Der Implex
wegweisender Versuch war, den Implex der philosophischen Begriffstechnik im vollentwickelten Kapitalismus zu entwerfen, und die analytische Schule in den englischsprachigen Ländern die zweite Stufe derselben Entfaltung historisch-logischer Implikaturen bedeutet, im selben Maß auch, in dem die sogenannte Interdisziplinarität eine solche Entfaltung für die Wissenschaften versucht hat und die Informatisierung weiter Teile der logischen Geographie der Einzelwissenschaften abermals eine zweite Stufe des betreffenden Unternehmens darstellt, im selben Maße schließlich, in dem die Naturrechtsidee den politischen Implex der bürgerlichen Neuzeit zu explizieren beginnt und der Marxsche Sozialismus hiervon die Fortsetzung auf höherer Stufe ist, wohl auch die urbürgerliche Idee des Gesamtkunstwerks die Initialisierung der Explikation des Implex der sozial zur spezifischen Welterfahrungsweise teilautonomisierten Kunst darstellt und die Intermedialität seit der Hochmoderne hiervon die zweite Stufe. Die Künste derjenigen Welt, die von nicht erpreßten, nicht erpreßbaren Menschen gemacht ist, werden so synästhetisch (und dabei doch jeweils gattungsgerecht, denn Fortschritt heißt auch bei ihnen: Erweiterung der Menüs) sein wie der Sozialismus naturrechtlich (und dabei doch nicht gleichmacherisch). Entgegen dem hegelianisch kontaminierten Progressismus von Marxstellen wie derjenigen in den Grundrissen über die Unmöglichkeit, in der Neuzeit noch einmal ein Epos zu schreiben, geben wir McLuhan recht: Man kann weiterhin Epen schreiben, aber vielleicht eignen sich gewisse Stoffe, die früher dafür standen, heute eher für eine Fernsehserie oder einen Film. The proof of the pudding is in the eating: So grundverschiedene Temperamente und Begabungen wie Pound und Walcott haben Epen geschrieben (daß beider unterschiedlich gelungene, unterschiedlich reizvolle Ergebnisse niemals so berühmt sein werden wie die Ilias, liegt wieder an der Historizität der Kunstmaßgaben; die ersten vollendeten Muster einer Sache werden häufiger ausgelegt und sogar begriffen als alle späteren Begegnungen, erfüllend oder kritisch, der Künste mit den Gattungen, die von diesen Mustern definiert sind). Schöpfungsakte neuer Genres können dabei, wir befinden uns ja in Implexrelationen, den Maschinen, mit denen sie kunstgemäß herzustellen sind, mitunter um Jahre, sogar Jahrzehnte vorgreifen (die Sorte »Museum als Kunstwerk«, die Broodthaers erfand, klickt man heute im Netz an). Was zwischen der Kunst und den anderen Gesichtskreisen, in denen wir uns umgesehen haben, an Informations- und Energieaustausch geschieht, vermag die Kunst mindestens so umfassend und tief zu untersuchen wie die Wissenschaft (und sicher angstfreier als die Öffentlichkeit, selbst wenn diese weniger irritabel wird als in dem System, das wir gerade erleben); ihre Auseinandersetzung mit dem Unterschied zwischen Natürlichem und Gesellschaftlichem hat, da ihre Auseinandersetzung mit dem Unterschied zwischen dem Künstlichen überhaupt und dem Künstlichen der Künste erst im zwanzigsten Jahrhundert kunstgemäßes Niveau gewinnen durfte, gerade erst begonnen und wird sich vermutlich bald anders anhören als die vorwegnehmenden und deshalb ehrenwerten, aber immer wieder stark verkürzenden Versuche zwischen Holsts Planetenmusik, Stockhausens Lichtwahnsinn und Hèctor Parras Musik aus den zusätzlichen geometrischen Raumzeitdimensionen der neueren kosmologischen Theorien. Der große Vorteil der Künste vor den Wissenschaften in dieser Angelegenheit wird der bleiben, daß sie nicht nur, wie in den genannten Beispielen oder der Aktion, die Beuys und einen Kojoten miteinander ins Benehmen setzte, das Natürliche vom Gesellschaftlichen aus betrachten kann (das können die Wissenschaften auch, und vielleicht wirklich auf nützlichere Art), sondern auch das Gesellschaftliche vom Natürlichen, nämlich vorreflexiv Sinnlichen aus (das können, ja dürfen die Wissenschaften nämlich nicht) – indeterministische Musik von John Cage, synästhetische Verbindung von graphischer Notation mit Freiheitsgraden für Aufführende bei den Kompositionen des reifen (statt des wieder ganz anders funktionierenden späten) Cornelius Cardew, überhaupt die Geschichte der Spannung zwischen Notation und Komposition auf der einen, Improvisation und Kollektivität auf der anderen, aber auch die der Spannung zwischen Popmusik und Avantgarde, mögen für dieses sinnliche Ausagieren des Sozialen (also
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