988 Amiga 500 really could be programmed to do anything my 2008 iMac can do – apart from responding to external events in real time – if only I had the patience to sit and swap floppy disks all day long. I suspect that something broadly similar applies to minds and the class of things they can understand: other beings might think faster than us, or have easy access to a greater store of facts, but underlying both mental processes will be the same basic set of general-purpose tools. So if we ever did encounter those billion-year-old aliens, I’m sure they’d have plenty to tell us that we didn’t yet know – but given enough patience, and a very large notebook, I believe we’d still be able to come to grips with whatever they had to say.« 265
VI.
Entzaubern, Widerlegen, Finden, Simulieren
    Was die einen als Erklärbarkeit der Welt feiern, betrauern die anderen als ihre Entzauberung. Es macht einen Unterschied, über den zu oft hinweggegangen wird, ob für diese Entzauberung etwas Philosophisch-Politisches oder etwas Wissenschaftlich-Technisches verantwortlich gemacht wird, also »die Aufklärung« oder »die Naturforschung«.
     
    1.) War es die Philosophie, so hieße das, daß mit Mitteln des Folgerns und der Begriffsarbeit, unter Ausnutzung gewisser Prinzipien der Aufwandsersparnis beim Probehandeln, der Zauber als etwas, was es (in Gestalt von Hexen, Göttern, diesem oder jenem Spuk) nicht geben kann und was es deshalb (!) auch nicht gibt, entbehrlich gemacht wird. Ob sich allzu viele Leute wirklich nach dem so Abgeschafften zurücksehnen, ist nicht so ausgemacht, wie die leichtfertige Rede von der Entzauberung suggeriert; es war ja vieles davon weniger herbeigewünscht (wie etwa der sonst so wenig naive Freud in der »Zukunft einer Illusion« zu glauben scheint – oder war’s eine Finte?), sondern vielmehr verordnet bis befohlen.
     
    2.) War es die Naturforschung, so geschah die Abschaffung des Spuks im Zuge seiner Ersetzung durch allerlei anderes, das es nun statt dessen gab und das unentbehrlich gefunden wurde, von chemischen Elementen bis zu Chromosomen. Zeus und Thor werden in diesem Fall nicht durch Dogmenkritik beseitigt, sondern durch eine Erklärung, wie Blitz und Donner zustande kommen, und die Nutzung der Elektrizität, mit der täglichen Umgang zu pflegen besagte Erklärung plausibilisiert und leichter im Gedächtnis verankern hilft.
     
    Der Fehler, den eine nicht ganz kleine Anzahl von Bildungsplanerinnen und Erziehungsdenkern im Zuge der Aufklärung machten, war nun der, daß sie, ähnlich wie Popper den historisch wirklichen Weg der Forschung in der abendländischen Neuzeit mit deren essentieller Logik verwechselte, die sozusagen phylogenetisch-historische Abfolge von 1.) zu 2.) für den sozusagen ontogenetisch richtigen Weg zum Weltwissen hielten: Erst wird der falsche Zahn rausgerissen, dann die Brücke gebaut.
     
    Mit dieser Stufentheorie des Erkennens und der Wirklichkeitserringung öffnete sie eine Flanke für Kritik, die jedesmal frech wird, wenn nun irgendein »waldursprünglicher Blödsinn« (Engels) per Logik eben nicht auseinandergenommen werden kann, der bislang gang und gäbe war, wenn irgend etwas nicht »erklärt« werden kann, das eventuell gar nicht erklärt werden muß oder aber außerhalb des Erklärungsvermögens auch der Wissenschaft liegt, weil es zum Beispiel außerhalb des Raums der Ursachen und Wirkungen oder des Raums der Gründe und Folgerungen liegt, paradox ist, trivial, tautologisch, im Sinne des Positivismus bedeutungslos und so weiter. Die Religion bestimmt den allerursprünglichsten Anfang von allem möglichen bekanntlich verkehrt, aber poetisch; daraus

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